Mainz-Gonsenheim atmet auf: Bombe entschärft

Die entschärfte Bombe auf einem Lastwagen, der sie ins Zwischenlager des Kampfmittelräumdienstes nach Koblenz transportiert. Foto: Lukas Görlach

Für OB Michael Ebling war es die "beste Nachricht des Tages", als die Bombe in Mainz entschärft war. So verlief die Entschärfung in Gonsenheim.

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MAINZ. Das erlösende Signal „Die Bombe ist entschärft“ kommt um Punkt 14 Uhr. Innerhalb von 38 Minuten hat ein fünfköpfiges Team des rheinland-pfälzischen Kampfmittelräumdienstes am Mittwoch im Mainzer Stadtteil Gonsenheim einen 250 Kilogramm schweren Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich gemacht. Tausende Menschen können in ihre Häuser und zu ihrer Arbeit zurückkehren.

Bereits wenige Minuten, nachdem die erlösende Nachricht die Einsatzzentrale erreicht, die kurzfristig am Impfzentrum in der Straße „An der Bruchspitze“ eingerichtet worden ist, kann der Pressetross im vorherigen Sperrgebiet den Fundort in der Hugo-Eckener-Straße in Augenschein nehmen. Hier war die Bombe am Montagmorgen bei Erdarbeiten für den Umbau des Wendehammers vor der Gleisbergschule ans Tageslicht gekommen. Jürgen Wagner, Truppführer beim Kampfmittelräumdienst, stehen nach der Entschärfung zwar noch die Schweißperlen auf der Stirn. Aber das, sagt der Experte mit stoischer Ruhe in der Stimme, sei nicht angst-, sondern „eher wetterbedingt“: „Das hier ist ja ein Job, den wir tagtäglich machen.“

Impressionen vom Tag der Bombenentschärfung in Mainz-Gonsenheim.
Impressionen vom Tag der Bombenentschärfung in Mainz-Gonsenheim.
Impressionen vom Tag der Bombenentschärfung in Mainz-Gonsenheim.
Impressionen vom Tag der Bombenentschärfung in Mainz-Gonsenheim.
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Impressionen vom Tag der Bombenentschärfung in Mainz-Gonsenheim.
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Impressionen vom Tag der Bombenentschärfung in Mainz-Gonsenheim.
Impressionen vom Tag der Bombenentschärfung in Mainz-Gonsenheim.
Impressionen vom Tag der Bombenentschärfung in Mainz-Gonsenheim.
Impressionen vom Tag der Bombenentschärfung in Mainz-Gonsenheim.
Impressionen vom Tag der Bombenentschärfung in Mainz-Gonsenheim.
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Die in Mainz-Gonsenheim bei Bauarbeiten gefundene Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
Die in Mainz-Gonsenheim bei Bauarbeiten gefundene Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
Die in Mainz-Gonsenheim bei Bauarbeiten gefundene Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
Die in Mainz-Gonsenheim bei Bauarbeiten gefundene Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
Die in Mainz-Gonsenheim bei Bauarbeiten gefundene Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
Die in Mainz-Gonsenheim bei Bauarbeiten gefundene Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
Die in Mainz-Gonsenheim bei Bauarbeiten gefundene Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
Der Mainzer Stadtteil Gonsenheim wurde am Mittwochmorgen zum Teil evakuiert. Knapp 5000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.
Der Mainzer Stadtteil Gonsenheim wurde am Mittwochmorgen zum Teil evakuiert. Knapp 5000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.
Der Mainzer Stadtteil Gonsenheim wurde am Mittwochmorgen zum Teil evakuiert. Knapp 5000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.
Der Mainzer Stadtteil Gonsenheim wurde am Mittwochmorgen zum Teil evakuiert. Knapp 5000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.
Der Mainzer Stadtteil Gonsenheim wurde am Mittwochmorgen zum Teil evakuiert. Knapp 5000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.
Der Mainzer Stadtteil Gonsenheim wurde am Mittwochmorgen zum Teil evakuiert. Knapp 5000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.

Unser Live-Ticker zur Bomben-Entschärfung zum Nachlesen

Mehr als 70 Jahre hatte die rund ein Meter lange amerikanische Fliegerbombe des Typs „GP-500“ etwa 80 Zentimeter tief im Erdboden geschlummert. Die Entschärfung, sagt Wagner, sei relativ gut und schnell gelaufen: „Nur mit dem Kopfzünder hatten wir ein bisschen Schwierigkeiten.“ Wie sein Team diese Probleme behoben hat, dazu möchte sich der Truppführer nicht äußern: „Es gibt sehr viele Nachahmer. Wenn das einer liest und versucht, zu kopieren, – das kann tödlich ausgehen.“ Bomben zu entschärfen, das betont Wagner ausdrücklich, sei immer Teamarbeit. Deswegen besteht er auch darauf, dass nicht nur er, sondern auch seine vier Mitstreiter Tobias Fochler, René Karge, Patrick Schweitzer und Michael Breitbach an dieser Stelle namentlich genannt werden. Während des Gesprächs mit Wagner liegt das „Corpus Delicti“ bereits fest vertäut zum Abtransport bereit auf der Laderampe eines Lkw. Die entschärfte Bombe wird bald darauf ins Zwischenlager des Kampfmittelräumdienstes in Koblenz gebracht und anschließend von einer Entsorgungsfirma vernichtet.

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Aus Sicherheitsgründen sind seit dem frühen Mittwochmorgen sämtliche Häuser und Wohnungen in einem Radius von 500 Metern um die Fundstelle geräumt worden. Rund 4000 Menschen sind betroffen. Auch das Jockel-Fuchs-Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt mit seinen 123 Bewohnern. Etwa 60 von ihnen werden in der Sporthalle am Großen Sand betreut, 21 bettlägerige Bewohner übernimmt das AWO-Heim in der Oberstadt. Damit das klappt, sind 27 Fahrzeuge und 65 Mitarbeiter der Rettungsdienste im Einsatz. Trotz des ganzes Aufwandes ist die Lage entspannt: „Das hat alles reibungslos funktioniert“, sagt Nicole Görtz, Einrichtungsleitung des Heims in der Oberstadt. In der Weserhalle sind etwa 20 Anwohner, die sonst nicht unterkamen. Auch ein Raum für Corona-Kranke wurde hier eingerichtet – benutzt wird er nicht.

220 Einsatzkräfte bei der Evakuierung

Im Einsatz sind bei der Evakuierung nach Angaben der städtischen Pressesprecherin Sarah Heil rund 220 Kräfte von Polizei, Feuerwehr, Ordnungsamt und Technischem Hilfswerk (THW). Nachdem nochmals mit Lautsprecherdurchsagen auf die Situation hingewiesen wurde, um Punkt 10 Uhr das Gebiet, das in neun Kontrollareale aufgeteilt worden ist, endgültig abgeriegelt wird, unternehmen die elf Einsatzteams einen letzten Rundgang. Sie checken, ob auch wirklich alle Anwohner das Evakuierungsgebiet verlassen haben. Nur vereinzelt treffen die Helfer dabei noch Menschen an, die aus eigener Kraft – beispielsweise, weil sie gehbehindert sind – nicht aus den eigenen vier Wänden herauskönnen.

Die Bombe liegt in Mainz auf einer Laderampe eines Lastwagens, fertig zum Abtransport. Foto: Lukas Görlach
Die Bombe liegt in Mainz auf einer Laderampe eines Lastwagens, fertig zum Abtransport. (© Lukas Görlach)

Bis 12.30 Uhr aber sind auch diese Gonsenheimer mit eigens organisierten Transporten in Sicherheit gebracht worden. Zwar ist das Evakuierungsgebiet nun verwaist, doch der Dank vieler Gonsenheimer klebt, auf neonfarbenen Zetteln verewigt, an so mancher Türe, an der die Einsatzkräfte stichprobenartig klingeln und klopfen. Auf einem steht beispielsweise: „Hier sind alle raus. Vielen Dank für den Einsatz. Viel Erfolg“, und auf einem anderen: „Guten Morgen. Wir befinden uns auf der Arbeit. Danke für Ihre Arbeit.“

„Sind froh, dass alles gut verlaufen ist.“

Was bei der Evakuierung hilft, sind die Sommerferien. Schulen wie das Otto-Schott-Gymnasium und die Kanonikus-Kir-Realschule plus sind ohnehin verwaist. Auch der Straßenbahnverkehr muss nicht eigens wegen der Entschärfung eingestellt werden – die Gleisstrecke ist ohnehin derzeit nicht befahrbar, weil sie saniert wird. Um kurz vor 12.30 Uhr startet ein Polizeihubschrauber vom Layenhof in Finthen aus und fliegt nach Gonsenheim, um aus der Luft nochmals das Evakuierungsgebiet auf etwaige Bewegungen zu kontrollieren. Um 13.22 Uhr schließlich beginnt die Entschärfung. „Die Bombe ist entschärft – das ist sicherlich die beste Nachricht des Tages für unsere Stadt. Ich danke allen, die heute im Einsatz waren. Danke auch an alle Gonsenheimer, die maßgeblich zum reibungslosen Ablauf beigetragen haben, indem sie sich aus dem Evakuierungsbereich begeben haben“, lässt derweil Oberbürgermeister Michael Ebling, der sich mit Bürgermeister Günter Beck auf Dienstreise in der Mainzer Partnerstadt Zagreb befindet, aus der Ferne mitteilen.

Auch Ordnungsdezernentin Manuela Matz ist erleichtert und dankbar: „Wir waren als Stadt sehr gut vorbereitet und sind froh, dass alles gut verlaufen ist.“ Die vielleicht schönste Bestätigung für alle Helfer kommt am Ende von der Gonsenheimerin Nicole Rudischer, die mit ihrer Familie direkt gegenüber dem Bombenfundort wohnt: „Wir freuen uns, dass hier so professionell, schnell und freundlich gearbeitet wurde.“ Für ihren fünfjährigen Sohn Justus jedenfalls hat das Ganze offenbar seinen Schrecken verloren. Er sagt über die entschärfte Bombe: „Sieht aus wie eine Baumwurzel.“