Coronavirus: Was erwartet den Lahn-Dill-Kreis im Herbst?

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Noch vor einem Jahr gab es im Lahn-Dill-Kreis zahlreiche Corona-Teststationen. Wie oft wird heutzutage noch getestet?
© Philipp von Ditfurth/dpa/Symbolbild

Die kalte Jahreszeit steht unmittelbar bevor und die Anzahl an Corona-Infektionen steigt wieder. Ändert sich dadurch der Umgang mit dem Coronavirus im Lahn-Dill-Kreis?

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Wetzlar. Die Nase läuft, der Hals kratzt und der lästige Husten will einfach nicht aufhören. In den vergangenen Jahren war klar, was dann als Nächstes folgt: ein Corona-Test. Doch wie sieht die Lage heute aus? Wie ist das mit dem Testen? Sind die regionalen Krankenhäuser von Corona betroffen? Und wie kann man sich selbst und andere in der kalten Jahreszeit vor Infektionskrankheiten schützen? Wir haben beim Kreis-Gesundheitsamt, den Lahn-Dill-Kliniken und beim Vorsitzenden des Arzt-Netzes für die Region Lahn-Dill, Peter Franz, nachgefragt.

Wie aussagekräftig ist die Sieben-Tage-Inzidenz im Lahn-Dill-Kreis?

Basierend auf Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist es auch heute noch möglich, eine Sieben-Tage-Inzidenz für den Lahn-Dill-Kreis zu ermitteln. Die lag zum 12. September laut Angaben des Kreis-Gesundheitsamts bei 7,89 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Im Vergleich zu den Hochphasen der Pandemie im Frühjahr 2022, in denen der Lahn-Dill-Kreis mit einer 7-Tage-Inzidenz von rund 1960 seinen Höchstwert erreichte, scheint der aktuelle Wert nahezu unbedeutend. Allerdings sei es sowieso nicht sinnvoll, die aktuelle Lage im Lahn-Dill-Kreis nur anhand der Inzidenz zu beurteilen, erklärt das Gesundheitsamt des Lahn-Dill-Kreises.

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„Die Inzidenz ist abhängig von der Anzahl an durchgeführten Testungen. Die Testverordnung ist im Frühjahr dieses Jahres ausgelaufen, daher wird die Allgemeinbevölkerung deutlich weniger getestet. Aus diesem Grund sollten wie bisher weitere Parameter zur Beurteilung der Lage herangezogen werden. Hierzu gehören unter anderem die Anzahl der ärztlichen Konsultationen, die Anzahl an Hospitalisierungen sowie Daten des Abwassermonitoring“, heißt es in einer Antwort des Kreis-Gesundheitsamtes auf Anfrage der Redaktion.

Gemessen an diesen Parametern stellt das Kreis-Gesundheitsamt fest, dass sich akute Atemwegserkrankungen derzeit zunehmend in der Bevölkerung verbreiten. Dies sei am Ende der Sommerferien und mit Blick Richtung Herbst keine überraschende Beobachtung. Neben den für die Jahreszeit typischen Erkältungskrankheiten nehme bundesweit auch die Zahl der Covid-19 Erkrankungen, ausgehend von einem niedrigen Sommerniveau, zu.

Bedeuten die steigenden Zahlen, dass im Lahn-Dill-Kreis nun wieder schärfere Maßnahmen zum Infektionsschutz gelten? Das ist vorerst nicht der Fall. Nach Angaben des Gesundheitsamtes gibt es aktuell keine spezifischen Maßnahmen zum Infektionsschutz, die ausschließlich den Lahn-Dill-Kreis betreffen.

Wie sieht die Situation in den Krankenhäusern aus?

„Aktuell haben wir keine Patienten mit schwerem Corona-Verlauf auf unseren Intensivstationen“, betont die Pressestelle der Lahn-Dill-Kliniken auf Anfrage der Redaktion. Dennoch beobachte man in den Krankenhäusern das Infektionsgeschehen bei Patienten und Mitarbeitern sehr genau. In den Lahn-Dill-Kliniken herrsche derzeit keine allgemeine Test- und Maskenpflicht für Patienten und Besucher. Die Mitarbeiter und Patienten sollten aber bei leichten Erkältungssymptomen geeignete Maßnahmen zum Infektionsschutz, wie das Tragen einer FFP2-Maske, ergreifen. Auf diese Weise könne man Infektionsketten frühzeitig unterbrechen.

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Zusätzlich werde bei symptomatischen Patienten im Verdachtsfall ein Corona-Schnelltest vorgenommen. Fällt dieser positiv aus, werden die Patienten laut Pressestelle der Lahn-Dill-Kliniken isoliert untergebracht und behandelt. Mitarbeiter der Krankenhäuser werden außerdem darum gebeten, nicht krank zur Arbeit zu erscheinen.

Wie kann ich mich und andere im Herbst vor Infektionskrankheiten schützen?

Dass nicht nur die Corona-Zahlen, sondern auch die Anzahl an anderen Infektionskrankheiten momentan wieder ansteigen, ist für Peter Franz, den Vorsitzenden des Arzt-Netzes für die Region Lahn-Dill, keine Überraschung. „Das ist ganz typisch für diese Jahreszeit“, meint der Allgemeinmediziner. Im Gespräch mit der Redaktion sagt Franz, was er seinen Patienten für den bevorstehenden Herbst in Sachen Infektionsschutz empfiehlt. „Vor allem sollte man zu Hause bleiben, wenn man sich krank fühlt. Um andere Menschen nicht anzustecken, ist es empfehlenswert, eine Infektionskrankheit ordentlich zu Hause auszukurieren“, betont Franz. Da Infektionskrankheiten wie Corona auch heute noch ein ernstzunehmendes Risiko für bestimmte Gruppen wie ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen darstellen, habe der Arzt in seiner Praxis in Ehringshausen eine gesonderte „Infektionssprechstunde“ eingerichtet. Auf diese Weise wolle man verhindern, dass Patienten mit Infektionskrankheiten andere Patienten anstecken.

Wann wird eine Impfung empfohlen?

„Der neue Corona-Impfstoff kommt und mit ihm die Empfehlungen der Stiko (Ständige Impfkommission, Anm. d. Red), wer sich gegen die neue Variante impfen lassen sollte“, sagt Peter Franz. Im Gespräch mit der Redaktion teilt der Vorsitzende des Arzt-Netzes für die Region Lahn-Dill mit, dass in vielen Arztpraxen momentan kaum gegen Corona geimpft werde. „Das Problem ist, dass Patienten für eine Corona-Impfung aktuell noch in Vorkasse treten müssen. Außerdem bekommen wir immer noch ein Fläschchen mit sechs Impfdosen pro Flasche in die Arztpraxen geliefert. Um keinen Impfstoff zu verschwenden, bieten sich also eher gesammelte Impftermine an“, erklärt der Hausarzt. Er selbst wolle im Herbst in seiner Praxis einen Impftermin anbieten, bei dem sich Patienten sowohl den neuen Corona-Impfstoff als auch die Grippe-Impfung abholen können.

Wird eine Auffrischung des Corona-Impfschutzes für jeden empfohlen? „Nein. Junge und gesunde Menschen werden in der Regel nicht aufgefrischt. Letztendlich richten wir uns, sobald der neue Impfstoff da ist, aber nach den Empfehlungen der Stiko“, sagt Franz.

Aktuell empfiehlt die Stiko, dass Personen ab 18 Jahren mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf sowie Personen mit erhöhtem Corona-Infektionsrisiko zukünftig weitere Auffrischungsimpfungen – in der Regel im Mindestabstand von 12 Monaten zur letzten Impfung oder Infektion – erhalten, vorzugsweise im Herbst.

Voraussichtlich ab Ende September soll die Impfung mit dem neuen Booster von Biontech möglich sein.