Ein Zeuge hat vor Gericht geschildert, wie im Juli 2019 ein Kind am Frankfurter Hauptbahnhof vor einen Zug gestoßen wurde und verstarb. Es sind Eindrücke, die den Mann verfolgen.
FRANKFURT. Ein Augenzeuge hat vor dem Landgericht Frankfurt den Moment geschildert, als ein Mann einen achtjährigen Jungen und dessen Mutter vor einen einfahrenden ICE gestoßen hatte. "Es war ein entsetzlicher Eindruck, als die Mutter um ihr Kind schrie", sagte er am Donnerstag am zweiten Verhandlungstag des Prozesses um den tödlichen Angriff im Hauptbahnhof Ende Juli 2019. Die Mutter hatte sich in letzter Sekunde vor dem einfahrenden Zug retten können, ihr Sohn wurde überrollt und starb. Der Täter gilt wegen einer psychischen Erkrankung als schuldunfähig.
Der 52 Jahre alte Lehrer aus Aachen erinnerte sich: "Ich habe geschrien, das kann doch nicht sein." Er habe unter dem Zug nach dem Jungen gesucht und ihn dann später tot entdeckt. Dieses Bild sei ihm nicht aus dem Kopf gegangen, sagte der Zeuge, der am Tattag auf dem Weg nach Freiburg in Frankfurt umgestiegen war.
Eine Polizeibeamtin, die bei der Festnahme des mutmaßlichen Täters dabei war, sagte vor Gericht aus, der heute 41-Jährige Eritreer habe ihr gesagt, dass er sich eigentlich selbst habe umbringen wollen. Er habe "was im Kopf". Stattdessen aber habe er "einen Jungen geschoben". Dabei habe er teilnahmslos und ruhig gewirkt, sagte die Zeugin. Der wegen Totschlags, versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen Beschuldigte hatte am ersten Verhandlungstag am Mittwoch vor Gericht eingeräumt, den Achtjährigen und seine Mutter vor den einfahrenden ICE gestoßen zu haben. Er bedauere die Tat. Der Mann soll dauerhaft in einer Psychiatrie untergebracht werden. Die Schwurgerichtskammer will das sogenannte Sicherungsverfahren in der kommenden Woche fortsetzen.
Von dpa