Freitag,
20.05.2022 - 00:00
2 min
Ein Fürst in der Stadt des Keltenspiegels
Von Jürgen Kunert

Bei ihrer Führung im Weinbaumuseum erläuterte Dorothea Hartmann die umweltfreundliche Verwirrmethode mit den braunen Pheromon-Kapseln, die den Weinberg mit dem Duftstoff der Traubenwickler-Weibchen einhüllen, sodass die männlichen Schmetterlinge diese kaum noch finden.
HOCHHEIM - Nach 24-monatiger Unterbrechung gab es am vergangenen Sonntag den EU-weiten Internationalen Museumstag, an dem sich auch die drei Einrichtungen in der Wein- und Sektstadt beteiligten. Vor und im Otto-Schwabe-Heimatmuseum stand diesmal alles im Zeichen der Kelten, nachdem das Land Hessen 2022 zum Keltenjahr ausgerufen hatte. Deutlich wird dies insbesondere mit der sehenswerten Ausstellung im Landesmuseum am Glauberg, in dem auch das Original des Hochheimer Spiegels ausgestellt ist. Am Sonntag eröffneten bei herrlichem Sonnenscheinwetter Stadtverordnetenvorsteherin Claudia Weltin, Erster Stadtrat Hans Mohr und Museumsleiterin Tanja Zobeley die Veranstaltung. Im Außenbereich war zwischen Bauerngasse und Wintergasse die Durchfahrt gesperrt. Gegenüber dem Alten Rathaus hatte der Kultur-, Kelten- und Imbulcverein Massenheim seine Unterstände errichtet. Dort gab es aus erster Hand jede Menge informatives über den Verein, dazu eine Tasse Kaffee und leckeren Kuchen. Zudem lud der Verein zu einer kleinen Verkostung von Wein. Die städtische Jugendarbeit war präsent mit einem Bastelangebot von keltischen Gewandspangen, der Fibeln und der Vorstellung ihres interaktiven Keltenspiels, das via actionbound App aktiviert werden kann. Eine Lederwerkstatt bot in der Hofnische neben dem Rathaus die Möglichkeit zum Namen stanzen und die Anfertigung von Geldbörsen an. Zudem konnten sich Kinder auch einen Keltenspiegel aus Pappe anfertigen. Im Museum selbst war die originalgetreue Kopie der Skulptur des Keltenfürsten absoluter Hingucker, oder auch der Keltenspiegel in einer 3D-Animation am interaktiven Monitordisplay.
Die sehr informativ gestaltete Plakatwand des Museums mit ausgesuchten Briefen von Otto Schwabe und weiteren Dokumenten rund um die Recherchegeschichte des historisch bedeutsamsten Fundes in Hochheim rundeten die Keltenschau in der Kirchstraße ab. Auch die Stadtbücherei war mit einem Stand vor ihrer Einrichtung präsent. Ein kleiner Bücherflohmarkt wurde angeboten. Zwei Jahre Zuträge aus privaten Regalen und Bücherschränken haben den Bestand an altem Buch immens ansteigen lassen. Thematisch lockte die Bücherei mit einem Quiz rund um den bekanntesten Kelten, der Gallier Asterix. Seine Comicgeschichten stehen beim Lesepublikum generationenübergreifend so hoch im Kurs, dass 2021 alle Bände „buchstäblich zerlesen worden sind“, wie Bibliotheksleiterin Sandra Conrad betonte. Die Bände wurden freilich erneuert. Dass an diesem Sonntag das Besucheraufkommen am Museumstag eher moderat ausfiel, mag an den zahlreichen Angeboten in der stark verdichteten Kultur- und Museumsregion Rhein-Main liegen, wie an dem Umstand, dass an diesem Tag Erstkommunion in Hochheim gefeiert wurde, und Familien einen anderen Aktivitätenschwerpunkt hatten.
Neben dem Heimatmuseum öffneten auch die beiden anderen Einrichtungen ihre Pforten. Von allen klimatisch am angenehmsten war das Weinbaumuseum im Gewölbekeller im Haus der Vereine. Hier informierte Dorothea Hartmann in einer Führung über die Arbeit des Winzers im Jahresverlauf. Mit den Arbeiten von Gisela Schäfer setzte sich Anita Buss in der Kunstsammlung auseinander, die in der Burgeffvilla, von Yvonne Krause unterstützt, die verschiedenen Schaffensperioden der verstorbenen Hochheimer Künstlerin ihren Zuhörern näherbrachte.