Moderner Zeitungsdruck: Wenn Kolosse Energie sparen müssen

aus Energiekrise

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Das Druckzentrum der VRM in Rüsselsheim. Foto: Sascha Kopp

Wie die VRM und ihre Zeitungen es schaffen, ihr Druckzentrum und die riesigen Maschinen konsequent nachhaltig auszurichten.

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RÜSSELSHEIM/MAINZ. Die vier Druckmaschinen im Rüsselsheimer Druckzentrum der Mediengruppe VRM, unter der auch diese Zeitung erscheint, sind wahre Kolosse: 15 Meter lang, 13 Meter hoch und 3,5 Meter breit wiegen sie jeweils 200 Tonnen. 45.000 Zeitungen mit einem Umfang von 48 Seiten kann eine Druckmaschine drucken – pro Stunde. 210.000 Exemplare der 17 VRM-Tageszeitungen werden unter der Woche jede Nacht gedruckt. Am Wochenende sind es 230.000. Hinzu kommen pro Woche mehr als eine Million Anzeigenblätter sowie rund 100 Titel von fast 60 Fremdverlagen. Rund 17.000 Tonnen Papier – fast ausschließlich Recycling-Material – wurden 2021 insgesamt verbraucht. Ein solches Druckzentrum braucht viel Energie. An Strom rund fünf Gigawattstunden pro Jahr. Das sind fünf Millionen Kilowattstunden (kWh). Der Gasverbrauch liegt bei circa einer Million kWh.

Das Druckzentrum der VRM in Rüsselsheim.

Wie stark ist der Energieverbrauch gesunken? Dennoch ist man mit diesen Zahlen in der VRM sehr zufrieden. Denn das vor elf Jahren an den Start gegangene zentrale VRM-Druckzentrum verbraucht deutlich weniger Energie, als die früher noch getrennten Druckhäuser der VRM in Mainz und in Darmstadt zusammen benötigten. „Der Energieverbrauch konnte im Vergleich zu den beiden alten Druckhäusern um circa 30 Prozent gesenkt werden, obwohl die Leistung der neuen Anlagen etwa 20 Prozent über der der Altanlagen liegt“, sagt Martin Kümmerling, Geschäftsführer der VRM Druck. Ein enorm wichtiger Schritt. Zum einen, weil die VRM den ökologischen Fußabdruck des Druckzentrums deutlich verkleinern will. Zum anderen ist, seitdem die Energiepreise im Gefolge des Ukraine-Krieges geradezu explodiert sind, Nachhaltigkeit mehr denn je auch ein essenzieller Kostenfaktor.

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Welche Rolle spielen die Druckmaschinen? „Die Einbeziehung von besonders effizienten Technologien für die Systeme der Energie- und Medienerzeugung war von Beginn an Bestandteil der Planungen“, betont Kümmerling. So entschied man sich für Produktionsanlagen, deren Bedarf an Strom, Kühlung und Druckluft (ohne die die Maschinen nicht laufen) vergleichsweise niedrig ist. Als Beispiel nennt der Geschäftsführer Druckmaschinen „mit hoher Direktkühlung über Kühlwassersysteme und mit reduzierter Wärmeabgabe in der Maschinenhalle“ sowie die „natürliche Lüftung und Kühlung“ des Druckzentrums.

Wie wird mit der Lüftung Energie eingespart? So wird das Druckzentrum statt über eine zentrale Lüftungseinheit über mehrere Anlagen gekühlt und beheizt. Diese Dezentralisierung verkürze die Kanalnetze und trage so zu einer Verringerung des Energieeinsatzes für den Lufttransport sowie zur Reduzierung der Wärme- und Kälteverluste bei. Darüber hinaus wurde laut Kümmerling die Versandanlage, die die Zeitungen und Zeitschriften versandfertig macht, komplett erneuert, was in diesem Bereich zu einer Reduzierung des Druckluftverbrauchs um 25 Prozent führt. In diesem und im nächsten Jahr wird darüber hinaus die Hallenbeleuchtung im Versand von Leuchtstoffröhren auf extrem sparsame LED umgestellt. Ferner investiert die VRM 2023 in eine neue Druckplatten-Belichtung, die in dieser Abteilung den Energieverbrauch um weitere fünf Prozent senkt.

Wie sieht es mit der Energie-Rückgewinnung aus? Auch das Thema Energie-Rückgewinnung ist ein großes. So seien zum Beispiel alle Lüftungsgeräte, die über eine Heizfunktion verfügen, mit solchen Rückgewinnungssystemen ausgestattet und hätten überdies eine sehr energiesparende Freikühlfunktion. Diese besagt, dass die Anlagen bis Außentemperaturen von unter 16 Grad Celsius ohne maschinelle Kälteerzeugung, also allein mit der Außenluft gekühlt werden. Die Freikühlfunktion sowie die Nutzung der Abwärme der großen Computerserver im Winter haben laut Kümmerling neben der Energieeinsparung noch einen weiteren Vorteil. „Wir müssen kein Frostschutzmittel mehr beimischen.“ Und nicht zuletzt bietet das nach Süden ausgerichtete große Dach des Druckzentrums einen „hervorragenden Standort für Fotovoltaikmodule“, so der Geschäftsführer. Die Anlage produziert jährlich rund 700.000 Kilowattstunden Strom aus Sonnenenergie.