Beim Projekt "City-Bahn" sind die Kaiserstraße und die Variante über den Flachsmarkt bei Bürgern, Planern und Interessengruppen aus dem Rennen.
MAINZ. Vier Varianten wurden ausgiebig diskutiert, zwei sind übrig: Über die Große Bleiche oder über die Ludwigstraße soll die „CityBahn“ geführt werden, wenn es nach der Meinung der rund zwei Dutzend Teilnehmer des Beteiligungs-Workshops geht. Die Vertreter von Interessengruppen, Ämtern und Planungsbüros hatten in vier Sitzungen Kriterien definiert, gewichtet und dann die einzelnen Trassenführungen beurteilt. Fazit: „Es gibt keine konfliktfreie Variante und nirgends Idealbedingungen“, sagt MVG-Prokurist Uwe Hiltmann, der das „CityBahn“-Projekt als Kaufmännischer Geschäftsleiter führt, „machbar sind alle vier Varianten.“
Die Trassenführung über die Kaiserstraße allerdings landete bei keinem der Workshop-Teilnehmer in der Gesamtbeurteilung auf Rang eins und nur bei einem auf Rang zwei. Wesentliche Kritikpunkte waren die Auswirkungen auf den Individualverkehr, die vergleichsweise weite Entfernung zur Innenstadt samt mangelnder Umsteigoptionen. Würde man die Trasse auf dem linken Fahrstreifen installieren, müssten Bäume gefällt werden, rechtsseitig wären diverse Hofeinfahrten blockiert. Und Haltestellen in Mittellagen wurden generell kritisch gesehen. Auch die Schienenführung über Quintinsstraße, Flachsmarktstraße und Große Bleiche wurde mit breiter Mehrheit nicht favorisiert, vor allem wegen zu enger Straßen, problematischer Haltestellenanordnung und der Länge der Trasse, die längere Fahrtzeiten mit sich bringt.
Die Workshops tagen nichtöffentlich, üblicherweise werden am Folgetag die Ergebnisse mitgeteilt und dann auch im Internet einsehbar gemacht. Am 15. Januar soll sich der Workshop erneut treffen und, so Hiltmann, „die beiden Varianten, mit denen wir uns näher beschäftigen wollen“, erneut debattieren. Bislang sei das Stimmungsbild pari-pari. Die Mainzer Netze oder, so Stadtwerke-Pressesprecher Michael Theurer, eine andere stadtnahe Gesellschaft werden zudem eine detailliertere technische Analyse der Trassenführung bei den beiden bevorzugten Varianten erarbeiten. Dabei geht es um Leitungen und Bodenarbeiten, aber auch um eine grobe Schätzung von Kosten und Baustellendauer. Die Ergebnisse könnten in rund einem halben Jahr vorliegen, werden also noch nicht in die nächste Workshop-Runde einfließen.
Workshop soll Empfehlungen an Politik richten
Hinsichtlich der Kriterien war den Teilnehmern die Vernetzung mit bestehenden ÖPNV-Angeboten, die Schaffung eines Anreizes zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel, die möglichst reibungsarme Umsetzung der Maßnahme und auch die Sicherheit im laufenden Verkehr am wichtigsten. Die kurzen Wege beispielsweise sprachen für die Große Bleiche, wo wiederum die problematische Leitungslegung und Haltestellenanordnung sowie die fehlende Nähe zum City-Kern als Minuspunkte gewertet wurden. Die Fußgängerströme entlang der Trasse sprachen eher gegen die Ludwigsstraße, wo indes die Umsteigebeziehungen zwischen Straßenbahnen und Bussen günstig sind.
Der Workshop schrieb den Planern einige Aufgaben ins Stammbuch. So solle auf Ladezonen, Überquerungsmöglichkeiten der Trassen, die Vernetzung und die Barrierefreiheit besonderer Wert gelegt werden. „Die Aufgabe des Workshops ist, Empfehlungen für eine möglichst breit akzeptierte Linienführung an die Politik zu richten“, erklärte Hiltmann, „das werden wir am 15. Januar erreichen.“ Möglich sei auch, dass weiterhin zwei Trassen als gleichermaßen empfehlenswert angesehen würden. „Ich persönlich glaube an die Schwarmintelligenz“, unterstrich Hiltmann. Bindend sind die Voten der Workshops nicht, entscheiden muss letztlich der Stadtrat.