Auch an der Eingangstür zu St. Bonifatius sind die Thesen zu lesen.
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HOCHHEIM - Am 21. Februar ging die Nachricht durch die deutsche Presse: Frauen, die der Aktion Maria 2.0 nahestehen, haben an verschiedenen Domen und Kirchen sieben Thesen „angeschlagen“. Damit erinnern sie an Grundrechte der Frauen, die mitbestimmen und Kirche mitgestalten wollen.
Solidarisch hat sich eine Gruppe engagierter Frauen auch in Hochheim dieser Aktion angeschlossen, sodass am vergangenen Samstagabend die Forderungen symbolisch an die Kirchentüren geklebt wurden.
Auch wenn die Thesen unterschiedlich bewertet werden und nicht bei allen in ihrer Gesamtheit Zustimmung finden, so sprechen sie generell wichtige Themen an, wie Zugang für Frauen zu allen Ämtern, Pflichtzölibat, Missbrauch und den Umgang damit. Die Gruppe sieht in dieser Aktion eine Chance, die Diskussion in der Gemeinde wachzuhalten. Ermutigend ist, dass die Deutsche Bischofskonferenz erstmals eine Frau in das Amt der Generalsekretärin gewählt hat: Beate Gilles (50) leitet seit fast zehn Jahren im Bistum Limburg das Dezernat Jugend, Kinder und Familie. Sie kündigte an, auch Ideen der Reformkräfte in der katholischen Kirche aufgreifen zu wollen. „Maria 2.0“, bestehe aus Frauen, „die sich in unseren Pfarreien engagieren und die ein Herzstück unserer Kirche sind“.
Während des Ortstermins vor St. Peter und Paul am Samstagabend präzisierten Frauen ihre Vorstellung von Veränderung in der Kirche. So äußerte sich PGR-Vorsitzende Petra Kunz: „Ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass Gott Männer und Frauen beruft. Mit der Aktion möchte ich mich mit Frauen solidarisch zeigen, die eine Berufung spüren, denen aber das Priesteramt verwehrt ist.“ Vorstandskollegin Agnes Molzberger drückte es so aus: „Ich teile nicht jede These im Wortlaut. Aber das Kernanliegen finde ich unterstützenswert – und hoffe, dass die Thesen zum Austausch aufrufen, vielleicht auch zum Widerspruch und gemeinsamen Ringen. Auf jeden Fall sind offene Worte besser, als schweigend zuzusehen, wie die Kirche in Gefahr gerät, an den genannten Problemen zu ersticken. Das fände ich ganz schlimm."
Auch an der Eingangstür zu St. Bonifatius sind die Thesen zu lesen.
St. Peter und Paul: Hochheimer Frauen bekräftigten mit dem Anschlag der Thesen der Reformbewegung Maria 2.0 ihre Solidarität mit Frauen, die Veränderung in der Kirche fordern. Fotos: Annette Zwaack
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„Maria 2.0 legt den Finger in die Wunde, das ist gut!“, lautete der Kommentar einer weiteren Beteiligten.
Pfarrer Friedhelm Meudt lehnt die Aktion strikt ab. In einem Statement betonte der Seelsorger, dass er den „Thesenanschlag“ als problematisches Zeichen im Hinblick auf die Ökumene sieht: Vor 500 Jahren war das ein erstes Zeichen für den Riss in der katholischen Kirche und später die Kirchenspaltung.
Die Thesen kurz gefasst
Die Themen, die in den Thesen angesprochen werden, lauten kurz – als Hashtags zusammengefasst – #gerecht: gleiche Würde – gleiche Rechte; #partizipativ: gemeinsame Verantwortung; #glaubwürdig: respektvoller Umgang und Transparenz; #bunt: leben in gelingenden Beziehungen; #lebensnah: ohne Pflichtzölibat; #verantwortungsvoll; nachhaltiges Wirtschaften; #relevant: für Menschen, Gesellschaft und Umwelt.
Vor etwa 500 Jahren soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben, weil er etwas bewegen wollte. Bewegung ist nötig in der katholischen Kirche, viele Bischöfe und Priester zeigen Verständnis und unterstützen die Forderungen der Frauen – zumindest teilweise.
Nicht unerwähnt soll die Sorge der beteiligten Frauen bleiben, wie sich die Forderungen und der Umgang damit auf das Leben in der Kirche auswirken. Auf der einen Seite passen die Reformanliegen in die heutige Zeit, sind deckungsgleich mit unseren gesellschaftlichen Grundideen, aber es gibt auch andere, die sich schwertun würden mit der Abschaffung des Pflichtzölibats oder dem Frauenpriestertum. Muss die Reformbewegung aber in einer Reformation und Kirchenspaltung enden?