Bischof Peter Kohlgraf hat sich zu den Sparmaßnahmen des Bistums Mainz bei Schulen geäußert und erklärt, warum es richtig ist, die Trägerschaft für einige Schulen abzugeben.
MAINZ. Bischof Peter Kohlgraf hat in einem Interview mit der Bistumszeitung „Glaube und Leben“ den Sparkurs des Bistums verteidigt, der auch vier Schulen in Mainz betrifft: Die katholische Kirche will die Trägerschaften für die Martinus-Schule Gonsenheim, das Gymnasium Theresianum in der Oberstadt sowie für das Ketteler-Kolleg und -Abendgymnasium in Hartenberg-Münchfeld abgeben. Außerdem wird der Grundschulzweig der Martinus-Schule Weißliliengasse in der Altstadt geschlossen, der Realschulzweig der Schule allerdings ausgebaut (diese Zeitung berichtete mehrfach).
Im Interview mit der Kirchenzeitung sagt Kohlgraf, er sei überzeugt, dass das Bistum in der „Zukunft für diese Schulen nicht mehr der beste Schulträger hätte sein können“. Zitat: „Wenn wir die Schulen behalten hätten, hätte das massive Auswirkungen auf die Qualität dieser Schulen gehabt“, sagt Kohlgraf mit Blick auf die bekannten Sparzwänge. Auch betont der Bischof: „Es geht hier nicht um das Abwickeln von Schulen.“
Bistum will 50 Millionen Euro einsparen
Bis 2030 will das Bistum bekanntlich 50 Millionen Euro einsparen. Mit den im September öffentlich gemachten Maßnahmen sind nach Angaben der Kirche 15 Millionen Euro abgedeckt, 35 Millionen Euro stehen noch aus. Man habe, so Kohlgraf, „mit den Schulen angefangen, weil sie im Bistumshaushalt einen der größten Posten bilden“. Wo genau das Bistum welche Schwerpunkte setze, müsse gut überlegt werden. Aber es gebe Situationen, wie jetzt mit den Schulen, die nicht auf breiter Ebene diskutiert werden könnten: „Einfach weil die Zeit drängt.“
Auffällig sei für ihn, so Kohlgraf weiter, dass manche Institutionen wie das Ketteler-Kolleg, an dem man das Abitur nachholen kann, „in der Öffentlichkeit praktisch keine Lobby“ hätten: „Das sagt auch etwas aus über katholische Schulen, in denen bestimmte Gesellschaftsschichten vertreten sind.“ „Sauer“ auf seine Vorgänger, dass sie nicht rechtzeitiger etwas unternommen hätten, sei er nicht, wird Kohlgraf zitiert: „Wir haben erst in den vergangenen Jahren tatsächlich die Kosten für die Schulen und Bildungshäuser angeschaut. Es gab bislang keine verlässlichen Zahlen.“
Kohlgraf zeigt Verständnis für Betroffene
Die Schulen kosteten das Bistum unterschiedlich viel – dies sei „einer der Gründe für die Entscheidung im Hinblick auf die betroffenen Schulen“. Man habe „mit einem großen Herzen, als scheinbar noch genug Geld da war, Schulen von Ordensgemeinschaften übernommen“. Die meisten der Bistumsschulen seien zuvor in einer Ordensträgerschaft gewesen. Kohlgraf: „Vielleicht hätte man sich damals schon die Grundsatzfrage stellen können, ob es zielführend ist, jede einzelne Schule übernehmen zu müssen.“
Der Bischof betont aber: „Wir bleiben ein Schulbistum mit 13 Schulen.“ Das seien erheblich mehr Schulen als in anderen Diözesen. Es sei dem Bistum wichtig, weiter mit Schulen aus allen Schularten vertreten zu sein.
Verständnis zeigt Kohlgraf in dem Interview für „die Welle der Traurigkeit und des Unverständnisses“. Unter anderem hatten Eltern und Schüler der Martinus-Schule Weißliliengasse gegen die Sparpläne demonstriert (diese Zeitung berichtete).
Kohlgraf: „Das finde ich legitim, dass gerade die, die persönlich betroffen sind, sich melden. Es gab aber auch Reaktionen, die durchaus ins Persönliche gingen, die sagen: ,Sie haben überhaupt nichts kapiert.’ Den Schuh ziehe ich mir nicht an. Ich war fast zehn Jahre an verschiedenen katholischen Schulen als Religionslehrer und als Schulseelsorger tätig. Wie katholische Schulen funktionieren, das muss mir wirklich niemand erklären.“
Das vollständige Interview ist im Internet hier nachzulesen unter https://www.kirchenzeitung.de/bischof-peter-kohlgraf