Erstmals sitzen gleich viele Frauen wie Männer in der ZDF-Geschäftsleitung. Mit seiner Entscheidung bricht Intendant Norbert Himmler mit noch einer weiteren Tradition.
MAINZ. Der neue ZDF-Intendant Norbert Himmler hat am Freitag seine beiden Besetzungen für die ZDF-Programmdirektorin und die ZDF-Chefredakteurin bestimmt. Programmdirektorin und damit Nachfolgerin auf Himmlers bisheriger Position wird Nadine Bilke (45) die bisherige Programmchefin des Spartensenders ZDF neo. Dem aktuellen Chefredakteur des ZDF, Peter Frey, der zum Oktober in Ruhestand geht, wird die bisher stellvertretende Chefredakteurin Bettina Schausten (57) folgen. Beide Kandidatinnen brachte Himmler gestern Nachmittag durch den ZDF-Verwaltungsrat.
ZDF-Geschäftsleitung erstmals geschlechterparitätisch besetzt
Mit der Berufung von Bilke und Schausten hat der ZDF-Intendant die insgesamt sechsköpfige Geschäftsleitung des ZDF erstmals geschlechterparitätisch besetzt. Ihr gehören zudem Verwaltungsdirektorin Karin Brieden, Produktionsdirektor Michael Rombach und Justitiar Peter Weber an.
Bruch mit Traditionen
Nachdem mit der Wahl Himmlers noch immer keine Frau an der Spitze von Deutschlands größtem Fernsehsender steht, war erwartet worden, dass Himmler wenigstens zwei Frauen für die Leitung der Programmdirektion und die Chefredaktion berufen würde. Zugleich hat sich der neue Intendant mit seinen Personalentscheidungen von der Logik emanzipiert, dass die Führungspositionen im ZDF vor allem nach den Kriterien des Parteienproporz vergeben werden. Im ZDF hat es Tradition, dass der Intendant als CDU-nah gilt, der Chefredakteur oder die Chefredakteurin dagegen als SPD-nah. Schausten wird dagegen - wie Himmler selbst - eher als CDU-nah eingeordnet, ohne dass man ihr aus der vieljährigen Leitung des ZDF-Studios Berlin vorhalten könnte, parteipolitisch einseitig agiert zu haben.
Aus der Besetzung der Chefredaktion mit Schausten wird im Sender vielmehr abgeleitet, dass Himmler dem sogenannten roten Freundeskreis im ZDF-Fernsehrat für seine eigene Wahl vor wenigen Wochen keine personalpolitischen Zugeständnisse gemacht hat. Himmler war erst im dritten Wahlgang gewählt worden, nachdem die ARD-Journalistin Tina Hassel ihre Kandidatur zurückgezogen hatte. Sie war vom SPD-nahen Freundeskreis zu der Bewerbung angeregt worden. Im zweiten Wahlgang hatte Hassel sogar noch Stimmen zugelegt.
Deutlicher Generationswechsel in der Programmdirektion
Bei der neuen Programmdirektorin Nadine Bilke tun sich selbst ZDF-Insider schwer, sie überhaupt politisch zu verorten. Sie steht mit ihren 45 Jahren vielmehr für einen deutlichen Generationswechsel in der Programmdirektion. Aus dem Spartenprogramm ZDF neo, auf dessen Entwicklung auch Himmler stets ein Augenmerk hatte, sind sowohl Jan Böhmermann hervorgegangen als auch das Erfolgsduo Joko (Winterscheidt) und Klaas (Heufer-Umlauf), die als Moderatoren inzwischen nur noch für Pro7 vor der Kamera stehen. Bilke gilt auch als Expertin für die Digitalisierung des Fernsehens, ein Bereich, in dem das ZDF unter hohem Veränderungsdruck steht.
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Stellvertretender ZDF-Programmdirektor wird Frank Zervos (45), ebenfalls mit neo-Vergangenheit und zuletzt Hauptredaktionsleiter im Bereich der fiktionalen Programme. Stellvertretende Chefredakteurin wird Anne Gelinek (59), die bisherige Leiterin des ZDF-Studios in Brüssel.