Zwei von Frankfurter Forschern gefundene Wirkstoffe sollen im Kampf gegen die Corona-Pandemie nun in klinischen Studien getestet werden. Erste Tests waren vielversprechend.
FRANKFURT. Die Suche nach Impfstoffen und Medikamenten gegen das neue Coronavirus laufen weltweit auf Hochtouren. Auch Frankfurter Forscher haben nun Ansatzpunkte für eine Covid-19-Therapie und mehrere Wirkstoffe gefunden, die das neue Coronavirus stoppen könnten. Zwei dieser Wirkstoffe werden in klinischen Studien weiter geprüft.
In dem Frankfurter Forscherteam haben Biochemiker und Virologen der Goethe-Universität sowie des Universitätsklinikums Frankfurt zusammengearbeitet. Sie konnten zunächst beobachten, wie das SARS-CoV-2-Virus, der Erreger von Covid-19, menschliche Zellen verändert. Dabei testeten sie eine Reihe von Wirkstoffen in Modellversuchen im Labor, von denen einige die Vermehrung des Virus verlangsamen oder sogar stoppen konnten. Diese Ergebnisse ermöglichen es, die Suche nach einem Wirkstoff auf eine geringe Anzahl bereits zugelassener Medikamente zu fokussieren. Die Ergebnisse haben jenseits des Atlantiks bereits hohe Wellen geschlagen: Wie seit Beginn der Corona-Krise üblich, haben die Frankfurter Forscher diese sofort auf einem Preprint-Server und auf der Webseite des Instituts für Biochemie II zur Verfügung gestellt.
Mittlerweile werden die Ansätze aus Frankfurt auch von Firmen in konkreten Studien weiterverfolgt: Ausgehend von diesen Ergebnissen bereitet zum einen das US-amerikanische Unternehmen Moleculin Biotech eigenen Angaben zufolge einen Wirkstoff für eine klinische Studie vor, der in den für die Virusvermehrung notwendigen Kohlehydrat-Stoffwechsel eingreift, der nach den Frankfurter Forschern eine der Schwachstellen darstellt.
Mit einem weiteren Wirkstoff startet ein kanadisches Unternehmen eine klinische Studie. So will Bausch Health Americas auf Basis der in Frankfurt getesteten Wirkstoffe Ribavirin an zunächst 50 Probanden testen. Ribavirin stoppt die Vermehrung vieler Virus-Typen, einschließlich des Hepatitis-C-Virus. Auch Wissenschaftler der Mainzer Universität hatten übrigens mit Hilfe eines „Super-Computers“ in den vergangenen Wochen nach Substanzen gesucht, die gegen das neue Coronavirus wirksam sein könnten. Auch sie kamen unter anderem zu dem Schluss, dass Medikamente, die gegen Hepatitis-C wirken, auch bei dem neuen Coronavirus helfen könnten.
Dr. Christian Münch, Leiter der Gruppe Proteinqualitätskontrolle am Frankfurter Institut für Biochemie II, freut sich zudem, dass es auch unter den in Frankfurt getesteten Hemmstoffen, noch weitere potenziell interessante Kandidaten gebe, die zum Teil sogar bereits für andere Indikationen zugelassen seien. Die Suche nach einem Wirkstoff läuft also unter Hochdruck weiter – auch mit Hilfe von Forschern aus dem Rhein-Main-Gebiet.