Trotz des abgesagten Rosenmontagszuges gab es in Mainz durchaus närrisches Treiben - vor allem am Abend. Ein chronologischer Überblick über die Ereignisse des Tages.
MAINZ. Dieser Rosenmontag war mal wieder anders. Zum zweiten Mal in Folge musste der Zug wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Außerdem überschatteten die Ereignisse in der Ukraine den närrischen Frohsinn. Trotzdem war der Tag nicht wie jeder andere in Mainz. Auch weil mehrere Demonstrationen angemeldet waren. Ein chronologischer Überblick.
23.57 Uhr: Rosenmontagskind kurz vor Mitternacht
Marta Emilie hat es gerade noch so geschafft: Am Rosenmontag um 23.57 Uhr wurde die Kleine im Mainzer Marienhaus-Klinikum an der Goldgrube geboren. Die Eltern Carolin und Tobias Deribo sind überglücklich über die gut verlaufene Geburt und über den besonderen Termin drei Minuten vorm Ende des 28. Februars.
„Ich liebe die Fastnacht, dieses Datum war unser Traum“, sagt Carolin Deribo. „Am Rosenmontag bin ich geboren, am Rosenmontag in Mainz am Rhein“, kann Marta Emilie später einmal singen. Wie die Mutter berichtet, verlief die Geburt ganz fastnachtgerecht „Rucki-Zucki“, Marta Emilie ist 50 Zentimeter groß und 2770 Gramm schwer.
22.30 Uhr: Viel Andrang rund um Schillerplatz und Weißliliengasse
Am Abend kam es im Bereich Schillerplatz/Ballplatz/Weißliliengasse zu einer größeren Ansammlung von feiernden Menschen - auch mit vielen betrunkenen Menschen. Entsprechend wurden Ordnungskräfte und Rettungsdienste nun stärker gefordert. Die Feuerwehr richtete deswegen eine spontane Unfallhilfsstelle am Ballplatz ein. Diese ist durch eine Schnelleinsatzgruppe des Sanitätsdienstes besetzt. Die Feuerwehr unterstützt mit Beleuchtung und Logistik. Der Einsatz dauert bis in die Nacht.
Zwischenzeitlich seien rund 2000 teils verkleidete Menschen auf dem Schillerplatz zusammengekommen, sagte ein Polizeisprecher. Es sei jedoch keine einheitliche Gruppe gewesen.
19.30 Uhr: Bis zum frühen Abend ruhig
Es gab bis zum Nachmittag keine größeren Auswüchse, bei denen hätte eingegriffen werden müssen“, so Polizeisprecher Roberto, der sich angesichts der frühlingshaften Wetterlage wenig überrascht davon zeigte, dass sich doch zahlreiche Menschen in der Innenstadt aufhielten. „Umso mehr freut es uns, dass es kaum Beanstandungen gab“, so Roberto .Ab dem Nachmittag verlagerte sich das fastnachtliche Treiben, wie von den Behörden erwartet, zusehends in Kneipen und Gaststätten.
Derweil waren einige Beamte ab etwa 18 Uhr abgestellt, um einen zweiten Aufzug von rund 70 Gegnern der Corona-Maßnahmen durch die Altstadt zu begleiten. Doch auch dieser fiel angesichts der zahlreich erschienenen und friedlich feiernden Narren ebenfalls kaum auf.
17.10 Uhr: Busse müssen umgeleitet werden
Wie die Mainzer Mobilität mitteilt, müssen aktuell mehrere Busse und Bahnen aufgrund der Fastnachter am Schillerplatz umgeleitet werden. Gegen 16.30 Uhr sind rund 1000 Narren rund um den Fastnachtsbrunnen anwesend. Busse kommen da nicht durch. Deshalb müssen die Linien 4, 55, 56, 57, 58, 60, 61, 62, 63 sowie die Nachtlinien 90 und 91 zwischen den Haltestellen Münsterplatz und Höfchen über die Große Langgasse umgeleitet werden. Die Haltestelle Schillerplatz entfällt für die genannten Linien. Die Straßenbahnlinien 50, 51, 52 und 53 sind davon nicht betroffen.
16.55 Uhr: Keine gröberen Verstöße
Ab dem Mittag füllten sich die bekannten Plätze in der Innenstadt, Schiller- und Gutenbergplatz, die Domplätze. Allein auf dem Schillerplatz zählte die Polizei gegen 6 Uhr bis zu 1000 Personen, die sich jedoch in Kleingruppen aufhielten, geltende Bestimmungen wie Abstand einhielten. Gröbere Verstöße habe es nicht gegeben, erklärte Roberto. Insgesamt seien am Nachmittag in der Innenstadt mehrere Tausend Narren unterwegs gewesen. „Aber wir mussten im Grunde nicht eingreifen“, sagt der Polizeisprecher.
16.35 Uhr: Die Fastnacht lebt - in kleinem Rahmen
Der Rosenmontag ist völlig anders als in früheren Jahren. Einerseits still, aber auch mit einigen Hundert Narren, die die Fastnacht hochhalten. Mehr dazu hier.
15.25 Uhr: Ein fast normaler Montag für die Mainzer Einzelhändler
Viele Geschäfte in Mainz haben erstmals an Rosenmontag geöffnet. In der Innenstadt bietet sich ein geteiltes Bild, nicht alle Läden machen mit. Das sagen die Händler. Mehr dazu hier.
15.15 Uhr: Demo stößt kaum auf Interesse
Am Nachmittag demonstrierten in Mainz Gegner der Anti-Corona-Maßnahmen und folgten dabei einem Teilstück der traditionellen Wegstrecke des Mainzer Rosenmontagszugs. Dem Aufruf zu ihrem alternativen "Maskenzug für das Grundgesetz" folgten aber lediglich 250 Menschen, die sich ab etwa 14 Uhr, zudem kaum von den friedlich Feiernden wahrgenommen und in Begleitung weniger Polizeiautos den Weg vom Startpunkt am Kaisertor aus unter anderem ihren Weg durch die Große Langgasse und weitere Straßenzüge der Altstadt bahnten.
Im Vorfeld hatten die Impfgegner nach Angaben der Stadtverwaltung eine Versammlung mit bis zu 4.000 Teilnehmern angemeldet. Obwohl die Behörden diese Zahl für unrealistisch hoch einschätzten, hatten sie dennoch erhebliche Polizeikräfte zur Begleitung der Demonstration abgestellt.
13.30 Uhr: Polizei zieht erste Zwischenbilanz
Die Polizei zieht am Montagmittag gegenüber dieser Zeitung eine erste positive Zwischenbilanz. Die Narren, die bei strahlendem Sonnenschein doch den Weg in die Innenstadt gefunden hätten, hielten sich an die geltenden Auflagen. Laut einer Sprecherin gebe es bislang keine Auffälligkeiten. Am Schillerplatz zählte die Polizei gegen 13 Uhr rund 500 Menschen. Zum Querdenker-Aufzug seien bislang 80 statt der von den Organisatoren angekündigten 4000 Teilnehmern erschienen.
11.30 Uhr: Rosenmontag - aber anders
Trotz der Absage des Rosenmontagszugs haben etliche Mainzer den Höhepunkt der Fastnachtszeit zusammen gefeiert. Um 11.11 Uhr am Montag stimmten Dutzende Menschen auf dem zentralen Schillerplatz mit Helau-Rufen das Lied "Am Rosenmontag bin ich geboren" an. Zur gleichen Zeit begann ein Fastnachter die Zugstrecke abzulaufen - am traditionellen Startpunkt des Rosenmontagszugs in der Neustadt. "Wie 2016 und 2021 gehe ich den traditionellen Zugweg", sagte Fastnachter Marcus Brühl. Nach einer Absage des Umzugs wegen einer Sturmwarnung im Jahr 2016 fiel der "Lindwurm der Fröhlichkeit" bereits 2021 der Corona-Pandemie zum Opfer. "Vielleicht ist es eine Art Selbsttherapie", sagte Brühl nachdenklich. "Die Absage wegen Corona ist verständlich, aber jetzt überwiegt das Entsetzen über den schrecklichen Krieg in der Ukraine." Der hartnäckig am Rosenmontagsumzug festhaltende Mainzer trug diesmal einen Traueranzug, aufgepeppt mit Fastnachtsfarben und einem Hut mit der Aufschrift "Mainz - Ukraine".
Wir haben uns die Stimmung vor Ort angeschaut:
Unterdessen begann eine Gruppe von sechs Eltern mit ihren Kindern einen "Fastnachtsumzug Do it yourself". Zu diesem karnevalistisch-digitalen Schnitzellauf hatte die Mainzer Klepper-Garde aufgerufen. Mit Hilfe von QR-Codes auf zentralen Plätzen konnten die Teilnehmer Aufgaben zur Mainzer Fastnacht lösen und sich so zur nächsten Station lotsen lassen. "Wir wollten das hauptsächlich für die Kinder", sagte Silvia Heilmann, "und trotz der bedrückenden Ereignisse an einem Stück Lebensfreude festhalten".
9 Uhr: Fokus der Mainzer Polizei liegt auf Versammlungen
Nachdem sich das Ausmaß der straßenfastnachtlichen Aktivitäten in Mainz in den vergangenen Tagen pandemiebedingt und nicht zuletzt auch angesichts der jüngsten Entwicklungen rund um den Krieg in der Ukraine doch sehr in Grenzen hielt, rechnen die Sicherheitsbehörden auch am Rosenmontag mit keinen größeren Auffälligkeiten in der Innenstadt. „Für uns wird es mit Blick auf Fastnacht Stand jetzt mehr oder weniger ein normaler Alltagseinsatz“, sagt Polizeisprecher Rinaldo Roberto am Montagmorgen im Gespräch mit dieser Zeitung. „Vereinzelt werden ein paar Narren den Weg in die Innenstadt finden, aber dagegen ist nichts einzuwenden, wenn es den geltenden Regeln entspricht.“
Die frühzeitige Absage des Rosenmontagszugs sowie auch der Verzicht auf anderweitige fastnachtliche Veranstaltungen und Bühnenprogramme im öffentlichen Raum sorge dafür, dass es keine zentralen Anziehungspunkte für Besucher gebe, so Roberto. „Daher rechnen wir mir keinen Ansammlungen in dem Maße, dass wir eingreifen müssten.“ Dennoch behalte der Streifendienst der Innenstadtreviere aus Alt- und Neustadt die Situation im Blick. Die Behörden rechnen eher damit, dass sich das fastnachtliche Treiben, wie bereits in den vergangenen Tagen seit Altweiberdonnerstag, in Kneipen und Gaststätten in der Innenstadt verlagere.
Für den Nachmittag haben Querdenker und Gegner der Corona-Maßnahmen zwei Protestaufzüge durch Teile der Innenstadt angemeldet. Laut Polizei werde aber, anders als von den Organisatoren in der Anmeldung angekündigt, nicht mit bis zu 4000 Teilnehmern, sondern maximal 800 gerechnet, so der Polizeisprecher. „Wir haben diese Versammlungen durchaus auf dem Schirm“, macht Roberto deutlich. Von verschiedenen Seiten wurde zudem zum Gegenprotest gegen die Aufzüge aufgerufen.
Auch wenn der Rosenmontagsumzug ausfällt, spazieren wir in einer Spezialausgabe des "Hörspaziergangs" ein Stück weit den Zugweg von der Neustadt in die Altstadt entlang, auf aktuellen und auf alten Wegen. Dabei geht es um prächtige Jubiläen und um traurige Zeiten, um Logenplätze am Bahnhof, eine verbrannte Narrhalla und die Schlucht, in der es Konfetti regnet.
Helau und viel Spaß beim Hören!
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Startpunkt des rund 27-minütigen Hörspaziergangs ist an der Kaiserstraße / Ecke Boppstraße in der Neustadt.