Rund 350 freiwillige Helfer haben sich am Samstag in Wiesbaden am Rhine Cleanup beteiligt. Neben Kippen und Flaschen wurde auch der ein oder andere außergewöhnliche Fund...
WIESBADEN. Wellness oder Wandern mit der Mädelsclique hätten bei Frauke Bley eigentlich an diesem Wochenende auf dem Programm stehen sollen. Stattdessen hat sie Müll gesammelt. Die Ladenburgerin war zusammen mit den anderen Frauen nach Wiesbaden gekommen, um ihre Freundin Karin Hafner zu unterstützen, die sich beim Rhine Cleanup für die Naspa engagierte. Statt Massage, Maske und Beauty-Drink gab es Handschuhe, Müllsäcke und Greifzangen in die Hand. „Wir machen so etwas auch jedes Jahr in Ladenburg. Es ist schön zu sehen, dass so viele auf den Hype aufspringen“, sagte Bley.
Waren es im vergangenen Jahr bei der Premiere der Müllsammelaktion Rhine Cleanup noch 150 Helfer, die in Wiesbaden mit anpackten, hatten sich in diesem Jahr vorab schon mehr als doppelt so viele Freiwillige angemeldet, um das Flussufer von Müll zu säubern. 350 Menschen kamen am Samstag dann tatsächlich bei strahlendem Sonnenschein in Biebrich und Schierstein zusammen. Mit Unterstützung von der Naspa und dieser Zeitung wurden sie mit Handwerkszeug versorgt, um anschließend den Müll in den von den ELW bereitgestellten Containern abzulegen.
„Wir wohnen hier direkt um die Ecke und sind auch oft hier am Weinstand unterwegs“, erzählte die Biebricherin Christiana Roß. „Es ist wirklich schade, wie dreckig hier alles ist.“ Ihre traurige Sammel-Bilanz: ein Fahrradsattel, Schrauben und jede Menge Glasflaschen. Scherben waren neben Zigarettenkippen der häufigste Fund beim diesjährigen Rhine Cleanup in der hessischen Landeshauptstadt.
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Abstruse Entdeckungen machte Peter Zeisler, er war in Begleitung seiner 19-jährigen Töchter Clara und Amelie gekommen. Als Wasserbauingenieur hat der Kloppenheimer auch beruflich mit dem Rhein zu tun und wollte die Aktion deshalb unterstützen. „Wie kommt das dahin?“, fragte er sich, nachdem er gemeinsam mit seinen Kindern und einem Pärchen aus Biebrich einen Staubsauger, Autoreifen und Kennzeichen am Ufer eingesammelt hatte. „Ich glaube, dass der Müll da einfach abgelegt wird.“ Nicht nur die Kloppenheimer Familie war erstaunt, wie andere Menschen ihren Unrat entsorgen. Auch im Schiersteiner Hafen wurde ein Satz Autoreifen entdeckt, außerdem ein Fahrrad und ein Gebiss.
Initiatoren freuen sich: „Das Signal ist angekommen“
Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) war ebenso unter die Sammler gegangen wie Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD). Es sei „sensationell“, wie viele Menschen gekommen sind, lobte Mende die Wiesbadener. Auch beim zweiten, dritten Durchgehen habe er immer wieder Müll gefunden. „Was mir aber am meisten gefallen hat, war das Miteinander der Leute.“ Und auch Hinz, die die Schirmherrschaft für die Aktion in Hessen übernommen hatte, war beeindruckt von den Teilnehmern: „Das ist ein tolles Zeichen für Umweltschutz und saubere Gewässer.“
Tatsächlich wurde beim Rhine Cleanup länderübergreifend viel bewegt: Mehr als 20.000 Menschen haben von der Quelle bis zur Mündung rund 170 Tonnen Müll gesammelt. Eine stolze Summe, aber 100 Tonnen weniger als im Vorjahr. Joachim Umbach, Rhine Cleanup-Initiator aus Düsseldorf, sagte dazu: „Wir sind nicht traurig, in diesem Jahr weniger Müll gefunden zu haben. Das Ergebnis zeigt, dass die Menschen unser Signal verstanden haben: Man darf die Natur nicht vermüllen. Das ist doch höchst erfreulich.“