„Das sind eure eigenen Geschichten – spielt sie aus...

Theaterprobe zum Stück „Zeitdiebe“ in der Aula der Heinrich-von-Brentano-Schule mit den jungen Schauspielern und Schauspielerinnen der Theaterklasse 6d und Lehrerin Nina Hahn. Foto: Dietmar Elsner
© Dietmar Elsner

Obwohl es erhebliche Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gab, entsteht gerade ein ganz besonderes Theaterstück. Es wird von den Schülern und Schülerinnen der...

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HOCHHEIM. Obwohl es erhebliche Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gab, entsteht gerade ein ganz besonderes Theaterstück. Es wird von den Schülern und Schülerinnen der Theaterklasse 6d allein gestaltet. Ohne eine Vorlage von außen. Lediglich das Thema „Zeit“ hatte Theaterlehrerin Nina Hahn vorgegeben.

Der Aufführungsort kann Lampenfieber und Gänsehaut verursachen: Das Hessische Staatstheater Wiesbaden nimmt das Stück in sein Programm der Schultheatertage 2022 auf. Die jungen Schauspieler der HvB werden es am 29. März 2022 im Kleinen Haus in Wiesbaden um 11 Uhr öffentlich aufführen.

Es wird auch zum Bühnenprogramm des Schulfestes gehören. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Heinrich-von-Brentano-Schule Hochheim wird es am 16. Juli noch einmal aufgeführt.

Schon im vorigen Schuljahr lernten die Kinder der Theaterklasse (eine der fünf Themenklassen der HvB), die Grundlagen des Schauspiels: Wie nutze ich den Raum, wie stehe ich, wie bewege ich mich, wie spreche ich, wie wirke ich?

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Was ist meine wertvollste Zeit?

Vor einem halben Jahr kurz nach den Sommerferien begann nun das neue Theaterprojekt mit dem vorgegebenen Thema „Zeit“. Die Kinder sammelten Ideen und notierten erste Textbausteine: Warum vergeht die Zeit manchmal so langsam und dann wieder so schnell? Wie viel Zeit haben wir alle? Wie wird Zeit gemessen? Was ist meine wertvollste Zeit? Gibt es Zeitdiebe? Woran erinnere ich mich gern? Was würde ich machen, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte?

Erst in einer Projektwoche, dann in kleinen und großen Gruppen, mal selbst anwesend oder online von Zuhause entstanden die neun Szenen des Theaterstücks „Zeitdiebe“. Im Rahmen des Förderprogramms „Löwenstark“ des Hess. Kultusministeriums konnte sogar die renommierte Schauspielerin Katharina Heißenhuber für die Proben gewonnen werden –, um die Sprache, den körperlichen Ausdruck und die Bühnenpräsenz bewusst zu üben.

Jedoch erst jetzt am 17. März 2022 gelang es wegen der Pandemie erstmals, alle Teilnehmer zur einer gemeinsamen Probe in der Aula der Schule zu versammeln. Fünfzehn Mädchen und zehn Jungen im Alter von elf bis 13 Jahren saßen in einem weiten Halbkreis, bereit, ihr neues Stück zu spielen. Vor ihnen die bekannte Bühne mit dem schwarzen Hintergrund, der kantigen Säule mittendrin und dem roten Vorhang. Nina Hahn wurde nicht müde, immer wieder daran zu erinnern, dass das nicht irgendein Stück sei, sondern aus den eigenen Gedanken, Ideen, Wünschen besteht, die überzeugend vorgetragen und ins Publikum hineingetragen werden müssen.

Wichtige Tipps zwischendurch

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Sie gab den weitgehend selbstständig agierenden Kindern zwischendurch wichtige Tipps: „Groß spielen, lieber übertreiben, jeder gibt sein Bestes! Steht ihr richtig und aufrecht in gerader Haltung? Kann euch jeder sehen? Bei Soloauftritten langsam gehen, dabei zählen, langsam und laut sprechen, zwischen Sätzen Pausen machen, ruhig bleiben, dann wieder zählen, ruhig abtreten. Wir haben 30 Minuten Zeit.“

Nina Hahn blieb während der Proben immer im Dialog, jeder sollte seine Ideen und Vorschläge einbringen und immer wieder motivierte sie: „Das sind eure eigenen Geschichten, sie sind echt, spielt sie aus ganzem Herzen!“

Die meisten hatten bereits auftrittsgerecht eine dunkle Hose und ein graues Oberteil an. Nina Hahn erläuterte: „Nicht die Kleidung, sondern das Spiel steht im Vordergrund. Sie spielen schon so gut, dass sie kein Kostüm benötigen, sie können alles mit ihrem Körper ausdrücken.“

Das Stück überzeugt bereits, nur am Schlussbild wird noch gearbeitet. Eines ist sicher: Es wird etwas mit unserer aktuellen Zeit zu tun haben und mit den Geschehnissen in diesen Tagen. Für die 285 Sitzplätze gibt es übrigens noch reichlich Karten. Sie gelten auch als Fahrausweise im RMV-Gebiet und können telefonisch unter (0611) 132 300 im Theater für 4,40 Euro bestellt werden.