Der Massenheimer Filmemacher Uli Stühlen (links) und sein Hauptdarsteller Franz Hofmann freuen sich über reges Publikumsinteresse bei der Vorführung der Kurzfilme in der Massenheimer Sport- und Kulturhalle.
(Foto: Silvia Hoffmann)
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MASSENHEIM - Die Massenheimer 1.200-Jahrfeier erweist sich als Ideenfundus und bringt immer wieder neues kulturelles Potenzial des 1500-Einwohner-Ortes zum Vorschein: Gleich an zwei Abenden hintereinander stellte Hobbyfilmemacher Uli Stühlen neun seiner Kurzspielfilme und Dokumentationen in einem eigens dafür eingerichteten Minikinosaal in der Sport- und Kulturhalle vor, darunter die Premiere von „Moiner“, einer aus Anlass des Dorfjubiläums produzierten Winzerkomödie in hessischer Mundart.
Bereits seit 2011 produziert Uli Stühlen Kurzfilme. Alles hatte begonnen mit einem etwas ungewöhnlichen Geburtstagsgeschenk, das ihm zwei Massenheimer Teenager machten: einem Gutschein mit der Zusage, in einem von ihm noch herzustellenden Video als Hauptdarstellerinnen mitzuwirken. Der gelernte Softwareentwickler nahm die Herausforderung an und heraus kam eine witzige sechseinhalb Minuten dauernde Gaunerkomödie mit dem Titel „Amerika“, die auch die Zuschauer im voll besetzten improvisierten „Massenheimer Kino“ zum Lachen brachte.
Auf dieses erste Projekt folgte dann ein Kurzfilm nach dem anderen. Alle Streifen spielen entweder ganz oder teilweise in Massenheim. „Es ist praktisch, hier zu arbeiten“, sagt er, „man kann die Leute fragen, ob man einen Garten oder diese oder jene Requisite benutzen darf.“ Tragende Rollen werden in seinen Arbeiten durchgängig von seiner Ehefrau, der Schauspielerin Roswitha Stühlen, sowie Schauspieler Franz Hofmann, der verschiedentlich in RTL- oder SAT.1-Produktionen zu sehen war, übernommen. Hofmann und Stühlen verbindet eine langjährige Zusammenarbeit. „Wir haben uns bei einem Dreh kennengelernt, bei dem Uli als Kameramann fungierte, tauschten Adressen aus – und eines Tages hat er tatsächlich angerufen.“, erzählt der Schauspieler, der seither lebensecht die skurrilen Hauptfiguren in Stühlens Geschichten verkörpert, ob als korrupter Geschäftsmann, obskurer Bösewicht, Seelenfänger oder hessischer Weinbauer. Stets an seiner Seite: Roswitha Stühlen als gestrenge Antagonistin. Zur Freude des Publikums tauchen daneben auch etliche Darsteller aus Massenheim in kleineren Rollen auf. „Man kennt doch so einige.“
Mit dem Kurzfilm „Erbsen und Möhren“, der angeblich wahren Geschichte der Erfindung der Wiesbadener Nerobergbahn, wurde der Massenheimer Filmabend eröffnet. Die witzige Idee war 2013 beim „Nerobergbahn Filmwettbewerb“ mit dem 2. Preis ausgezeichnet worden. Weitere Prämien hat Stühlen mit „Profilkrise“ und „Rosa Zeiten“ eingesammelt, die beide bei Wettbewerben des Bundes Deutscher Filmautoren ausgezeichnet wurden. Seine Filme sind regelmäßig bei regionalen und überregionalen Filmfesten zu sehen. Erst kürzlich wurde „Moiner“ beim „Landesfilmfestival Hessen 2019“ in Offenbach mit dem zweiten Preis bedacht.
Massenheim mit seiner lieblichen Landschaft aus Feldern, Gärten, Fachwerkhäusern, Weingütern und der kleinen Kirche eignet sich bestens als Filmkulisse. Ortskundige erkennen Drehorte wie die Bäckerei Bohrmann, den Gutsausschank Kahl oder die Fischteichanlage des Angelsportvereins Forelle wieder - und natürlich das Hochheimer Weingut Schreiber, wo „Moiner“ gedreht wurde. Ideen und Drehbücher sämtlicher gezeigten Filme stammen aus der Feder von Uli Stühlen, der immer auch für die gesamte Realisation verantwortlich zeichnet.
Clou und Höhepunkt der beiden Kinoabende war die Premiere der hessischen Mundartkomödie „Moiner“, um den zu viel dem Weintrinken und zu wenig dem Geldverdienen zusprechenden Winzer Müller (sehr überzeugend und in tadellosem Hessisch gespielt von Franz Hofmann), dem vom neuen indischen Besitzer seines Weinguts eine resolute (von Roswitha Stuehler verkörperte) Kontrolleurin vor die Nase gesetzt wird, die nicht nur mit Müllers Trunksucht kämpft, sondern vor allem mit dessen schwer verständlicher Sprache und sträflicher Lässigkeit im Umgang mit den Widrigkeiten des Lebens: „Bevor isch misch uffresche, isses mir lieber egal“. Eine Gastrolle als Müllers Mutter hatte die aus TV-Produktionen wie „Die Firma Hesselbach“ bekannte, in Massenheim lebende Schauspielerin Gaby Reichardt übernommen. Darüber hinaus war der indische Schauspieler Prashant Prabhakar Jaiswal mit von der Partie, den man aus Bollywood-Produktionen sowie aus „Stromberg“ und „Männerherzen“ kennt.
Die beiden Filmabende im „Massenheimer Kino“, die Stühlen auch selbst moderierte, kamen beim Publikum richtig gut an. Das Interesse war größer als erwartet, sodass am Samstag sogar einige Stuhlreihen ergänzt werden mussten. Auch Bürgermeister Westedt schaute vorbei und in der Pause wurden Weck, Worscht, Woi und Spundekäs gereicht. Wie auf der Veranstaltung verlautete, darf man sich im nächsten Jahr erstmals auf einen längeren Spielfilm freuen. Interessierte könnten sich auf www.pumago.de über seine Projekte informieren.