Deutsche Panzerlieferung für die Ukraine, der Ukrainekrieg und seine Folgen für die Kultur sowie die Unpünktlichkeit der Bahn – das ist heute wichtig.
Hessen. Fast ein Jahr nach Verkündung der „Zeitenwende“ hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Panzerwende vollzogen. 14 Leopard-2-Panzer aus Bundeswehrbeständen hat er der Ukraine versprochen. Vorausgegangen waren lange Wochen der Diskussion in Deutschland mit Druck von beiden Seiten: Denjenigen, die eine Ausweitung des Ukraine-Krieges befürchten, und denjenigen, denen es nicht schnell genug geht mit der Lieferung auch der ganz schweren Waffen. Dass beide Seiten für ihre Position gute Argumente haben, geht in diesem Streit oft unter. Auf Social-Media-Kanälen jedenfalls ist für das - aus Sicht der „Drängler“ – zu zögerliche Vorgehen des Kanzlers der Begriff „scholzing“ gefunden worden. Am Mittwochabend äußerte sich nun auch er selbst zu der Wortschöpfung. „Die Übersetzung von ,Scholzing‘ ist: Deutschland macht das meiste“, sagte er im ZDF. Marie-Agnes Strack-Zimmermann aus der FDP und Andrij Melnyk aus der Ukraine wären dazu sicherlich noch andere Übersetzungen eingefallen. Wobei: Sprachlich sind die beiden wohl nicht in allen Fragen die besten Ratgeber, vor allem nicht in denen der Diplomatie.
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Bitterer Beitrag - und wo führt das hin?
Aber ist die Panzerlieferung jetzt richtig, wie ist das zu bewerten und wie geht es weiter? Werden demnächst gar die ebenfalls seit Monate lauten ukrainischen Rufe nach Flugzeugen erhört? Aus Sicht von Friedrich Roeingh sind die Panzer unser bisher bitterster Beitrag zur Verteidigung der freiheitlichen Ordnung auf dem Kontinent. Doch damit sei es nicht getan. In seinem Kommentar kommt er zudem zu dem Schluss, dass Europa nun ganz schnell einen Masterplan braucht, um seine Rüstungsindustrie auszubauen. Dass auch in Deutschland die Rüstung hochgefahren werden muss, dieser Meinung ist auch der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius.
Der Ukrainekrieg und seine Folgen für die Kultur
Viele Wochen der Diskussion stehen auch der hessischen Landeshauptstadt bevor, auch wenn die militärischen Fragen nur der Ausgangspunkt des dortigen Streits sind. Im Mai sind zwei Auftritte der weltberühmten russischen Sopranistin Anna Netrebko bei den Internationalen Maifestspielen in Wiesbaden geplant. Sie steht in der Kritik wegen ihrer angeblichen Nähe zur russischen Führung und zu prorussischen Separatisten in der Ukraine – obwohl sie sich schon vor Monaten kritisch zum Krieg geäußert hat, ihn in einer Stellungnahme auch ausdrücklich verurteilt. Vor kurzem hat die Ukraine die Sängerin auf eine Sanktionsliste gesetzt, darauf wiederum haben nun das Land Hessen und die Stadt Wiesbaden reagiert – indem sie Konsequenzen für ihr Engagement bei den Festspielen angekündigt haben. Ministerpräsident Boris Rhein lässt seine Schirmherrschaft ruhen, das Land hat einen Vorempfang abgesagt. Der Magistrat der Stadt hat sich noch nicht endgültig zu einem solchen Schritt entschlossen. Volker Milch fasst in seinem Text das Problem und die unterschiedlichen Positionen zusammen – und mahnt in seinem lesenswerten Kommentar zur Abrüstung.
Die Bahn kommt! Bloß wann?
Wer regelmäßig mit der Bahn fährt, kommt regelmäßig nicht ganz pünktlich an, um nicht zu sagen zu spät. Der Fernverkehr kämpft mit chronischen Verspätungen und Zugausfällen. Das mit einem sinnigen Namen ausgestattete Internetportal „Zugfinder.de“ hat nun zusammengetragen, wie (un-)pünktlich die ICE und IC an insgesamt 230 deutschen Bahnhöfen in den vergangenen Jahren waren. Gewinner ist Warnemünde, das leider weit weg liegt von Hessen, dort waren 94 Prozent der Züge pünktlich. Schlusslicht ist das leider sehr viel näher an Hessen gelegene Bingen (39 Prozent), direkt überm Rhein also. Immerhin, ein Trost: Dorthin setzt man hessenseitig aus dem Rheingau besser mit der Fähre über, was eine Verspätung mit dem Zug ausschließt. Karl Schlieker berichtet über die Auswertung und das Ergebnis anderer hessischer Bahnhöfe und beleuchtet in seinem Kommentar, warum das Bahnfahren zur Geduldsprobe geworden ist.
ZU GUTER LETZT
Nur, damit das klar ist und falls Sie es noch nicht bemerkt haben: Bei mir, dem Autor dieses Textes, handelt es sich um eine tatsächlich existierende Person und nicht um einen Chatbot. Heißt: Menschliche Intelligenz ist in Maßen vorhanden und jedenfalls nicht künstlich. Für ziemlich viel Aufsehen sorgt derzeit das Programm „ChatGPT“ - mit entsprechenden Informationen gefüttert, spuckt der künstlich intelligente Chatbot fertige Texte aus. Das potenzielle Anwendungsfeld ist riesig: Für Universitäten und Schulen könnte das einen Umbruch bedeuten, wie Jens Kleindienst schreibt, es könnte auch die Buchbranche massiv verändern, berichtet Johanna Dupré. Und das ist natürlich noch längst nicht alles. Aber ist der Chatbot auch in der Lage, solch zeitlos schöne Zitate wie das des Buchwissenschaftlers Christoph Bläsi abzuliefern? „Wenn man eine Weile mit ChatGPT spielt, merken die meisten, dass die Texte doch in einer gewissen Weise flach bleiben“, sagt er. Ja gut, beruhigend, da liegt die Latte ja dann nicht so hoch, da wird’s auch der ein oder andere nicht-künstlich Intelligente auch künftig drüber schaffen. Und falls Ihnen der Text hier jetzt doch zu flach war: Sorry, bin auch nur ein Mensch.
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