Die Arbeiten an der Autobahnbrücke sollten längst beendet sein. Doch stattdessen stehen nach der Vollsperrung an diesem Wochenende weitere Sperrungen an.
SÜDHESSEN. Funken fliegen auf der Autobahnbaustelle am Darmstädter Kreuz als ein Arbeiter die Spitzen eines Gerüsts mit der Flex kappt. Allerdings war dieses Mini-Feuerwerk am Freitagabend nicht vorgesehen. Geplant war, die Nordrampe der Brücke über die Autobahnen A5/A67 vom Mittelstreifenpfeiler bis zum östlichen Widerlager zu verschuben. Da das kleine Baugerüst an der tonnenschweren Rampe teilweise entlangschrammte, wurde es kurzerhand zurecht gestutzt.
Die Arbeiten in der Nacht vom gestrigen Freitag auf Samstag waren die dritte und letzte Phase vom Verschub der Nordrampe, was wiederum Teil des Gesamtprojekts Neubau der vier Brücken des Darmstädter Kreuzes ist. Was voraussichtlich bis 2024 dauern wird.
Auch dritte Phase bringt Verzögerungen mit sich
Die Verschubung ab Freitagabend, also die fertig montierte Nordrampe von Westen nach Osten weiter über die Autobahn zu verschieben, setzte eine vorangegangene Verschubung fort. Aber die Zweite sei nicht einfacher als die Erste, erklärt Projektleiter Kevin Krull. Jetzt sei die Rampe länger und auf 24 anstelle zwölf Punkten aufgelagert. „Die müssen alle gleichzeitig beobachtet werden“, beschreibt er, daher seien in dieser Nacht auch 48 Kräfte im Einsatz.
Eine weitere Verzögerung kam durch eines der Seitenführungselemente (das senkrechte gelbe Teil auf dem Foto). Diese sorgen dafür, dass die Rampe wie vorgesehen in der leichten Kurve verschubt wird. Aber die Arbeiter mussten erst am Element vorne und später an einem hinteren Seitenführungselement Kunststoffgleitplatten austauschen.
Brücke sollte eigentlich 80 Jahre halten
Die Vorarbeiten am Darmstädter Kreuz haben eigentlich schon 2009 begonnen, blickt Projektleiter Krull zurück. Damals wurde die Restnutzungsdauer der 1967 gebauten Brücken untersucht. „Eigentlich hatte man erwartet, dass die 80 Jahre halten“, schildert er, aber vor 55 Jahren habe man das spätere höhere Verkehrsaufkommen falsch eingeschätzt. 2011 begannen die Planungen, 2015 war die Online-Umfrage zur Farbe des Zentralbauwerks, das ab 2017 innerhalb von zwei bis drei Jahren neu gebaut werden sollte. Was aber nicht passierte. „Man hatte festgestellt, dass die Nordrampe zeitnah zu ersetzen ist“, blickt der Bauingenieur zurück, weshalb man beschloss, alles in einer Baustelle zu erneuern.
Die Pandemie führe aktuell zu keinen Verzögerungen, sagt der Projektleiter, „aber wir haben bei unserer Arbeit Fachkräftemangel“. Die Autobahn GmbH suche Bauingenieurinnen und -ingenieure für die Projektabwicklung, schildert er.
Im Juli und August weitere Sperrung notwendig
„Der Verschub hat funktioniert“, teilte Christa Tserdakidou-Mölbert von der Autobahn GmbH am Samstag um 13 Uhr mit. Aber die Sperrung habe wegen Verzögerungen wie oben geschildert länger gedauert als geplant.
Dafür endete die zweite Sperrung an diesem Wochenende, sie war von Samstag, 21 Uhr, bis Sonntag, 10 Uhr, pünktlich. Die Fahrbahnen waren in der Nacht weiter eingehaust worden, um den Verkehr gegen die Bauarbeiten auf den Rampen und Brücken abzusichern.
Lesen Sie auch: Wie die Bauarbeiten am Darmstädter Kreuz ablaufen
Die nächste Sperrung ist am letzten Juliwochenende. Da werden die Autobahnen teilweise in Fahrtrichtung Süden gesperrt werden, weist die Autobahn GmbH hin. Es soll aber immer eine Fahrbeziehung in Richtung Mannheim oder Basel offen und befahrbar bleiben. Voraussichtlich am ersten Augustwochenende wird die Autobahn erneut gesperrt. Es werden Beton-Fertigteilplatten in die Nordrampe und das nördlichen Zentralbauwerk eingebaut.