Mainz schaltet die Corona-Ampel auf Rot. Die neue Allgemeinverfügung soll ab Dienstag in Kraft treten. Wer von den neuen Einschränkungen betroffen ist.
MAINZ. Die Zahl der Corona-Infektionen wächst in Mainz aktuell so schnell wie noch nie. Seit Freitag hat das Gesundheitsamt in der Landeshauptstadt 73 neue Infektionen registriert, womit der wichtige Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen auf 64 gestiegen ist – und damit höher als er in den ersten Wochen der Ausbreitung im März und April je war. Nur drei Tage nachdem die Corona-Warnampel auf Orange sprang, ist damit nun bereits die „Gefahrenstufe Rot“ erreicht, weshalb Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) am Montag gemeinsam mit Gesundheitsamtsleiter Dr. Dietmar Hoffmann und Ordnungsamtsleiter Ulrich Helleberg neue Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus bekannt gibt.
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Die neue Allgemeinverfügung sei über das Wochenende und am Montagvormittag erarbeitet worden und enthalte „eine Reihe einschneidender Maßnahmen“, erklärt Ebling. Dabei versuche man auf effektive Maßnahmen zu setzen, von denen man hoffe, dass sie bald greifen. „Das sind keine Schaufenstermaßnahmen“, betonte der OB. Die Neuinfektionen, die am dritten Tag in Folge über der Marke von 50 pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen lägen, würden vor allem von den „Party People“, Familienfeiern und neuerdings auch von Sportveranstaltungen getrieben, wobei bei letzteren nicht klar sei, ob die Infektionen während des Sports übertragen würden oder „in der dritten Halbzeit“.
An diesen Stellen wolle man ansetzen, um „gemeinsam das Richtige zu tun, und möglichst schnell von diesem Sockel herunterzukommen“, so Ebling. Dabei sei es das Ziel, möglichst nicht in den Kita- und Schulbetrieb sowie den Handel eingreifen zu müssen. Doch auch so sei ihm klar, dass die Maßnahmen „einige Menschen treffen werden“. Denn viele Bereiche des öffentlichen Lebens müssen sich auf deutliche Einschränkungen einstellen: So herrscht mit Inkrafttreten der Allgemeinverfügung an diesem Dienstag um 0 Uhr in der Gastronomie eine Sperrstunde von 23 Uhr bis 6 Uhr. Pro Tisch sind dort fortan nur noch fünf Personen zugelassen oder die Angehörigen von zwei Hausständen. Die freie Platzwahl und das Sitzen an der Theke gehören zudem genauso wie Buffets fürs erste auch der Vergangenheit an.
Regelungen für Versammlungen
Und auch im öffentlichen Raum geht das große Zählen wieder los: Wie am Restauranttisch gilt nun auch hier, dass sich maximal fünf Personen oder die Angehörigen zweier Hausstände versammeln dürfen. Bei Veranstaltungen im Freien ohne feste Sitzplätze sind nun nur noch 250 Personen zugelassen, während es in geschlossenen Räumen nur noch 50 sind. Für Privatveranstaltungen wie Hochzeiten und Geburtstage wird die maximal zulässige Zahl der Anwesenden derweil von 25 auf 20 reduziert.
In Kinos, Theatern, Konzerthäusern und anderen Kultureinrichtungen bleibt die Zahl der zugelassenen Gäste dagegen auf dem bisher gültigen Stand. Allerdings gilt fortan hier wie in der Kirche und in den Versammlungen von Religionsgemeinschaften die Maskenpflicht auch am Platz. In Museen, Ausstellungen, Galerien und Gedenkstätten sind dagegen nun weniger Menschen als bislang zugelassen. Nach der Allgemeinverfügung darf sich dort fortan eine Person pro 20 Quadratmeter Fläche aufhalten.
Die gleiche Vorgabe gilt nun für viele Angebote im sportlichen Bereich, der unter den neuen Maßnahmen besonders leiden wird. In Hallenbädern, Saunas und bei Wellnessangeboten ist je eine Person pro 20 Quadratmeter Fläche zugelassen, während Trainingsgruppen in der Halle noch höchstens aus fünf Leuten bestehen dürfen. Im Freien dagegen sind noch maximal 20 Personen in festen Kleingruppen zugelassen, während Kontaktsport sowohl drinnen als auch draußen untersagt ist.
Genauso untersagt sind Messen, Floh- und Trödelmärkte; für Spielbanken, Spielhallen und Wettbüros gilt derweil die gleiche 23-Uhr-Sperrstunde wie für die Gastronomie. Bordelle und Prostitutionsgewerbe bleiben grundsätzlich geschlossen.
Die Maßnahmen sollen zunächst für die Dauer der Herbstferien gelten, erklärt Ebling. Die Hoffnung sei, dass man sie vor dem 26. Oktober „wieder im positiven Sinne verändern“ könne und nicht in den Bildungsbereich eingreifen müsse. „Aber das funktioniert nur, wenn sich alle daran halten.“
Für Gesundheitsamtsleiter Hoffmann ist beim Anstieg der Neuinfektionen aktuell „kein Ende in Sicht“. 80 bis 90 Prozent der festgestellten Infektionen würden durch die Kontaktermittlung gefunden, aber diese könne wegen der immer längeren Kontaktlisten „nicht mehr lange durchgehalten werden“. „Bei 20 bis 40 Kontakten pro Neuinfiziertem kann man sich das ausrechnen.“ Deshalb gelte es nun „zu schauen, ob man jedes Event wahrnehmen oder zu jeder Feier gehen muss“, betont Hoffmann.