Die „Schnorreswackler“ aus Gonsenheim im Dialog mit dem begeisterten Publikum im Hummelpark beim Mainzer Abend am vergangenen Sonntag.
(Fotos: Dietmar Elsner)
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HOCHHEIM - Es war wirklich ein Mainzer Abend am vergangenen Sonntag. Auf der Hochheimer Bühne des Kulturfestivals Rhein Main im Hummelpark sorgten nur Mainzer Künstler für Stimmung, das bedeutet automatisch auch Fassenacht. Wer ein Konzert erwartet hatte, lag falsch, im Hummelpark fand eine muntere und laute Party statt. Auf Stühlen sitzen? Na gut, das konnte man auch, aber fast alle standen oder schunkelten oder tanzten. Oder sie schlenderten zwischen den Verkaufsständen umher, um sich mit flüssigen und festen Lebensmitteln zu versorgen. Nicht so sehr der Wein, wie man vermuten könnte, war das Hauptnahrungsmittel der bestens aufgelegten Gäste, sondern frisch gezapftes Bier aus Kelsterbach.
Da Mainz und die Fastnacht ein untrennbares Gespann bilden wie das Doppelrad des Stadtwappens, begann der Abend gleich mit den strammen Männern des 130 Jahre alten Gonsenheimer Carnevals-Vereins. 1892, zur Vereinsgründungszeit, waren Kaiser-Wilhelm-Schnäuzer en vogue, die beim heftigen Singen nicht still stehen konnten. „Schnorreswackler“, so hieß der Verein ursprünglich. Da der Karneval der Tradition huldigt, übernahm die Männergesangsgruppe in ihrem Gründungsjahr 1964 diesen Namen. Die elf Sänger beschäftigten sich gleich mal mit dem Bechern, frei übersetzt mit dem „Spiel mit Bechern“. Zu den Beats aus den Boostern (früher: Basslautsprecher) wirbelten sie die roten und blauen Becher auf und ab und sangen im Rhythmus ihres Geklapperes „Heb das Glas!“ Weitere Gesangseinlagen wie ein Wein-Medley folgten, oder „Fassenacht in Meenz“, oder „Wir sind Meenzer“, was sowieso niemand bezweifelt hätte.
Abgesehen von einigen wenigen Sängerinnen, Büttenrednerinnen (wie Hildegard Bachmann oder Woody Feldmann) sowie weiblichen Tanzformationen ist der Karneval immer noch eine Männerdomäne. So trat auch in Hochheim nur eine Frau auf: Die Schlager-und Musicalsängerin Laura Heinz. Sie sang unter etlichen anderen auch ihre Meenzer Hits wie „Immer wieder“ oder „Da würd ich gerne sein“. Sie kam sogar von der Bühne, um mit ihren Fans unter den hohen Bäumen zu singen und zu schunkeln. Laura Heinz studierte Musik mit Hauptfach Gesang sowie katholische Theologie auf Lehramt in Mainz. Gesanglich fühlt sie sich in sehr unterschiedlichen Genres wohl: in der Meenzer Fassenacht ebenso wie als Frontfrau der Helene Fischer Tribute Show oder als Vokalistin bei Klezmers Techter.
Die „Schnorreswackler“ aus Gonsenheim im Dialog mit dem begeisterten Publikum im Hummelpark beim Mainzer Abend am vergangenen Sonntag. Fotos: Dietmar Elsner
Der „Publikums-Dompteur“ Oliver Mager dirigiert auch in Hochheim seine Fans.
Für die weibliche Note an diesem musikalischen Abend sorgte Laura Heinz.
Duo Dobbelbock: „Wenn die Drahtbürst die Bratwürst aus dem Bart bürst“.
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Danach traten, wie üblich, wieder Männer auf. Nicht irgendjemand, sondern das angesagte Duo Dobbelbock, bestehend aus Andreas und Matthias Bockius. Andreas trägt einen echten roten Vollbart als Markenzeichen und ist somit unverwechselbar. Außerhalb der Musikszene ist er Moderator und Stadionsprecher. Matthias ist hauptberuflich Polizeibeamter und Podcaster. Natürlich sangen sie neben vielen lustigen Liedern, die oft nach Rosenmontag klangen, ihren großen, mehrfach im Fernsehen präsentierten Hit: „Alles wieder gut“. Witzige Wortspiele hatten sie musikalisch auch parat: „Wenn die Drahtbürst die Bratwürst aus dem Bart bürst“. Sie mischten das Publikum richtig auf mit ihrem Mix aus Rock, Pop, Rap und zum Schunkeln natürlich mit einem Fassenachtswalzer.
Der prominenteste Künstler des Abends war Oliver Mager. Er ist ein Garant für gute Stimmung, ein echter Publikums-Dompteur. Einen Song nach dem anderen trug er vor und brachte die Gäste mühelos zum Mitsingen, Mitschunkeln und zum Hände in den Himmel schwenken.
Er kann locker vier Generationen mit eingängigen Melodien und Geschichten vereinen, in kleinen wie großen Hallen auftreten, bei Wohnzimmerkonzerten oder vor großem Publikum die Besucher zum gemeinsamen Singen bewegen, wie hier in Hochheim. Außerdem testete er hier vermutlich bereits seine Songs für die nächste Fastnachtskampagne auf ihre Wirksamkeit. Sogar ein neues Weihnachtslied kam dran, warum denn nicht? Auch das Verkaufspersonal in den Ständen schunkelte mit. Und dann verriet Oliver Mager ein „Geheimnis“, als er sang: „Ich hab mich verliebt. In eine Stadt. In Meenz.“
Aus dem heißen Tag war inzwischen ein angenehmer Sommerabend geworden und es tat richtig gut, fernab der großen und kleinen Probleme der Welt hier im Hummelpark entspannt zu singen, zu schunkeln, zu essen, zu trinken oder einfach nur der nicht zu überhörenden Musik zu lauschen.