Hattersheim ist Extrem-Hotspot

Coronavirus. Foto: Romolo Tavani - adobe.stock.com

Keine andere Kommune im Main-Taunus-Kreis ist so stark von Corona-Infektionen betroffen wie Hattersheim, und das hat jetzt drastische Folgen.

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HATTERSHEIM. Ab Freitagnacht auf Samstag gilt in Hattersheim, der Stadt an der Mainschiene, wegen der hohen Corona-Zahlen eine nächtliche Ausgangsbeschränkung. Aktuelle Verfügungen des Kreises sehen weitere Einschränkungen vor, etwa ein öffentliches Alkoholverbot und ein Abstandsgebot in Klassenräumen der Heinrich-Böll-Schule. Die Beschränkungen sind vorerst bis zum 3. Januar befristet.

„Hattersheim ist ein Extrem-Hotspot“, erläutert Landrat Michael Cyriax. Er habe das Vorgehen mit dem Hattersheimer Bürgermeister Klaus Schindling beraten. Die Ausgangssperre bedeutet, dass die Hattersheimer zwischen 21 Uhr und 5 Uhr ihre Wohnung nicht verlassen dürfen. In dieser Zeit dürfen sich auch keine Personen in Hattersheim aufhalten, die in einer anderen Kommune wohnen. Es handele sich nicht um eine Ausgangssperre, sondern um eine Beschränkung, so der Kreis. Ausnahmen sind zugelassen, zum Beispiel für die berufliche Tätigkeit, Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdiensten, medizinische Notfälle oder die Begleitung von unterstützungsbedürftigen Personen oder von Sterbenden. Auch Tiere dürfen versorgt werden.

Weitere Fälle mit Todesfolgen

Die Regelungen können schon vor dem 3. Januar aufgehoben werden, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in Hattersheim an fünf aufeinanderfolgenden Tagen unter 200 sinkt, so der Kreis. Die Regelung für Hattersheim beruht auf dem sogenannten Eskalationskonzept des Landes zur Bekämpfung von Corona. Sie sei notwendig, weil die Infektion in Hattersheim derzeit nicht auf anderen Wegen in den Griff zu kriegen sei, so Landrat Cyriax. Den Kreisangaben zufolge hatte Hattersheimer am Mittwoch eine Inzidenz von 213, am Donnerstag 235 und am Freitag 231.

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Im gesamten Main-Taunus-Kreis ist die Sieben-Tage-Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen in sieben Tagen auf 100.000 Einwohner) seit der Vorwoche wieder gestiegen – auf 141 am Freitag. Aktuell seien 552 Personen infiziert. In Hattersheim sind 99 Infektionen bekannt, in Hofheim 65, in Hochheim 40, in Flörsheim 53 und in Eppstein neun. Leider gibt es auch drei neue Todesfälle: Verstorben sind ein 55-Jähriger aus Hofheim, eine 90-Jährige aus Kelkheim und ein 70-Jähriger aus Hochheim. Einen Zusammenhang mit Ausbrüchen in Altenheimen gab es in diesen Fällen nicht.

Warten auf eine Weisung

Gegenüber der Landesregierung fordert Cyriax klare, einheitliche Vorgaben zu Quarantänebestimmungen und Testungen an Schulen. In einem Schreiben an Innenminister Peter Beuth erinnerte er unter anderem an Vereinbarungen zwischen dem Bund und den Ländern, in den Schulen verstärkt Antigentests einzusetzen. Nach der geänderten Testverordnung hätten bestimmte Personengruppen einen Rechtsanspruch auf Schnelltests. Die Umsetzung sei unklar; außerdem würden die Gesundheitsämter im Land mit Quarantäneregeln an Schulen unterschiedlich umgehen: „Hier wären Weisungen und ordnende Vorgaben schnellstmöglich geboten“, schreibt Cyriax. Eine landesweit einheitliche Regelung würde „Lehrern, Eltern und Schülern Klarheit geben.

Die Kliniken seien für die derzeitige Lage gerüstet und hätten zusätzliche Räume für Covid-Patienten freigemacht. Derzeit lägen dort 40 infizierte Patienten, zehn von ihnen würden beatmet.

Von Angelika Heyer