Schriftstellerin Barbara Honigmann erhält Goethepreis 2023
Frankfurt/Main (dpa) - . Die Stadt Frankfurt verleiht den mit 50.000 Euro dotierten Goethepreis 2023 an die Schriftstellerin Barbara Honigmann. „Barbara Honigmanns Werke sind Zeugnisse des Gefühlslebens der zweiten Generation von Schoah-Überlebenden. In ihnen kommt all der Schmerz, die tradierten Traumata und die Unbehaustheit zum Ausdruck, die viele Kinder Überlebender ein Leben lang begleiten“, begründete Frankfurts kommissarische Oberbürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) am Mittwoch die Entscheidung. Honigmanns Reflexionen über jüdische Identität in Europa würden sie zu einer mehr als würdigen Trägerin der Auszeichnung machen.
Honigmanns Romane seien „literarische Zeugnisse von jüdischen Menschen, die dem Nationalsozialismus entronnen, die Grunderfahrung einer Fremdheit und Exklusion auch noch im Sozialismus erfahren mussten“, sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). „Von großen Desillusionierungen und der Rettung durch die Rückkehr zum Judentum erzählt Barbara Honigmann in einer klaren und kunstvoll einfachen Sprache, die der Tiefe des Stoffes eine ungemeine Intensität verleiht.“
Honigmann wurde den Angaben zufolge 1949 in Ost-Berlin geboren. Ihre jüdischen Eltern hatten die Zeit des Nationalsozialismus im Exil überlebt. 1984 reiste Honigmann aus der DDR in die Bundesrepublik aus. Zuvor setzte sie sich intensiv mit ihren jüdischen Wurzeln auseinander und bekannte sich zum orthodoxen Judentum. Sie arbeitete als Dramaturgin und Regisseurin in Brandenburg und an der Volksbühne in Berlin. Zu ihren wichtigsten Werken zählen unter anderem „Roman von einem Kinde. Erzählungen“ (1986), „Soharas Reise“ (1996), „Ein Kapitel aus meinem Leben“ (2004) sowie „Georg“ aus dem Jahr 2019.
Der Goethepreis wird alle drei Jahre am Geburtstag Johann Wolfgang Goethes, dem 28. August, an eine Person verliehen, „die durch ihr Schaffen bereits zur Geltung gelangt und deren schöpferisches Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig ist“. Zuletzt erhielten ihn Pina Bausch, Adonis, Peter von Matt, Ariane Mnouchkine und 2020 der bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan.