Wahl-O-Mat für Darmstadt, Klimaaktivisten rüsten auf, Kommentar zum warmen Winter, Lungenfacharzt Celik im Erdbebengebiet in der Türkei: Das müssen Sie heute wissen.
Hessen. Mal Hand aufs Herz: Gerne tun wir ja so, als ob wir bei Wahlentscheidungen höchst rational agieren. Nur der Inhalt zählt, natürlich sollten Kandidatinnen und Kandidaten nicht gänzlich aus der Rolle fallen. Und der eigenen Maxime nach haben wir nächtelang über die Programme gebrütet, die wir über einen überdimensionierten Schreibtisch quergelegt haben, um jede Zeile aufzusaugen. Das Ganze natürlich für Bundes-, Landes-, Europa- und Kommunalwahlen gleichermaßen.
Das ist ein schönes Ideal, in der Praxis sieht es dann aber doch so aus, dass die Sympathie ebenso entscheidet wie der schnelle Informations-Snack zwischendurch. Wahl-O-Mate sind als Entscheidungshilfe nicht mehr wegzudenken, und dankenswerterweise kommen sie im Vorfeld von Stadtverordneten- oder Bürgermeisterwahlen immer häufiger zum Einsatz. Wer heute also ein paar Minuten Luft hat, kann gerne einmal die Plattform „Voto“ testen. Jetzt auch mit den OB-Wahlen für Frankfurt und Darmstadt! Und, kommt das Ergebnis Ihrer eigenen Präferenz nahe?
TOP 3 DES TAGES
Betonieren statt kleben
Viel ist zuletzt über die Rekrutierung der „Letzten Generation“ berichtet worden. Von „Bienen“ und „Gärtnern“ ist dort insektenstaatähnlich die Rede, für den Aktivisten-Fulltime-Job gibt es sogar noch Geld obendrauf und über ihre Anzuwerbenden führt die Gruppierung penibel Tabelle, wer geneigt sein könnte, bei härteren Protestaktionen auch in den Knast zu gehen. Doch das Bewerfen von Kunstwerken oder Festkleben ist inzwischen zu fad geworden. Neuster „Clou“: aktives Ausbremsen auf den Straßen. Per LKW oder angemietete Autos, mit denen alle Fahrspuren belegt sollen, damit der Verkehr dahinter bloß nicht schneller als 100 km/h fährt. Das kennt man eigentlich nur von schweren Rockerklubs, die kein Auto vorbeilassen, wenn sie es denn wollen. Weitere „Idee“: gleich die Fahrbahn zubetonieren. Was sonst noch alles kursiert, hat Kollege Daniel Baczyk in seinem lesenswerten Artikel zusammengefasst.
Schwitzen statt frieren
Zugegeben: Die Nächte sind derzeit wieder etwas kälter. Aber macht das allein schon einen Winter aus? Bis auf zwei Schneeperioden haben wir auch 2022/23 nicht viel Winterliches in unserer Region erlebt, vergangene Woche summten in Südhessen schon die Hummeln bei Frühlingswetter um die Wette. Und diesem Eindruck liegt ein klarer Trend zugrunde: Ganze 2,7 Grad Celsius ist die aktuelle Winterperiode wärmer als im langjährigen Mittel von 1961 bis 1990. Das sind keine abstrakten Daten mehr, meint Kollege Jens Kleindienst in seinem Kommentar. Was nun zählt, sind nicht zuletzt wirksame Anpassungsstrategien. Daran ändert auch nichts, dass die milden Temperaturen die gröbsten Verwerfungen der Energiekrise abgefedert haben.
Türkei statt Klinikum
Die meisten medizinisch Interessierten kennen Lungenfacharzt Dr. Cihan Celik von seiner Arbeit am Darmstädter Klinikum. Fundiert und ruhig hat der Mediziner mit seiner Expertise durch die Corona-Krise geführt, ohne in schrillen Alarmismus zu verfallen. Genauso sachlich und ohne viel Aufhebens setzte sich Celik nach dem verheerenden Erbeben in der Türkei und Syrien in Bewegung, um Opfern der Katastrophe schnell zu helfen – auf eigene Faust in der türkischen Provinz Hatay, ohne eine Ahnung davon zu haben, was ihn erwartet oder wo er überhaupt wird schlafen können. Was der Darmstädter Mediziner dort an Schicksalen erlebte, hat Julia Kühhirt sehr eindrücklich zusammengefasst.
ZU GUTER LETZT
Wissen, das die Welt (nicht) braucht
Da wir vorhin den Punkt Wahlentscheidungshilfe hatten: Es ist zwar relativ unwahrscheinlich, dass sich Wählerinnen und Wähler vom Ergebnis mehrheitlich beeinflussen lassen. Das ist schon bei den viel prominenteren „Presidential Debates“ in den USA der Fall. Seit den 1980ern wird deren Einfluss, der sich im niedrigen Prozentbereich bewegt, erforscht. Somit ist auch nicht ausgemacht, dass sich Wahlberechtigte nach einem „Wahl-O-Mat“ richten. Gleichwohl haben sie nachgelagerte Effekte, wie die Bundeszentrale für Politische Bildung herausfand. 60 Prozent der Nutzer waren danach weiterhin motiviert, sich politisch zu informieren. Und wie treffsicher ist das Tool? Fast zu 90 Prozent. Da bleibt nicht mehr viel Bewegung.
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