Erneuerung der Kasteler Straße in Wiesbaden: Sperrung bleibt...

Die Arbeiten an der Kasteler Straße in Wiesbaden werden sich noch bis ins nächste Jahr hinziehen. Foto: René Vigneron

Die Erneuerung der Kasteler Straße ist eines der langwierigsten Projekte in Sachen Straßenbau in Wiesbaden: Noch bis Mai 2019 bleibt die Vollsperrung voraussichtlich bestehen....

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WIESBADEN. Seit Mai ist sie dicht, die Kasteler Straße. Und sie wird es eine ganze Weile bleiben. Mit gut einem Jahr Bauzeit ist die Erneuerung der Straße eines der langwierigsten Projekte in Sachen Straßenbau in Wiesbaden – und wegen der dafür nötigen, für ein Jahr angesetzten Vollsperrung auch eines, das auf hohe Aufmerksamkeit stößt und in das rund 4,9 Millionen Euro investiert werden. Mit Vertretern des städtischen Tiefbauamtes klärten wir die wichtigsten Fragen rund um das Projekt.

Was wird in der Kasteler Straße überhaupt gemacht?

Hauptgrund für die Baumaßnahme ist die Erneuerung des Straßenkörpers zwischen Mainzer Straße und dem Herzogsplatz. Dazu wird die Fahrbahn mitsamt des Unterbaus ausgebaut. Die verschiedenen Schichten reichen bis in 90 Zentimenter Tiefe. Beim Neuaufbau werden dann, ähnlich wie in der Äppelallee, zwei durchgehende Fahrradstreifen links und rechts der Fahrbahn eingerichtet. Wo es platztechnisch möglich ist, werden auch Parkstreifen eingebaut. Eine weitere Neuerung ist die durchgehende Entwässerung, die entlang der Kasteler Straße eingebaut wird. Bis jetzt lief das teils verunreinigte Regenwasser hinunter zur Kreuzung Mainzer Straße oder versickerte im Grünstreifen zur Bahnlinie.

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Muss man für die Arbeiten unbedingt alles komplett sperren?

Nicht unbedingt, allerdings ist die Vollsperrung die effizientere Variante. Zum einen muss, wie erwähnt, die komplette Fahrbahn ausgebaut werden. Würde man immer nur die halbe Fahrbahn erneuern, könnte man eine Seite weiter befahrbar halten. Dann wäre allerdings nur eine Einbahnstraße möglich oder eine Regelung mit Baustellenampel. Und vor allem würde sich die Bauzeit von einem auf zwei Jahre verdoppeln.

Warum hat die Ampel am Herzogsplatz trotzdem noch eine Grünphase für Verkehr aus der gesperrten Kasteler Straße?

Das hat mit dem Fußgängerüberweg und den Vorschriften für Ampelphasen zu tun: Weil von der Äppelallee kommend zwei Linksabbiegerspuren auf die Biebricher Allee führen, ist zwingend vorgeschrieben, dass Fußgänger, die auf der Bahnseite die Biebricher Allee kreuzen, eine eigene Ampelphase bekommen. Diese ist wiederum gekoppelt mit der Grünphase aus der Kasteler Straße. Die Schaltung hat auch den Vorteil, dass der Baustellenverkehr geregelt aus dem Baustellenbereich ausfahren kann.

Kann man die Sperrung auch noch für andere Arbeiten nutzen?

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Ja, und das passiert auch. Unter anderem wird der Abwasserkanal erneuert, beziehungsweise dort, wo bisher gar keiner war, für die Straßenentwässerung neu verlegt. Außerdem erneuert Eswe Versorgung die Gas- und Wasserleitungen. Diese Arbeiten betreffen insbesondere den westlichen Teil der Straße, also den, wo die Bebauung direkt an die Straße grenzt.

Warum dauert das alles so lange?

Ein Grund für die lange Bau- und damit auch Sperrungsphase ist die Vielzahl an Arbeiten, die entlang der Kasteler Straße erledigt werden. Wichtiger ist, dass während der Arbeiten der Brandschutz an den Anlieger-Häusern gewährleistet bleiben muss. Das geht wiederum nur mit enormem Aufwand. Damit die Drehleiter der Feuerwehr an alle Fenster kommt, können die Kanalrohre und Versorgungsleitungen nur Abschnitt für Abschnitt verlegt werden. Nur so sind Zufahrt und Aufstellplätze für die Brandschützer gewährleistet. Aber es wird noch komplizierter. Durch die unterschiedlichen Lagen und Richtungen der zu erneuernden Leitungen muss deren Austausch in getrennten Phasen erfolgen. Das heißt: Erst den Kanal freilegen, austauschen und die Grube wieder zuschütten, damit die Feuerwehr einen Aufstellplatz hat. Wenn sich die Kanalbaustelle auf diese Weise weit genug vorangearbeitet hat, kann eine neue Grube für Gas und Wasserrohre gegraben werden. Dann geht das Spiel von vorn los. Die Baustellenplaner stehen aus diesem Grund ständig in Kontakt mit der Feuerwehr, damit sie im Brandfall – und den hat es schon gegeben – eingreifen kann.

Gibt es noch andere Schwierigkeiten bei dem Projekt?

Die gibt es, doch haben die wenigsten Auswirkungen auf die Zeitplanung. Weil die Kasteler Straße locker 50 Jahre und mehr auf dem Buckel hat, haben es die Straßenbauer auch mit einem hochbetagten und mit Teer belasteten Belag zu tun. Der muss aufwändig entsorgt werden und wird daher zerkleinert bis in den Mannheimer Raum gefahren, dort auf ein Schiff verladen und nach Rotterdam verschifft, wo es eine spezielle Verbrennungsanlage für solche Materialien gibt.

Wie liegen die Bauarbeiten momentan in der Zeit?

Laut Auskunft des Projektleiters vom Tiefbauamt, Karsten Hense, sehr gut. Bislang habe es keine bösen Überraschungen gegeben. Derzeit peile man noch immer den Mai 2019 für das Ende der Baumaßnahme an.

Wo wird sich die neue Kasteler Straße nach der Fertigstellung von der alten unterschieden?

Neben dem Belag ist die größte Veränderung die Verkehrsführung am Herzogsplatz. Dort wird es von der Kasteler Straße kommend eine neue, nur für Rechtsabbieger reservierte Spur geben. Bislang befand sich dort eine kombinierte Spur für Rechtsabbieger in Richtung Biebricher Allee und A66 und die Autofahrer, die weiter geradeaus auf die Äppelallee fahren wollten. Die Folge waren häufige Rückstaus. Nun wird sich der Verkehr aus der Kasteler Straße an der Kreuzung auf vier Spuren auffächern: links, rechts und zwei Mal geradeaus. Weil die Fahrbahn dafür breiter werden muss, rücken Fuß- und Radweg an dieser Stelle etwas weiter nach rechts.

Von André Domes