Bahnhofsmission muss mit weniger ehrenamtlichen Helfern mehr Wohnungslose versorgen. Die Hygiene- und Isolationsmaßnahmen sind derzeit noch nicht ausreichend.
FRANKFURT. Die Bahnhofsmission ist für jeden da. Das betont Leiter Carsten Baumann gerne. Die gemeinsame Einrichtung des Caritasverbandes und der Diakonie hält ihr gesamtes Angebot trotz des grassierenden Coronavirus aufrecht. Obwohl aus Angst vor dem Ansteckungsrisiko etwa die Hälfte der 65 Ehrenamtlichen, die sonst hier helfen, derzeit nicht kommt. Dagegen hat die Zahl derjenigen, die um ein warmes Getränk, eine Dusche oder eine Decke bitten, eher zugenommen. Bis zu 300 Menschen sprechen jeden Tag hier vor. Um sich an die Einschränkungen zu halten, werden weniger gleichzeitig hereingelassen, und jeder dritte Stuhl im Aufenthaltsbereich wurde entfernt. Entsprechend lang sind die Schlangen auch vor dem zweiten Eingang an der Mannheimer Straße. „Es ist nicht leicht, denen vor der Tür die Abstandsregeln zu erklären“, sagt Baumann. Viele verstünden kaum Deutsch.
Diejenigen, die sich der Gefahren der Pandemie bewusst sind, fragen, wie sie sich schützen können und äußern Ängste. Sie übernachten draußen, zudem verfügen viele von ihnen nur über schwache Abwehrkräfte, sind körperlich und psychisch angeschlagen. Durch den spärlich gewordenen Fußgängerverkehr kommt dazu, dass sie weder beim Betteln noch beim Suchen nach Pfandflaschen Einträgliches zusammentragen und sich so der Zugang zu Lebensmitteln weiter reduziert.
In der Notunterkunft in der B-Ebene der U-Bahn-Station Eschenheimer Tor bleiben die Schlafplätze gefragt, nachdem die Temperaturen in den vergangenen Nächten erneut Minusgrade erreicht haben. Die Mitarbeiter vor Ort sorgen dafür, dass die Menschen, die hier übernachten, weiter voneinander entfernt liegen als bisher. Im Sozialdezernat ist noch kein Fall bekannt, bei dem sich ein Obdachloser mit dem Coronavirus infiziert hätte oder an Covid-19 erkrankt wäre. Dennoch bereitet man sich laut Sprecherin Manuela Skotnik darauf vor, Isolationsmöglichkeiten zu schaffen. Drei geeignete Liegenschaften wurden dafür ausgemacht, auch für betroffene Flüchtlinge, die in ihren Sammelunterkünften keine separaten Sanitäranlagen haben. Von einem potenziellen Träger gebe es bereits „positive Signale“. „Aber wir benötigen noch Schutzkleidung für die Mitarbeiter“, erklärt Skotnik. Diese fehlt ebenso wie Mundschutz oder Desinfektionsmittel. Baumann glaubt, dass die angespannte Lage erst „der Anfang“ sei. „Unsere Motivation ist hoch“, betont der Chef der Bahnhofsmission.