HOCHHEIM - Die Handballer der deutschen Nationalmannschaft von 1978 sind noch heute eine eingeschworene Mannschaft, die sich regelmäßig trifft. Immer an Fronleichnam kommen die Spieler, Trainer, Betreuer und weitere Mitglieder der Nationalmannschaft zusammen.
Die Weinprobe in Hochheim war bereits das 31. Treffen, diesmal im Heimatort des WM-Spielers Manfred Freisler. Leider konnte er wegen seiner heftigen Coronaerkrankung nicht teilnehmen.
Die Gäste hatten trotz der 36 Grad Celsius die Fahrt im Planwagen genossen, hatten allerdings erst mal mehr Wasser als Wein getrunken. Leider kommen immer weniger Kameraden der WM 1978 zu den Treffen. Rudi Rauer, Rainer Niemeyer und Erhard Wunderlich sind bereits verstorben, und neben Freisler sind mehrere aktuell trotz Boosterimpfung an Corona erkrankt. Auch der legendäre Heiner Brand mit dem Walrossschnäuzer. Die Treffen entstanden, als sich die Handballer um den schwer verunglückten Joachim Deckarm scharten, um ihm die Verbundenheit und Unterstützung der Mannschaft zu beweisen. „Jo“, wie man ihn freundschaftlich nennt, kann jetzt leider nicht mehr reisen. Er hat gerade eine Lungenentzündung überstanden. Die nächsten Treffen werden in der Nähe seines Pflegeheims in Gummersbach stattfinden.
Der Torwart und Spieler der Nationalmannschaft Uli Schaus erzählt: „Alle unsere Aktivitäten sind auf Jo ausgerichtet. Teamgeist, Gemeinschaftsgefühl und die Hilfsbereitschaft sind schon außergewöhnlich. Ständig hat ihn jemand betreut, zumindest besucht. Claus Fey hat sogar aus den USA mit ihm Fernschach gespielt, um ihn aufzubauen. Selbst Leute wie Heiner Brand, die viel um die Ohren haben, machen sich den Termin an Fronleichnam frei. Als sich der Spendentopf der Deutschen Sporthilfe für Joachim Deckarm 2009 leerte, beschlossen die Kameraden zu seinen Gunsten ein Buch zu veröffentlichen, es wurden dann sogar zwei: ‚Teamgeist. Die zwei Leben des Joachim Deckarm‘ und ‚Mythos '78.‘ Schon die Erstauflage brachte 100.000 Euro. Für Jo bedeutete das Geld nicht Reichtum, sondern eine bessere Betreuung.“
Dann setzte sich Uli Schaus zu seinen Freunden an den langen Tisch. Gastgeber Gunter Künstler lud zum Essen und zur Weinprobe in der denkmalgeschützten Bogenhalle ein. Uli Schaus kommentierte: „Ich freue mich nicht nur auf den Wein, sondern vor allem auf das Essen, ich hab nämlich seit dem Frühstück nichts gegessen.“