Covid-Impfungen bei Opel: ein Schritt zurück zur Normalität

Zeit zum Entspannen nach der Impfung: 15 Minuten müssen die Opel-Beschäftigten warten, ob sich Komplikationen zeigen. Foto: Vollformat/Volker Dziemballa

Bis zu 300 Personen können täglich auf den Impfstraßen des Rüsselsheimer Autobauers den ersehnten Pieks erhalten. Erste Priorität haben dabei die Beschäftigten in der Produktion.

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RÜSSELSHEIM. Nach dem Pieks ist Entspannen angesagt: Auch wer sich im Opel-Impfzentrum impfen lässt, das innerhalb von drei Wochen in den drei Hallen des K-48-Komplexes aus dem Boden gestampft wurde, muss sich noch 15 Minuten „zur Beobachtung“ gedulden. Zeit für einen Plausch mit Journalisten, die neugierig den Impfstart am Mittwoch auf dem Werksgelände des Autobauers verfolgen.

„Das ging alles recht zügig“, zeigt sich Sebastian Sowada angetan vom Ablauf der Prozesse beim Impfen gegen das Corona-Virus. Dass er sich impfen lässt, war für ihn keine Frage: „Wir sollten alle etwas dafür tun, dass wir die Pandemie in den Griff bekommen.“ Keine Bedenken sich impfen zu lassen, hat auch Thomas Fischer, der üblicherweise im Gebäude K40 für Reparaturen zuständig ist. „Ich finde es richtig und wichtig, dass Opel uns dies jetzt ermöglicht“, sagt er. Auch im Kollegenkreis wollten sich viele impfen lassen.

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„Es ist ein guter Tag für Opel“, sagt Michael Lohscheller, Chef des Rüsselsheimer Traditionsunternehmens als er sich selbst ein Bild vom Impfstart macht. „Es ist für uns und unsere Mitarbeiter ein wichtiger Schritt zurück auf dem Weg zur Normalität.“ Bis zu 300 Personen könnten täglich in der eigens dafür aufgebauten Impfstraße geimpft werden – soweit die Verfügbarkeit der Impfstoffe dies erlaube. Am ersten Tag gab es den ersten Pieks für 126 Mitarbeiter. Und während die Priorisierung bundesweit seit Montag aufgehoben ist, hat Opel für sich eine eigene Priorisierung geschaffen. Zu Beginn werden nur Beschäftigte aus der Produktion geimpft, alle anderen Mitarbeiter können sich erst ab Mitte nächster Woche zur Impfung anmelden. „Wer in der Produktion arbeitet, kann nicht ins Homeoffice. Daher ist uns das besonders wichtig“, begründet Lohscheller diesen Schritt. Im weiteren Verlauf der Impfkampagne wolle Opel auch den Angehörigen der Opelaner ein Impfangebot machen.

Ab kommender Woche Biontech und Johnson&Johnson

Die Frage, ob bei Opel sinnigerweise Astrazeneca verimpft werde, entlockte Lohscheller ein Schmunzeln. Zwar sei er bereits bei seinem Hausarzt, der eine abendliche Restebörse hatte, mit Astrazeneca geimpft worden, aktuell werde bei Opel allerdings Biontec verabreicht. In der kommenden Woche könnte das Vakzin von Johnson&Johnson hinzukommen. Überhaupt ist die Stimmung bei den drei Ärzten und Schwestern sowie den 18 freiwilligen Helfern im Impfzentrum gelöst. Auch ein kleiner Scherz ist erlaubt. So findet sich in Anlehnung an volkstümlichen Aberglauben bei Opel keine Impfkabine mit der Nummer 13.

Mit der Fraport ist auch ein weiterer großer Arbeitgeber der Region bereits am Montag in die Impfkampagne der Betriebsärzte eingestiegen. Bereits seit April seien im Rahmen der hausärztlichen Versorgung über die Notfallambulanz mehr als 2000 Beschäftigte geimpft worden, berichtet eine Sprecherin. Mit dem Einstieg der Betriebsärzte erhöhe sich die Impfkapazität jetzt auf bis 2500 Personen pro Woche. Als Nadelöhr bleibe die Impfstoffzuteilung, hieß es. In der laufenden Woche erwarte das Unternehmen rund 1000 Impfdosen, die verimpft werden könnten.

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Bei der Stadtverwaltung in Rüsselsheim werden einer Rathaussprecherin zufolge derzeit keine betriebsärztlichen Impfungen angeboten, da die Beschäftigten als Angehörige der Priorisierungsgruppen zwei und drei bereits Möglichkeiten hatten, sich um Impfungen zu bemühen. Sollte sich zeigen, dass es darüber hinaus Bedarf an betriebsärztlichen Impfungen gebe, könnte sich die Stadtverwaltung ein solches Angebot aber auch gut vorstellen.

Von Oliver Bär