Die evangelische Pfarrerin und Schauspielerin Miriam Küllmer-Vogt als Luthergattin Katharina von Bora im Kammermusical „Wenn Engel lachen“. Fotos: Dietmar Elsner
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HOCHHEIM - Einen eindrucksvollen Höhepunkt des Lutherjahres bot das Kammermusical „Wenn Engel lachen“. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kultur in der Kirche“ begrüßte Marijke Gossler die Gäste in der bis auf den letzten Platz besetzten evangelischen Kirche und versprach eine ganz besondere Aufführung. Sie behielt recht. Beeindruckend glaubhaft erzählte Schauspielerin Miriam Küllmer-Vogt, am Klavier begleitet von Gernot Blume, die verworrene Liebesgeschichte der Katharina von Bora.
In ihrem schlichten mittelalterlichen Kleid kam sie herein, ging direkt auf ihr Publikum zu und suchte zwischen den Reihen: „Wo ist er, der ehrenwerte Herr Professor Martin Luther? Wo hat er sich versteckt?“
Miriam Küllmer-Vogt kehrte zurück ins Scheinwerferlicht, nahm die Besucher von den Altarstufen aus mit in die wirre Zeit der Reformation und veranschaulichte mit Witz und Leidenschaft die Zustände im mittelalterlichen Wittenberg.
Die evangelische Pfarrerin und Schauspielerin Miriam Küllmer-Vogt als Luthergattin Katharina von Bora im Kammermusical „Wenn Engel lachen“. Fotos: Dietmar Elsner Foto:
Das Team vom Theater Zauberwort: Miriam Küllmer-Vogt (Katharina von Bora), Martin Luther (Gemälde von Lucas Cranach), Michael Kusterer-Trenkle (Licht- und Tontechnik) und Gernot Blume (Klavier und Gesang). Foto:
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Stinkende Heringsfässer – der Geruch der Freiheit?
Die Zuhörer litten mit Katharina von Bora, während sie ihre Flucht in der Osternacht 1523 aus dem Zisterzienserinnenkloster Marienthron schilderte. Laut Luther galten die strengen Klosterregeln nicht mehr, nur noch der Glaube zählte. Mit acht weiteren Nonnen flüchtete Katharina auf einem Pferdefuhrwerk, lag unter einer Plane zwischen eklig stinkenden Heringsfässern: „Sind das die Gerüche der Freiheit?“
Mit fünf Jahren hatte man die junge von Bora ins Kloster gegeben und nach 18 Jahren Schweigegelübde sang und tanzte sie bei der Ankunft in Wittenberg: „Ich bin nicht mehr angeleint, bin frei!“ Doch die 23 Jahre junge Frau fing auch an zu zweifeln: „Und wenn Luther irrt? Sieht so das Reich Gottes aus? Ringsumher die wütenden Bauern mit ihren Äxten und Gabeln. Was haben wir nun? Hass, Verwüstung, geplünderte Klöster!“
Klosterfrauen mit ehren- werten Herren verkuppelt
Sie fand Unterkunft beim Maler Lucas Cranach. Er und Luther vermittelten den ehemaligen Klosterfrauen „ehrenwerte Männer“ als Ehemänner und Ernährer.
Katharina lehnte ihren „stinkenden ekligen“ Verehrer Caspar Glatz ab und sagte zu Luther: „Da nehm ich doch lieber noch dich!“ Das klingt nicht gerade wie Romantik pur, eher wie die Wahl des kleineren Übels. Denn eigentlich wollte Katharina frei sein. Wieder kamen ihr Zweifel auf der Grundlage realistischer Einschätzung: „Ich will nicht in einer weiteren Form des Klosters leben. Wer staucht mich dann zusammen? Anstelle der Oberin nun ein Mann?“ Und sie sang voll Hingabe: „Mein Schöpfer, schenk mir die Gefühle, die eine Frau braucht!“
Doch auch eine Portion Humor und Ironie fehlte nicht in diesem Drama. Als Katharina einen Teller zerbrach, stellte sie nicht nur fest, dass die beiden Teile genauso wenig zusammenpassten wie Luther und sie, sondern auch, dass sie aus einem schwedischen Möbelhaus stammten.
„Weichei“ Martin, Katharina stellt den Heiratsantrag
In Luther sah Katharina von Bora keinen Helden: „Aus Angst vor einem Gewitter wurde er Mönch. Toll! Nicht mal den Mut zu einem Heiratsantrag hat er. Hat mal wieder Angst. Vor dem Teufel, dem Weltuntergang, hat Angst um mich, um meine Zukunft, aber vor allem um sein Lebenswerk. Männer, kann ich da nur sagen!“
Doch alles wurde gut, obwohl sie den Heiratsantrag selbst aussprechen musste: „Also, wie isses?“ Am 13. Juni 1525 wurden sie nach dreijährigem Hin und Her dann doch noch getraut und bekamen sechs Kinder.
Text und Musik des Musicals stammen vom Ehemann der Schauspielerin Pastor Fabian Vogt. Er machte aus den Wirren der Liebesgeschichte ein erfolgreiches Ein-Personen-Musical. Weder die eigenwillige Katharina von Bora noch der ehrenwerte Professor Martin Luther hätten gedacht, dass aus ihnen einmal ein Paar werden würde.
Katharina war in einen Patriziersohn verliebt, während Luther ein Auge auf Katharinas Freundin Ava geworfen hatte. Beide wollten sie ein gutes Wort für den jeweils anderen einlegen. Wie aus dieser Abmachung schließlich doch eines der berühmtesten Paare unserer Geschichte wurde, erzählte Miriam Küllmer-Vogt ausdrucksstark und höchst unterhaltsam.