Als seine Finger tanzen lernten: Der kleine Wolferl ganz groß

Violinistin Monika Schulz und Pianist Thomas J. Scheike beim Mozart-Konzert in der Evangelischen Kirche Hochheim. Foto: Dietmar Elsner
© Dietmar Elsner

Vergangenen Sonntag begann die Konzertreihe von Thomas J. Scheike „Wolfgang Amadeus Mozart – Die Klaviersonaten“ bei Kultur in der Kirche (KiK) in der Evangelischen...

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HOCHHEIM. Vergangenen Sonntag begann die Konzertreihe von Thomas J. Scheike „Wolfgang Amadeus Mozart – Die Klaviersonaten“ bei Kultur in der Kirche (KiK) in der Evangelischen Kirche Hochheim. Der Untertitel lautete: „Vom kindlichen Klavierstück zur seriösen Sonate oder: Wolfgang lernt komponieren.“ Das Konzert war eine Annäherung an den vielleicht bekanntesten Komponisten überhaupt und gleichzeitig eine Reise in eine fremde und längst vergangene Zeit.

Mozart kam am 27. Januar 1756 um 8 Uhr abends in Salzburg, im Hagenauerhaus Getreidegasse Nr. 9, als Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus zur Welt. Als Sohn des hochfürstlichen Hofmusikers Leopold Mozart und seiner Mutter Anna Maria. Er war das siebte Kind seiner Eltern, aber erst das zweite, das überlebte.

Thomas J. Scheike trat bereits mehrfach bei Kultur in der Kirche auf, auch als Leiter des Chores Just4Fun. Auf die Frage: „Warum gerade Mozart“, lachte er: „Da hab ich mir nichts vorzuwerfen. Ich hab gerade letztes Jahr in Bad Kreuznach einen Haydn-Zyklus abgeschlossen und einen Beethoven-Zyklus mach ich gerade in Schwarzburg. Diesen elfteiligen Mozart-Zyklus hab ich schon zweimal veranstaltet, in Bad Münster am Stein und in Bad Kreuznach. Er wurde immer sehr gut angenommen.“

Das galt auch für Hochheim. Die evangelische Kirche war sehr gut besucht. Edda Syborg vom KiK-Team begrüßte die Gäste. Mozart hat 19 Solo-Sonaten hinterlassen, 16 davon sind ganz frühe Werke. KiK entschied sich vorsichtshalber erst einmal für zwei Konzertabende. Doch es sieht gut aus. Offensichtlich möchten auch die Hochheimer Mozart-Freunde die musikalische Entwicklung von seiner frühsten Kindheit bis zum Erwachsenenalter kennenlernen.

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Syborg stellte Thomas J. Scheike vor. Er ist nicht nur Pianist, sondern auch Organist, Dirigent, Sänger, leitet mehrere Chöre, seit 2004 auch Just4Fun. Er produzierte CDs mit dem Kölner Kammerchor, dem Barock-Chor „Capella Piccola“ und dem Jazzchor „Da capo“. Gerade veröffentlichte er eine Ersteinspielung der wiederentdeckten „Bozner Sonate“ von Joseph Haydn. Außerdem gründete er 2018 das kammermusikalische Ensemble Rotenfels-Trio mit Monika Schulz (Violine) und Günter Schulz (Violoncello).

Scheike moderierte das Konzert unterhaltsam, informierte über die Entstehung der Stücke, deren Eigenheiten und erzählte ein paar Anekdoten. Er berichtete vom kleinen „Wolferl“, der schon mit zwei oder drei Jahren mit den Tasten des väterlichen Klaviers spielte, der dabei Tonfolgen und mehrere Töne gleichzeitig ausprobierte, erkundete, was falsch und gut klingen mochte und entdeckte, was Musiker eine Terz nennen, das Drei-Stufen-Intervall der diatonischen Tonleiter.

Einstieg mit dem Stück eines Fünfjährigen

Das Konzert begann mit vier Werken aus dem Jahr 1761, als Mozart fünf Jahre alt war. Schon beim ersten Stück, dem Andante mit der Nummer 1a, konnten sich die Zuhörer entspannt zurücklehnen und die Musik genießen. Wer sich ein wenig auskennt, hörte bereits den Mozart, dessen Musik um die Welt gehen sollte. Ein Glück, dass Vater Leopold das unglaubliche Talent erkannte und bereits diese allerfrühesten Werke notierte. Elegante, vergnügte Menuette waren gerade in Mode gekommen, sie scheinen „Wolferle“ besonders gut gefallen zu haben. Mehrere Werke des Sechsjährigen folgten, auch eine C-Dur- und eine D-Dur-Sonate mit insgesamt sieben Sätzen, darunter fünf Menuette.

Scheike spielte souverän, scheinbar mühelos. Das kommentierte er im Pausengespräch so: „Man sollte dem Künstler die Anstrengung nicht ansehen.“ Zum Klavier in der Kirche, das ja nicht von Steinway stammt, meinte er: „Ich kenne es und komme zurecht.“

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Im zweiten Teil des Programms begleitete Monika Schulz an der Violine. Allerdings ohne Melodiestimme. Der Knabe Mozart nahm vermutlich dabei Rücksicht auf seine fünf Jahre ältere Schwester Maria Anna, genannt „Nannerl“, damit sie ihn auf der Geige begleiten konnte. Die Stimmung wechselte zwischen den Sätzen erheblich. Mal musste Scheike gefühlvoll spielen, dann wieder mit großer Virtuosität die enorm vielen Noten bewältigen: „Da sind schon richtig schwierige Passagen dabei.“

Die Dämmerung war hereingebrochen, der Regen draußen hatte aufgehört, als Edda Syborg zum Abschied sagte: „Das macht Lust auf mehr.“

Am Sonntag, den 21. Mai, um 17 Uhr folgt das zweite Konzert gemeinsam mit dem (kompletten) Rotenfels-Trio unter dem Titel: „Junges Genie auf großer Europareise.“

Tickets für 15 Euro gibt es in der Buchhandlung Eulenspiegel und an der Abendkasse.