Erster Affenpockenfall in Hessen bestätigt

Elektronenmikroskopische Aufnahme, die von den Centers for Disease Control and Prevention zur Verfügung gestellt wurde, zeigt reife, ovale Affenpockenviren (l) und kugelförmige unreife Virionen (r), die aus einer menschlichen Hautprobe stammt. Foto: Cynthia S. Goldsmith/Russell Regner/CDC/AP/dpa

In Frankfurt ist am Dienstag der erste Fall von Affenpocken in Hessen nachgewiesen worden.

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FRANKFURT. In Hessen wurde ein erster Fall von Affenpocken nachgewiesen – das gab das Hessische Ministerium für Soziales und Integration bekannt, dem auch das Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen nachgeordnet ist.

Das Ergebnis wurde mittels Elektronenmikroskopie und PCR durch das Institut für medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt unter der Leitung von Prof. Sandra Ciesek bestätigt. Die infizierte Person hatte sich am Dienstag mit entsprechenden Symptomen in der Universitätsklinik vorgestellt.

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Informieren Sie sich über die Affenpocken in unserem Dossier zum Thema.

„Das allgemeine Infektionsrisiko für die Bevölkerung ist bei Affenpocken als gering einzuschätzen. Dennoch verfolgen auch wir die Entwicklung natürlich sehr aufmerksam“, sagte Hessens Gesundheitsminister Kai Klose. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte zuvor am Rande des Deutschen Ärztetags in Bremen mitgeteilt, dass für Infizierte in Deutschland generell eine angeordnete Isolation von mindestens 21 Tagen empfohlen werden soll.

Affenpocken sind eine seltene, von Tieren – vermutlich vor allem Nagetieren – auf Menschen übertragbare Viruserkrankung. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten, aber vor allem bei sehr engem Kontakt möglich. Die Inkubationszeit für Affenpocken beträgt zwischen sieben und 21 Tagen. Erste Symptome der Krankheit sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Es kann großflächiger Hautausschlag dazukommen.

Nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach besteht durch die Affenpocken keine Pandemiegefahr – sie sind wesentlich weniger ansteckend als beispielsweise das Coronavirus. „Beim Coronavirus kann man sich schon über zwei Meter Abstand infizieren, oder wenn man längere Zeit mit jemandem im geschlossenen Raum ist“, erklärt Professor Bodo Plachter, kommissarischer Direktor des Instituts für Virologie der Universitätsmedizin Mainz in einem Interview mit dieser Zeitung. „Das geht bei den Affenpocken nicht. Hier müsste man direkt angehustet werden“.

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Insbesondere in der älteren Bevölkerung gebe es zudem eine Grundimmunität gegen die Pocken – der Pockenimpfstoff, mit dem bis in die Achtzigerjahre hinein die Bevölkerung in Deutschland standardmäßig geimpft wurde, hilft auch gegen die Affenpocken. Da jedoch inzwischen seit Jahrzehnten nicht mehr gegen die Pocken geimpft werde, stelle sich jedoch die Frage, wie lange diese Grundimmunität noch anhält. Man könne sich „gut vorstellen, dass der Immunschutz nicht mehr ganz so gut ist“, sagt Plachter, und betont jedoch gleichzeitig: „Aber wir haben es mit einer Erkrankung zu tun, die in aller Regel keine schweren Verläufe nach sich zieht. Diese Erreger zirkulieren auch in Westafrika seit Jahrzehnten und haben auch dort nur selten zu schweren Erkrankungen geführt.“