Nachdem in Hessen zwei Menschen nach dem Verzehr keimbelasteter Wurst gestorben sind, wurde der Betrieb vorsorglich geschlossen. Nun droht dem Hersteller die Insolvenz.
KORBACH. Nach zwei Todesfällen durch keimbelastete Wurst ist der nordhessische Hersteller Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH auch in wirtschaftliche Schieflage geraten. Das Unternehmen habe die Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens beantragt, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts Korbach am Freitag. In einem solchen Verfahren werde geprüft, ob die Voraussetzungen zur Durchführung eines Insolvenzverfahrens vorliegen.
Behörden bringen zwei Todesfälle in Südhessen mit Wilke-Wurst in Verbindung. In den Produkten waren mehrfach Listerien-Keime nachgewiesen worden, die für Menschen mit geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich sein können. Für Wilke-Produkte läuft derzeit ein weltweiter Rückruf. Am Dienstag schlossen Behörden die Produktion.
Das Unternehmen in Twistetal-Berndorf (Kreis Waldeck-Frankenberg) geht nach eigenen Angaben auf eine Dorfmetzgerei vor mehr als 80 Jahren zurück. Die Firma beschäftigt nach Zahlen auf seiner Homepage rund 200 Mitarbeiter und exportiert Waren weltweit.
Wilke-Produkte gingen doch unter anderen Namen in Handel
Entgegen der Darstellung von Behörden wurde offenbar doch Fleisch des wegen Keimen geschlossenen Wurstherstellers unter fremden Eigenmarken verkauft. Man habe alle Produkte des Unternehmens aus dem Sortiment genommen, sagte eine Sprecherin des Großhändlers Metro am Freitag. Darunter seien auch Metro-Eigenmarken gewesen. In Produkten von Wilke wurden mehrfach Listerien-Keime nachgewiesen. Behörden bringen zwei Todesfälle in Südhessen damit in Verbindung.
Der Landkreis Waldeck-Frankenberg als Aufsichtsbehörde hatte am Mittwoch noch erklärt, es gebe keine Wilke-Waren unter anderem Namen. Daher sei keine Liste der Produkte nötig, die aktuell weltweit zurückgerufen werden. Die Verbraucherorganisation foodwatch kritisiert das und hatte erklärt, dass Wilke auch der Hersteller einiger Produkte sei, die Metro unter der Eigenmarke "Aro" vertreibt.
Metro betonte, auf eigene Initiative tätig geworden zu sein. Bereits am Mittwoch habe man vor Eintreffen des Rückrufs alle Wilke-Produkte aus den Regalen genommen und die Kunden direkt informiert. Metro nehme zudem bei Eigenmarken zusätzliche Stichproben. Dabei sei Wilke in den vergangenen sechs Monaten nicht auffällig gewesen.
Von dpa