Vor 30 Jahren gründete eine Gruppe kulturell interessierter Gemeindemitglieder um Pfarrer Georg Pape den Arbeitskreis Kultur in der Kirche (KiK). Am 11. Dezember nun wurde...
HOCHHEIM. Vor 30 Jahren gründete eine Gruppe kulturell interessierter Gemeindemitglieder um Pfarrer Georg Pape den Arbeitskreis Kultur in der Kirche (KiK). Am 11. Dezember nun wurde dieses Jubiläum mit einem ganz besonderen Konzert gefeiert. Der „New Spirit Gospel Choir Wiesbaden“ inklusive Band präsentierte sein Programm „Passion – Power – Gospel“.
Die 100 verfügbaren Konzertkarten waren in drei Tagen ausverkauft. 40 weitere Plätze kamen für Mitglieder und Ehrengäste hinzu. Jürgen Wolter begrüßte die Gäste, freute sich über das volle Haus: „Man hätte auch doppelt so viele Karten verkaufen können.“ Er erinnerte an die Ursprünge 1992, an die Kirchenrenovierung und die neue sinnvollere Bestuhlung, die Konzerte und Ausstellungen erst ermöglichten. Die derzeitigen Mitglieder des Arbeitskreises stellten sich von den Altarstufen aus den Besuchern kurz vor. Bürgermeister Dirk Westedt überreichte eine Spende der Stadt.
Die Band war bereit, Schlagzeug, Gitarre, Bass und Chorleiter Dr. Andreas-Joachim Peters am Piano begannen mit flotten afroamerikanischen Rhythmen.
Mit „All the Joy“ hinein ins Vergnügen
Die Sängerinnen und Sänger liefen unter viel Beifall ein und das Konzert startete mit dem Gospel „All the Joy“ (Gottes große Freude). Swingend, tanzend, nicht wie früher mit knöchellangen weißen oder grellbunten Umhängen bekleidet, sondern in weißen und hellgrauen Jeans, Hosen, Kleidern, Strickwesten und Pullis.
Der Schlagzeuger arbeitete hinter einer schalldämpfenden Kunststoffglaswand. Im relativ kleinen Kirchenraum wäre der stimmgewaltige Chor auch ohne Mikrofone gut ausgekommen. Die „Spirits“ (newspiritgospel.de) gehören zu den erfolgreichsten deutschen Gospelformationen. Man findet sie auf Konzerten, in Österreich, Schweiz, Italien, Holland, Schweden, Irland und in den USA. In Hochheim standen 18 Stücke aus den aktuellen Gospelcharts auf dem Programm. Alle Sängerinnen und Sänger sangen mindestens ein Solo.
„Bandleader“ Peters moderierte. „Revelation“ (Offenbarung), kündigte er so an: „Stimmen werden wie ein Wasserfall herunterfallen. Halleluja kommt insgesamt 64 Mal vor. Sie werden nicht sitzen bleiben.“ Er behielt Recht. Tanja interpretierte mit großer Stimme „Our Father“ (Vater unser) als ergreifende Ballade. „True Beauty“ (wahre Schönheit) kam mit lateinamerikanischen Rhythmen daher. Bei „Nadie Como Tú“ (niemand wie du) konnte der Schlagzeuger ein erstklassiges Solo hinlegen. Linus, einer der Gründer des Chors, sang anschließend und leidenschaftlich mit seiner Tenorstimme „Enough“ (genug). Sein Tenorkollege Torsten wetteiferte dann mit ihm bei „Old Church Choir“ (alter Kirchenchor). Darin heißt es: „Hört ihr es? Fühlt ihr es? Arme hoch!“ Die Besucher ließen sich das nicht zweimal sagen.
Wie man im Pausengespräch erfahren konnte, feiert der Chor ebenfalls ein Jubiläum. 1997 gegründet, ist er 25 Jahre alt geworden. Die Coronazeit hat dem Ensemble sehr geschadet. Von 18 Sängerinnen und Sängern sind nur noch zehn da. Insbesondere Tenor-Stimmen werden gesucht. Der Wiederaufbau sei bei den wenigen Proben eine große Herausforderung. Chorleiter und Pianist Dr. Andreas-Joachim Peters arbeitet als Physiker am CERN in der Nähe von Genf und hätte gerne mehr Zeit für das gemeinsame Einstudieren der Musik. Von Genf aus kann er nur koordinieren. Gemeinsames Online-Singen im Internet, unabhängig von den technischen Schwierigkeiten, ist für ihn keine Option und kann niemals eine Präsenzprobe ersetzen. Organisiert ist der Chor als gemeinnütziger Verein. Alle Ensemblemitglieder singen ehrenamtlich, ein Teil der Sänger sind Berufsmusiker.
Mit „Total Praise“ (vollständige Anbetung) startete der zweite Teil des Konzerts. Eindrucksvoll war das am Schluss nicht enden wollende „Amen“. „In Jesus Name“ bot dem Gitarristen Gelegenheit für ein Solo mit der Begleitung eines dezenten Engelchors. Ein mitreißender Kanon folgte: „Don‘t Worry“ (mach dir keine Sorgen).
Ein weiteres Highlight war Kristins persönliche Interpretation von „Hills und Valleys“ (Berge und Täler). Es geht um Schatten, Tränen, Schmerz, sich auf den Bergen beugen, aber im Tal die Augen heben. Eine wunderbare große Stimme füllte den Kirchenraum und auch die Herzen der Besucher. Tenor Linus bekannte danach: „Das war so schön, dass ich vergaß, meinen Part mitzusingen.“
In „He Turned It“ durften auch die Besucher alles rauslassen: New Gospel ist nicht leise! „Gone At Last“ (endlich weg) folgte als offiziell letztes Stück.
Gospel-Gassenhauer als ultimative Zugabe
Die Zugabe war der Ohrwurm „Oh Happy Day“. Der Kirchenraum bebte, swingend, lachend ging das Konzert zu Ende. Was für eine Stimmung, was für ein Finale. 140 Besucher klatschten, sangen, unterstützt von Chor und Band: „Bis zum nächsten Jahr, wenn Sie wollen“, rief der Chorleiter dem begeisterten Publikum zu.