Das Polizeipräsidium Mainz hat die Verkehrsstatistik für 2020 vorgestellt. Die Zahl der Verletzten und Getöteten sinkt, eine andere Zahl steigt derweil. Die Statistik im Überblick.
MAINZ. Die Anzahl der Verkehrsunfälle im Bereich des Polizeipräsidiums Mainz ist im Jahr 2020 um rund 15 Prozent auf 20.957 Unfälle zurückgegangen. Das geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Verkehrsunfallstatistik hervor. Das Zuständigkeitsgebiet des Mainzer Präsidiums umfasst die Städte Mainz und Worms, die Landkreise Alzey-Worms, Mainz-Bingen und Bad Kreuznach sowie Teile des Donnersbergkreises und des Landkreises Birkenfeld.
Nur bedingt vergleichbar mit 2020
Der Rückgang sei in erster Linie auf die Corona-Pandemie und deren Begleiterscheinungen mit Lockdown, Absagen von Großveranstaltungen, Kontaktreduzierungen sowie Einschränkungen in Einzelhandel, Gastronomie und Tourismus zurückzuführen, berichtet Polizeisprecher Rinaldo Roberto. Das Verkehrsaufkommen auf den Straßen sei insgesamt deutlich zurückgegangen – und damit auch das Unfallrisiko. „Zahlreiche Menschen waren zuhause, viele über Monate im Homeoffice oder in Kurzarbeit. Auch Freizeit- und Ausflugsziele waren nur eingeschränkt nutzbar. Die Mobilität hat sich spürbar reduziert“, so Roberto. Daher sei die Vergleichbarkeit der Statistik für 2020 mit denen vorangegangener Jahre begrenzt.
Die Anzahl der Verkehrsunfälle, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden, war bereits 2019 auf ein Fünf-Jahres-Tief gesunken – und ging nun 2020 noch einmal um 13 Prozent zurück. So wurden präsidiumsweit 14 Personen tödlich, 498 schwer und 2347 leicht verletzt. Rund ein Viertel der präsidiumsweiten Verkehrsunfälle ereignete sich im Mainzer Stadtgebiet. Dort kam es im Vergleich zum Vorjahr gar zu 22 Prozent weniger Kollisionen.
Ältere und jüngere Menschen sind Hauptrisikogruppe
Zu den Hauptrisikogruppen im Straßenverkehr gehören weiterhin Senioren über 65 Jahre sowie die 15- bis 24-Jährigen. Letztere waren demnach an 4344 Unfällen (-13,9 Prozent) beteiligt, Senioren an 3998 Zusammenstößen (-19,9 Prozent). Erfreulich: Die Anzahl der im Straßenverkehr verletzten Kinder sank gar um 29 Prozent auf 150 – den niedrigsten Wert der vergangenen fünf Jahre.
Ein Schwerpunkt bleiben für die Sicherheitsbehörden Alkohol- und Drogenfahrten. So kam es 2020 im PP-Bereich zu 360 Unfällen unter Alkohol- (-13 Prozent) und 89 unter Drogeneinfluss (+28 Prozent). Letzterer Wert ist dabei der höchste Wert im Fünf-Jahres-Vergleich, bewegt sich aber insgesamt wieder auf dem Niveau der vorangegangenen Jahre. „In 2019 gab es hier einen deutlichen Rückgang, nun wieder einen doch bemerkenswerten Anstieg. Für uns bleibt dieser Bereich in jedem Fall ein Schwerpunkt“, so Polizeisprecher Roberto. Denn die Folgen von Alkohol- und Drogenfahrten können gravierend sein: Präsidiumsweit wurden im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen unter Drogen- oder Alkoholeinfluss insgesamt zwei Menschen getötet und 84 weitere verletzt.
Unfallursachen haben sich wenig geändert
Die Hauptunfallursachen auf den Straßen blieben zwar an sich nahezu unverändert. „Aber gerade bei den klassischen Berufsverkehr-Unfällen wie dem Auffahren im dichten Gedränge oder dem Zusammenstoßen beim Spurwechsel im Stop-and-Go sind die Zahlen auch deutlich gesunken“, sagt Polizeisprecher Roberto. So kam es zu 27 Prozent weniger Zusammenstößen beim Vorbei- oder Nebeneinanderfahren.
Ebenfalls deutlich ist der Rückgang um rund 20 Prozent bei Auffahrunfällen. Allerdings bleiben diese mit 8210 Kollisionen mit Abstand die häufigste Unfallursache, vor falschem Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren (3281 Fälle), Vorfahrtsverstößen (1235 Zusammenstöße) und zu hoher Geschwindigkeit (890 Unfälle). Allerdings war der Rückgang mit lediglich acht Prozent bei Tempoverstößen vergleichsweise gering. Gleiches gilt für die Entwicklung bei Unfällen mit motorisierten Zweirädern. Ihre Anzahl reduzierte sich ebenfalls nur um sechs Prozent – auf insgesamt 546 Unfälle. Hoch blieb hier zudem mit 70 Prozent die Verletztenquote. Vier Motorradfahrer starben.
Mehr Radfahrer, mehr Unfälle
Entgegen den übrigen Trends ist die Anzahl der Radunfälle im Präsidiumsgebiet um zehn Prozent auf 793 Unfälle gestiegen. Die Verletztenquote lag bei 75 Prozent. Zwei Personen starben. Alleine in Mainz kam es 2020 zu 301 Unfällen mit Radfahrern, im Vorjahr waren es 279. „Hier ist allerdings anzumerken, dass über die vergangenen Jahre immer eine Schwankungsbreite bei der Anzahl der Radunfälle vorhanden war“, sagt Roberto.
Subjektiv habe der Radverkehr in Pandemie-Zeiten weiter zugenommen. In Mainz soll der Radverkehrsanteil laut Stadt inzwischen bei 27 Prozent liegen und sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt haben. In knapp über der Hälfte der Radunfälle wurden die Zweiradfahrer von der Polizei als Hauptverursacher geführt. „Wobei zu bedenken ist, dass es sich in Mainz bei 50 von 301 Radunfällen um sogenannte Alleinunfälle ohne Fremdeinwirkung handelte“, erklärt der Polizeisprecher. Hinzu kämen diverse Fälle, bei denen mehrere Beteiligte zumindest eine Mitschuld trugen. Wenn etwa ein Radler auf einem Radweg entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung unterwegs war und von einem abbiegenden Auto erfasst wurde.
Seit ihrer offiziellen Zulassung für den öffentlichen Verkehrsraum in 2019 hat sich mit den E-Scootern zudem ein weiteres Verkehrsmittel auf den Straßen etabliert. In Mainz gibt es seit Juli 2019 Verleihsysteme für die elektrobetriebenen Tretroller. Aktuell sind in der Landeshauptstadt mit „Lime“ und „Tier“ zwei Unternehmen aktiv. Sie bieten insgesamt rund 1000 Leih-E-Scooter an. Hinzu kommen private E-Scooter. Die Polizei verzeichnete in 2020 entsprechend einen Anstieg an E-Scooter-Unfällen, präsidiumsweit um 73 Prozent auf 26 Fälle. Davon ereigneten sich 20 in Mainz.