Wie vorgezogene Ferien fühlte es sich am vergangenen Montag noch an: Das sonnige Wetter, die Wärme luden zum Spaziergang auf den Spielplatz ein. Doch gerade diese Zusammenkünfte auf den Spielplatzbänken erhöhen das Infektionsrisiko. So sind die Spielplätze seit Mittwoch zur Tabuzone erklärt worden. Wer jetzt noch ohne triftigen Grund unter Menschen ist, der schadet allen!
(Foto: Annette Zwaack)
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HOCHHEIM - Nichts ist wie zuvor, niemand hätte sich vor vier Wochen vorstellen können, dass das öffentliche Leben diesen nie zuvor gekannten „Shutdown“ erfahren würde.
Die Pandemie – hervorgerufen durch das Virus SARS-CoV-2, einfach Corona genannt, – stellt unser Leben auf den Kopf.
Die Schulen, Kindergärten und Betreuungseinrichtungen sind erst mal bis zum Ende der Osterferien geschlossen, Vereine informieren reihenweise und mit gutem Grund über abgesagte Veranstaltungen.
Lebensmittelgeschäfte müssen weiterhin geöffnet sein, ebenso der Wochenmarkt am Samstag auf dem Gelände der alten Malzfabrik wird weiter stattfinden, allerdings ist der Weinstand geschlossen. Auch der Weinprobierstand am Weiher wird vorerst nicht öffnen.
Äußerlich ist alles ruhiger als sonst, aber im Innern stellt sich eine Ungewissheit ein. Wie soll das weitergehen, sind die Maßnahmen nicht übertrieben oder: sind diese Maßnahmen ausreichend?
Die Ausbreitung des Virus könne inzwischen nach Ansicht von Experten wohl nicht mehr eingedämmt werden, so schreibt Landrat Michael Cyriax in einer Pressemitteilung. Dennoch könne jeder durch umsichtiges Handeln wie Beschränkung persönlicher Kontakte, Einhalten von Hygieneregeln und freiwilliger Quarantäne bei Erkältungserscheinungen Verantwortung zeigen. Im Main-Taunus-Kreis gab es zum Stand Mittwoch 18 bestätigte Covid-19-Fälle (gestern 682 in ganz Hessen) lt. Robert-Koch-Institut.
Das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) bewertet die eingehenden Informationen täglich und entscheidet, ob weitere Maßnahmen getroffen werden müssen, um eine Verbreitung in Hessen und Deutschland zu verhindern. Regelmäßig aktualisierte Informationen zum aktuellen Stand gibt es auf der Internetseite des HMS I(https://soziales.hessen.de/ gesundheit/infektionsschutz/ coronavirus-sars-cov-2).
Wie geht es uns persönlich?
Man informiert sich in den Medien über die täglichen Fallzahlen, liest mit Belustigung, dass Trump sich in seiner Einfalt mit inkompetenten Äußerungen ins Aus katapultiert. Und wie es in unsicheren Zeiten ist, die Witze blühen auf: Die Hamstersucht nach Klopapier und Nudeln entfaltet sich in unzähligen Varianten. Es ergibt sich ein bizarres Bild, streift man in diesen Zeiten durch die Supermärkte und Drogerien: Da wo sonst Hygienetücher und zig Packungen WC-Papier scheinbar unangetastet zum Mitnehmen stehen, herrscht nun in den Regalen gähnende Leere. Menschen streifen mit verkniffener Miene durch die Gänge, auf der Suche nach dem letzten Fetzen Papier; verzweifelt, als ob sie das Goldene Vlies suchen. Angeblich kaufen in Zeiten des Coronavirus die Bürger Frankreichs vor allem Wein und Kondome auf. Die Deutschen dagegen Klopapier. Ein Abbild der Lebenseinstellung dieser zwei Nationen im Katastrophenfall.
Deutsche Geschäfte müssen Sicherheitsleute beschäftigen, die darauf zu achten haben, dass es mehr oder weniger gesittet im Geschäft und an den Kassen zugeht. Ein „Bitte nach Ihnen“, wenn zwei Kunden sich für das gleiche Produkt interessieren: ein Relikt scheinbar längst vergangener Zeiten. Empfohlener Sicherheitsabstand? Für viele ein Fremdwort. Der Spruch „Halten wir heute voneinander Abstand, damit wir uns morgen wieder umarmen können“ von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schlägt dabei genau in die Kerbe.
Jedenfalls: Es herrscht kein Krieg und Lebensmittel werden nicht nach Marken verteilt. Doch der Mensch scheint ein Paniktier zu sein, dass sich oft lieber der Angst hingibt, als rational zu denken und zu handeln.
Das Schlimme ist: Keiner gönnt dem anderen etwas, jeder packt sich den Einkaufswagen voll nicht nur mit Toilettenpapier, sondern mit allerlei Zeug, was man im Normalfall vielleicht nicht mal angesehen hätte. Auf der Strecke bleiben dabei oft die Schwächsten der Gesellschaft – oft Senioren –, von denen manche mit solchen Situationen überfordert sind.
Unser Hauptaugenmerk muss deshalb jetzt auf die gerichtet sein, die nicht unbedingt allein für sich sorgen können und/oder nicht so privilegiert sind, dass sie sich Essen oder Kleidung nach Wahl frei Haus liefern lassen können.
So hat die Stadtverwaltung zusammen mit dem Beratungsbüro Älter-werden einen Aufruf gestartet, um freiwillige Helfer zu finden, die für Senioren zum Einkauf gehen und ihnen die Lebensmittel nach Hause bringen (siehe nebenstehende Meldung).
Tipp zum Händewaschen
Ein kleiner Tipp noch zum Händewaschen: Damit man die von Ärzten empfohlene Zeit (mindestens 20–30 Sekunden beim Einseifen) abschätzen kann, könnte man zweimal das Lied „Happy Birthday“ singen oder ... das Vaterunser beten.