HSTV-Vorsitzende Elke Möhn erläuterte im Ausschuss die Vorzüge der zentralen Lage des Standorts der Tennisplätze am Weiher und warb für eine langfristige Pachtverlängerung, um für den Verein Planungssicherheit zu erhalten.
(Foto: Jürgen Kunert)
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HOCHHEIM - Wie soll es mit dem Hochheimer Ski- und Tennisverein weitergehen? Erhält der 1967 gegründete Traditionsclub Planungssicherheit durch Verlängerung des 2022 auslaufenden Pachtvertrags, um seine neun Sandplätze sukzessive zu erneuern und das Vereinsheim am Standort am Weiher zu sanieren? Oder beschließt die Stadtverordnetenversammlung eine Bebauung auf einem Teil des 12.500 qm großen Areals, wie es Bürgermeister Dirk Westedt und die FDP-Fraktion nachdrücklich befürworten?
Damit wäre ein Umzug des HSTV an einen Standort an der Peripherie der Gemarkung unausweichlich. Allerdings dann auf einer komplett neu errichteten Anlage für rund zwei Millionen Euro. HSTV-Vorsitzende Elke Möhn, die der Sitzung beiwohnte, winkte indes ab: „Bei 25 Prozent Eigenbeteiligung wären das 500.000 Euro. Das kann der Verein nicht finanzieren.“ Das überraschende Angebot durch den Rathausleiter in der Sitzung kam daraufhin wohl eher als Frage formuliert: Würde der HSTV umziehen wollen, wenn er keine Eigenbeteiligung leisten müsste?
Die HSTV-Vorsitzende erhielt Gelegenheit, den Verein vorzustellen und die Bedeutung des jetzigen Standorts hervorzuheben. Die zentrale Lage sei entscheidend. Im HSTV sind viele Familien aktiv und die Nähe zur Kernstadt gerade für Kinder von großer Bedeutung, die sicher zu Fuß oder per Rad zur Sportstätte gelangten. Auch in finanzieller Hinsicht brächte der Standort den Vorteil, dass der Verein aus eigener Kraft die mehr als 30 Jahre alten Plätze erneuern und das Vereinsheim renovieren könnte – ohne den Mitgliedsbeitrag zu erhöhen. Möhn kalkulierte die Kosten pro Platz mit rund 20.000 Euro und für das Vereinsheim mit 60.000 Euro plus Eigenleistung.
Die Überlegung zur Bebauung des Tennisareals geht auf das Haushaltssicherungskonzept von 2014 zurück. Damals befand sich die Stadt in erheblicher finanzieller Schieflage. Es wurde nach jeder Möglichkeit gesucht, auch durch Verkauf von städtischen Grundstücken der defizitären Haushaltslage entgegenzuwirken. „Im Moment ziehen die Argumente von 2014 nicht“, stellte Eric Müller (FWG) fest.
Jan Herfort (SPD) hatte den Antrag seiner Fraktion auf Pachtverlängerung begründet und fokussierte auf die soziale Bedeutung des Vereins, seine gute Jugendarbeit und die Tatsache, dass der HSTV seit mehr als 50 Jahren aktiver Teil des städtischen Lebens sei. Deshalb sollten die Stadtverordneten einer 25-jährigen Pachtverlängerung zustimmen. Was die Sozialdemokraten deutlich ablehnten, sei eine Bebauung des Terrains. Die Funktion als Frischluftschneise und der vorhandene Baumbestand müssten geschützt werden.
Bürgermeister und FDP-Fraktion verwiesen stattdessen auf die Vorzüge einer lockeren Bebauung auf 5.000 qm, inklusive der Öffnung des Bachlaufs und dem Anlegen einer Parklandschaft für die Öffentlichkeit. Hervorgehoben wurden ferner positive Effekte durch den Wegfall der Sandplätze für das Mikroklima. Dies unterstütze eine vom Bürgermeister in Auftrag gegebene Expertise. Zudem würde neuer Wohnraum geschaffen, darunter ein Gebäude mit sozial geförderten Wohnungen.
In der Debatte kritisierte Michael Lipp (FDP) die fehlende Bereitschaft der Stadtverordneten, gute Argumente wahrzunehmen. Stadtverordnetenvorsteherin Claudia Weltin (FWG) reagierte auf den Redebeitrag äußerst verärgert. „Ich verwahre mich gegen diese Art der Diskussion“, insbesondere die pauschale Unterstellung, Stadtverordnete hörten nicht zu und würden Argumente für eine Bebauung ignorieren. „Es macht die Sache nicht besser, wenn sie gebetsmühlenartig die Argumente des Bürgermeisters wiederholen“, kritisierte Weltin. „Sie sprechen mir aus dem Herzen, Frau Weltin. Herr Lipp, wir hören schon zu“, antwortete Birgit von Stern (Grüne). Aber es gebe andere „gewichtige Argumente“, die gegen eine Bebauung des letzten großen zusammenhängenden Areals im Stadtgebiet sprächen.
Der Erhalt der Frischluftschneise und des Baumbestands sei ein bedeutendes Argument. Ein anderes betreffe die Tatsache, dass Hochheim innerstädtisch immer weiter zugebaut werde. So entstünde in Nachbarschaft zum Weihergelände am Königsberger Ring 2 bis 8 die nächste hochverdichtete Gebäudestruktur. „Wir Grünen wollen, dass die vorhandene Fläche am Weiher unbebaut bleibt.“ Das Aufrechnen von Mitgliederzahlen auf die genutzten Quadratmeter der Tennisplätze beurteilte von Stern als bedenklich. „Es geht um den Wert des Vereins, nicht um dessen Größe“. Der HSTV sei ein gewachsener Teil des sozialen und kulturellen Lebens.
Die von der FDP ins Spiel gebrachte Verrechnung brachte Marcus Hesse (SPD) in Rage. „Was sind uns die Vereine in Hochheim wert? Ich denke, sehr viel.“ Die Stadt unterstütze mit erheblichen Geldern beispielsweise das Schwimmbad der Bürgergenossenschaft, ebenso das Kunstrasenprojekt der Spielvereinigung und jetzt wolle man einem Verein, der aus eigenen Mitteln seine Zukunft stemmen könnte, dies an dem jetzigen Standort verweigern?
In weiteren Redebeiträgen sprachen sich Claudia Weltin (FWG), Birgit von Stern (Grüne), Jan Herfort (SPD) und Heinz-Michael Merkel (Gal/Linke) aus ökologischen wie aus städtebaulichen Gründen klar gegen jede Form einer Bebauung auf dem Tennisgelände am Weiher aus.
Die CDU-Fraktion zeichnete ein uneinheitliches Meinungsbild. Adam Bösz schlug einen Pachtvertrag vor zwischen vier und sieben Jahren Laufzeit, Christoph Preis hatte die Idee von 15 Jahren plus einer optionalen Verlängerung um weitere fünf Jahre. Der CDU-Vorsitzende Benedict Dorn fragte, ob es möglich wäre, die Tennisplätze nach hinten Richtung Käsbach und Abenteuerspielplatz zu verlagern. Letzteres verneinte der Bürgermeister. Es bestünde eine mögliche Fläche für höchstens einen Tennisplatz. Schlussendlich verblieb der Antrag der SPD zum Thema Tennisplätze zur weiteren Beratung im Ausschuss.
Überraschend einen neuen Standort ins Spiel gebracht
Im Nachgang zur Sitzung verschickte CDU-Stadtverbandsvorsitzender Benedikt Dorn am Mittwoch dieser Woche sein aktuelles Statement zum Thema Tennisplätze per E-Mail. Zwei Dinge wären der CDU besonders wichtig: Die Interessen des Vereins müssten berücksichtigt werden „und bei allem Verständnis für die Schaffung von weiterem Wohnraum dürfe die Frischluftzufuhr für die Innenstadt nicht unterbrochen werden. Ein Zupflastern jeglicher Baulücken wird es mit der CDU nicht geben.“
Zu den Standorten möglicher Tennisplätze sei nach Auskunft von Dorn aktuell ein neuer hinzugekommen: „Ein Gelände in Richtung Delkenheim. Hierauf sind wir gespannt“, schreibt der CDU-Stadtverbandsvorsitzende in seiner E-Mail-Nachricht abschließend.