Gedenkstunde am Ehrenmal: Zum Volkstrauertag 2021 sprachen Bürgermeister Dirk Westedt und Klaus Robert Jünemann. Die Ehrenwache übernahmen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, des DLRG und des Roten Kreuzes. Dabei auch Mitglieder von Kolpingfamilie und TG Hochheim mit ihren Fahnen, Vertreter des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung.
(Fotos: Annette Zwaack)
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HOCHHEIM - Viertelstündliches, ungeplantes Glockengeläut, vorbeidonnernde Flugzeuge – keine Geräuschkulisse, die man sich für eine Gedenkstunde zum Volkstrauertag wünscht. Doch, haben die Gefallenen, Erschossenen, Menschen, die durch Gewalt und Terror, Unglücke und Katastrophen umgekommen sind, ihren Tod in andächtiger Stille erlebt? Bestimmt nicht, und doch braucht es stille Momente des Erinnerns, wenn die Vorstellung der Grausamkeiten von Krieg und Terror einem die Kehle zuschnüren. Und es braucht Worte, die Opfern einen Namen geben, sie aus dem Vergessen herausholen.
Für Sonntagmorgen hatte der VdK-Ortsverband am Ehrenmal unterhalb des Küsterhauses zur Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertages eingeladen. Klaus Robert Jünemann, 2. Vorsitzender des VdK-Sozialverbands, rief in seiner Rede zu Besinnung auf, zur Besinnung darauf, was wir heute für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit und Menschlichkeit tun können. Es wäre zu leichtfertig einen Schlussstrich unter die Kriege zu ziehen, denn die Erinnerung an Ereignisse und Erfahrungen unserer Geschichte müsste an nachfolgende Generationen weitergegeben werden, „denn aus der Erinnerung an das Leid der Kriege und aus dem Gedenken an die Opfer erwächst der Auftrag, sich für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit für alle einzusetzen“, so seine mahnenden Worte. Erinnerungskultur sei die bewusste Verbindung von Vergangenheit und Zukunft.
Bürgermeister Dirk Westedt stellte in der Erinnerung an die zahllosen Opfer der zwei großen Kriege auch die mutigen Widerstandskämpfer heraus – Sophie Scholl, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte. „Wenn wir vor den Gräbern stehen, gibt es keinen Unterschied zwischen den Nationalitäten und Uniformen. Wir gedenken der gefallenen Soldaten aller Länder und allen verfolgten Minderheiten und der Kriegsgefangenen. Sie wurden alle Opfer des Krieges. Ihre Erlebnisse sind uns Mahnung“, betonte Westedt in seiner Rede. Auch er stellte heraus, wie wichtig die Erinnerung sei, denn das Gedenken schärfe Blick und Sinne und gebe immer neuen Anstoß, sich der Vergangenheit zu stellen und sie lebendig zu halten.
Gedenkstunde am Ehrenmal: Zum Volkstrauertag 2021 sprachen Bürgermeister Dirk Westedt und Klaus Robert Jünemann. Die Ehrenwache übernahmen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, des DLRG und des Roten Kreuzes. Dabei auch Mitglieder von Kolpingfamilie und TG Hochheim mit ihren Fahnen, Vertreter des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung. Fotos: Annette Zwaack
Zum Klang der Kriegergedächtnisglocke – in Respekt vor den Opfern von Terror, Kriegen, Verfolgung und Katastrophen verneigen sich (v. l.) Bernhard Gerlich, Vorsitzender des Vereinsrings, Bürgermeister Dirk Westedt, Stadtverordnetenvorsteherin Claudia Weltin, Klaus Robert Jünemann für den VDK-Ortsverband.
Die Musikstücke, die das Bläserquintett der Weinbergsmusikanten darboten, unterstrichen die würdevollen Momente der Gedenkfeier.
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In diesem Jahr wolle er aber auch an die Folgen der Pandemie erinnern, an die Menschen, die einen Angehörigen durch Covid 19 verloren haben.
Im Totengedenken erinnerte Jünemann an die Toten der Kriege, die durch Gewaltherrschaft, Verfolgung und Vertreibung, Gefangenschaft, aus rassistischen Gründen getötet wurden; an die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, an Bundeswehrsoldaten und Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihre Leben verloren, der auf dem jüdischen Friedhof beigesetzten Zwangsarbeiterinnen und deren Kinder aus Russland und Polen, den Toten der Flutkatastrophe im Ahrtal, der Pandemie-Toten – weltweit 5 Millionen.
„Ich hatt einen Kameraden ...“, intonierten die Bläser, dann zitierte Pfarrerin Mirjam Ambrozic aus dem Gebet der Vereinten Nationen: „Unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. Unsere Aufgabe ist es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnloser Trennung nach Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns den Mut und die Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen Mensch tragen.“ Mit dem Vaterunser und dem getragenen „Näher mein Gott zu dir“, endete die Gedenkstunde.