
Der Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch legt seinen Posten nieder. Hintergrund sind Vorwürfe „übergriffigen Verhaltens” gegen den früheren Leiter des Priesterseminars.
Limburg. Im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche geht es zum einen um die Frage nach den Tätern und ihren Opfern – und zum anderen darum, wie die Kirche mit den Fällen umgegangen ist. In diesem Zusammenhang gibt es nun einen prominenten Rücktritt im Bistum Limburg. Nach Vorwürfen „übergriffigen Verhaltens“ gegen den verstorbenen früheren Leiter des dortigen Priesterseminars hat Generalvikar Wolfgang Rösch (63) sein Amt niedergelegt. Er habe Bischof Georg Bätzing gebeten, ihn von seinen Aufgaben zu entpflichten, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Schreiben Röschs an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diözese. Röschs Nachfolger ist der Limburger Domdekan Wolfgang Pax (64).
Der Tod des früheren Leiters des Priesterseminars, Christof May, hatte 2022 das Bistum aufgewühlt. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe von Übergriffen gegenüber Erwachsenen hatte Bätzing, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, den Priester im Juni vergangenen Jahres angehört und vorläufig von seinen Ämtern freigestellt. Einen Tag später war May tot entdeckt worden, die Staatsanwaltschaft Limburg ging von Suizid aus.
Bätzing habe danach einen externen Juristen beauftragt, zu klären, ob Rösch selbst bereits 2015 – vor dem Amtsantritt Mays – Kenntnisse über die Vorwürfe gehabt habe und wie er damit umgegangen sei, erklärte Rösch nun in dem Schreiben. „Die Ergebnisse der Juristen liegen jetzt vor und haben mir deutlich gemacht, dass ich Fehler gemacht habe.“ Dafür ziehe er mit seinem Rücktritt persönlich die Konsequenzen.
Er habe 2015 von den Vorwürfen gegen May erfahren. „Damals habe ich ein gemeinsames Gespräch mit einer betroffenen Person und dem Beschuldigten geführt. Das war ein Fehler“, erklärte Rösch. „Dieses gemeinsame Gespräch konnte der betroffenen Person nicht gerecht werden. Ich ging zudem nach dem Gespräch fälschlicherweise davon aus, dass die Beschuldigung gegenstandslos sei. Deshalb habe ich unseren Bischof vor der Berufung von Christof May zum Regens und Bischofsvikar auch nicht auf die Vorwürfe hingewiesen. Auch dies war ein Fehler. Ich bitte alle, die durch mein Fehlverhalten getroffen und verletzt sind, um Verzeihung.“
Bätzing dankte Rösch für sein Wirken als Generalvikar und für seine Bitte um Entpflichtung. „Es ist wichtig, dass aus neuen Erkenntnissen auch Konsequenzen gezogen werden“, sagte er. Rösch erklärte, auch künftig wolle er die Kirche „in unserem Bistum mitgestalten. In welcher Funktion auch immer“.
Rösch hatte zu Beginn den früheren Limburger Bischof Tebartz-van Elst vertreten
Der 63-Jährige hatte 2013 die Vertretung des früheren Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst übernommen. Dieser hatte unter anderem wegen explodierender Baukosten für seinen Bischofssitz sein Amt aufgeben müssen. Rösch stammt aus dem Rheingau, war Kaplan und Pfarrer unter anderem in Wetzlar und Königstein. Von 2010 bis 2013 war er Stadtdekan in Wiesbaden. Das Bistum Limburg erstreckt sich über Hessen und Rheinland-Pfalz.
Der Rücktritt fällt in eine Zeit, in der die katholische Kirche beinahe im Wochentakt von neuen Missbrauchsvorwürfen erschüttert wird. Im Bistum Trier wurde kürzlich der Fall eines Priesters bekannt, der über Jahrzehnte Jugendliche missbraucht haben soll. Eine im März vorgestellte Studie im Bistum Mainz macht früheren Bischöfen, darunter Kardinal Karl Lehmann, schwere Vorwürfe im Umgang mit Fällen. Ähnliche, aber noch heftigere Kritik übt eine Studie im Bistum Freiburg am früheren Bischof Robert Zollitsch.
So twitterte die katholische Kirche zum Rösch-Rücktritt