Exklusiv aus der Redaktion: Spannende Themen aus Hessen

Neues aus Hessen.

Warum das Grüne in der Koalition vergilbt, wie sich die Kandidaten in der Darmstädter OB-Stichwahl unterscheiden und welche Kritik es am Hessentag gibt – das ist heute wichtig.

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Hessen. Ich habe es schon immer geahnt, nun ist es Gewissheit: Papst Franziskus ist ein Trendsetter. Er hat schon die Schlaghose getragen, als die Discokugel noch gar nicht erfunden war. Gerüchten zufolge soll er auch heimlich für Karl Lagerfeld designt haben. Der neueste Schrei aus dem hippen Vatikan-Laufsteg: eine fesche weiße Daunenjacke, die auch die Kollegen der Hessenschau aufgegriffen haben. Leider alles nur durch künstliche Intelligenz erstellter Deep Fake – also genauso wie bei der fingierten Inobhutnahme Donald Trumps (wobei ich hier kein Mitleid hätte). Was nun aber gar nicht lustig ist: Der Pontifex liegt mit Atemwegsinfekt im Krankenhaus. Eine schnelle Genesung an dieser Stelle!

TOP 3 DES TAGES

Ganz schön vergilbt

Die Parteichefs der Koalitionsparteien: Lars Klingbeil (SPD) Ricarda Lang (Grüne) und Christian Lindner (FDP, v.l.n.r.).
Die Parteichefs der Koalitionsparteien: Lars Klingbeil (SPD) Ricarda Lang (Grüne) und Christian Lindner (FDP, v.l.n.r.). (© Michael Kappeler/dpa)
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30 Stunden aushandeln, austarieren, debattieren. Nein, die Rede ist nicht von den gescheiterten Verhandlungen im öffentlichen Dienst, sondern von der Marathon-Sitzung des Koalitionsausschusses. Gut Ding will Weile haben? Nicht immer. Was dort auf 16 Seiten festgehalten ist, ist nicht nur ein Sammelsurium an Altbekanntem, sondern die konkreten Fragen über das Wie werden wieder einmal ausgeklammert. Ist das Heizungsverbot nun gekippt? Was heißt hier „Technologieoffenheit“? Und was hat es mit der Liste an Autobahnprojekten auf sich? Nichts Genaues weiß man nicht. War wohl alles ziemlich schnell zusammenkopiert, findet Kollege Jens Kleindienst in seinem lesenswerten Kommentar. Nun ist Klimapolitik mit der Brechstange auch kein guter Ratgeber. Er findet aber: Das Grün im Farbspiel der Koalition ist ganz schön vergilbt. Schade, dass man diese Vorhänge nicht waschen kann.

Ganz schön unterschiedlich – oder doch nicht?

Michael Kolmer (links) und Hanno Benz (rechts) treten am 2. April in der Stichwahl gegeneinander an.
Michael Kolmer (links) und Hanno Benz (rechts) treten am 2. April in der Stichwahl gegeneinander an. (© )

Grüner gegen Sozialdemokrat, Ex-SPD-Fraktionschef gegen amtierenden Dezernenten: Wer meint, dass es bei der OB-Stichwahl in Darmstadt am 2. April keine wirkliche Auswahl gibt, sollte sich die beiden Kandidaten einmal genauer ansehen. Und bevor hier wieder das Mantra des „Linksgrünversifften“ kommt: SPD und Grüne mögen sich in Darmstadt nicht besonders, jedenfalls dann, wenn im Stadtparlament eifrig debattiert wird. Die beiden aus einem ursprünglichen Zehnerfeld Übriggebliebenen gehen da weitaus konzilianter miteinander um: vorsichtige Attacke ja, dabei aber stets Gentlemen. Zugegeben: Man muss schon ganz genau hinhören und hinsehen, um die unterschiedlichen Akzente herauszufiltern. Oder einfach den Artikel von Kollegin Janka Holitzka lesen. Und wählen gehen bitte nicht vergessen, liebe Heiner!

Ganz schön unglücklich

Die Eberstädter Straße in Pfungstadt wird beim verkaufsoffenen Sonntag endlich wieder zur Flaniermeile.
Die Eberstädter Straße in Pfungstadt wird beim verkaufsoffenen Sonntag endlich wieder zur Flaniermeile. (© Archivfoto: ISP / Bogorinski)
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Zwischen dem 2. und 11. Juni noch nichts vor? Dann könnte der Hessentag in Pfungstadt das Richtige für Sie sein. Die Stadt braucht wegen des Aus‘ ihrer Traditionsbrauerei auch mal wieder einen positiven Schub. Gemeinhin gelten Großereignisse als Wachstumsmotor: Wo viele Menschen sind, kehren sie ein, kaufen, konsumieren und kommen wieder, weil es ihnen gefallen hat. Mit dem Hessentag sind aber nicht alle glücklich, wie Kollege Christopher Hechler herausgefunden hat. Schuld sei das weiträumige Verkehrskonzept, das es Patienten von Physiotherapeuten erschwere, praxisnah zu parken. Trotz aller Bemühungen ist zwischen Praxisinhabern und Stadt keine Annäherung in Sicht. Was bedeutet, dass mit 20-minütigem Fußmarsch zu rechnen wäre.

ZU GUTER LETZT

Wissen, das die Welt (nicht) braucht

Das Deutsche und seine Sprachbilder: Einige sind besonders historisch (Canossagänge), vieles biblisch, manches aber einfach schräg, weil falsch wiedergegeben. Zu meinen Lieblingen gehören die Begleitumstände zum Rücktritt des Bundespräsidenten a.D., hart, härter, „iron“ Horst Köhler. Als dieser eigentlich wegen einer Lappalie 2010 vom höchsten Amt im Staate Abschied nahm, bedauerte dies Angela Merkel „aufs Allerhärteste“, während Guido Westerwelle vom „Donner getroffen“ ward. Ich sage: Schwamm drunter! Es war schließlich eine Zeit, wo „diametral entgegengesetzt“ ebenso eine unsägliche Modeerscheinung an Wortkombinationen war. Das Adjektiv „diametral“ bedeutet bereits entgegengesetzt. Entgegengesetzt entgegengesetzt, also irgendwie zum Ursprungspunkt zurückkehrend. Falls Ihnen also jemand demnächst sprachlich einen Waschbären aufbinden möchte – horchen Sie genau nach.

Auf bald!