Die Flut im Ahrtal: Chronologie der Hochwasser-Katastrophe

Die braunen Fluten zerstörten in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli ganze Ortschaften im Ahrtal. Foto: Lukas Görlach
© Lukas Görlach

Ein Jahr ist die Hochwasser-Katastrophe nun her. Insbesondere das Ahrtal wurde schwer verwüstet. Was ist wann genau passiert? Hier finden Sie die Ereignisse nochmal im Überblick.

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AHRTAL. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 löst extremer Starkregen in Deutschland eine Hochwasserkatastrophe mit insgesamt mehr als 180 Toten und schweren Verwüstungen aus. Besonders betroffen sind die Flüsse Ahr und Erft in den Kreisen Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) und Euskirchen (Nordrhein-Westfalen). Allein bei der meterhohen Sturzflut im Ahrtal sterben 134 Menschen, zwei Menschen sind noch immer vermisst. In Nordrhein-Westfalen kommen 49 Menschen ums Leben. Die Schäden liegen in beiden Ländern jeweils in zweistelliger Milliardenhöhe. Schwere Schäden mit mehr als 40 Toten gibt es auch in Belgien. Hier eine Chronologie der Ereignisse, mit dem Fokus auf die Katastrophe im Ahrtal:

Sonntag, 11. Juli 2021

11.00 Uhr: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor extremem Starkregen mit bis zu 200 Litern Regen pro Quadratmeter innerhalb von 60 Stunden. Eine genaue Vorhersage, wo die riesigen Mengen niedergehen werden, ist nicht möglich.

Dienstag, 13. Juli 2021

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Mittwoch, 14. Juli 2021

13 Uhr: Am Oberlauf der Ahr, in Antweiler, einem Dorf in der Verbandsgemeinde Adenau, tritt der Fluss über das Ufer, erste Feuerwehreinsätze beginnen.

16 Uhr: Die Feuerwehr am Oberlauf der Ahr verliert die Kontrolle über das Hochwasser, Dörfer wie die Gemeinde Schuld stehen vollständig unter Wasser.

17.40 Uhr: Der Kreis Ahrweiler ruft die zweithöchste Alarmstufe aus, 23 Minuten zuvor hatte das Landesumweltamt schon die höchste Warnstufe ausgerufen.

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19.00 Uhr: Ahr-Landrat Jürgen Pföhler und der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) besuchen die Einsatzzentrale des Krisenstabs in der Kreisbehörde in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Anschließend verlassen die beiden Politiker den Krisenstab und kehren nicht mehr zurück. Monate später wird Lewentz vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags aussagen, dass er in der Einsatzleitung den Eindruck gehabt habe, „dass man sehr kompetent und konzentriert arbeitet, weil man die Region kennt und das Hochwasser von 2016 vor Augen hat“. Die Begriffe Flut oder Sturzflut habe er nicht gehört.

21.00 Uhr: Der Kreis Vulkaneifel, der auch von heftigem Starkregen und Überschwemmungen betroffen ist, ruft den Katastrophenfall aus.

Am Abend: In der Integrierten Leitstelle in Koblenz gehen Tausende Notrufe aus dem Ahrtal ein. Wegen einer verwaltungstechnischen Vorschrift darf die Leitstelle allerdings keine Katastrophenwarnung ausgeben.

23.09 Uhr: Der Kreis Ahrweiler ruft die höchste Alarmstufe aus und empfiehlt eine Evakuierung der Häuser in Gebieten an der Ahr, unter anderem in Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig. «Es besteht Lebensgefahr», heißt es. Brücken dürften nicht mehr betreten werden.

Donnerstag, 15. Juli

Bereits in der Nacht kommt es im Ahrtal zu dramatischen Szenen.

Frühmorgens: Langsam werden die Folgen der verheerenden Flut und das Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Das Tal links und rechts der Ahr ist verwüstet. Dutzende Menschen werden vermisst, die Zahl steigt rasch an. Die ersten Todesfälle werden bekannt. Das Mobilfunknetz ist zu großen Teilen ausgefallen, was die Hilfe und die Kommunikation erschwert.

15 Uhr: Die Polizei spricht von rund 18 Toten im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler.

17.10 Uhr: Mehr als 1000 Katastrophenhelfer sind laut Kreisbehörde im Einsatz: „Lage dramatisch“, heißt es. In den folgenden Tagen und Wochen strömen zigtausende freiwillige Helfer aus dem ganzen Bundesgebiet mit zum Teil schweren Gerät ins Ahrtal, um mit aufzuräumen und anzupacken. [figure id="25616656"]

19.30 Uhr: Innenminister Roger Lewentz (SPD) spricht von neun weiteren Toten. Die Zahl wird sich in den folgenden Tagen und Wochen alleine im Ahrtal auf 134 erhöhen, zwei weitere Menschen werden bis heute vermisst.

Samstag, 17. Juli 2021

Montag, 19. Juli 2021

Freitag, 6. August2021

Die Staatsanwaltschaft Koblenz gibt bekannt, dass sie gegen Landrat Pföhler ermittelt. Es geht um den Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen.

Mittwoch, 1. September 2021

Freitag, 1. Oktober 2021

Die politische Aufarbeitung der Flutkatastrophe auf rheinland-pfälzischer Seite beginnt mit der ersten Sitzung des Landtagsuntersuchungsausschusses in Mainz. Das Gremium soll mögliches Behördenversagen aufdecken und politische Verantwortlichkeiten klären. Eine Woche später nimmt auch der Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags seine Arbeit auf.

Sonntag, 31. Oktober 2021

Ex-Landrat des rheinland-pfälzischen Landkreises Ahrweiler Jürgen Pföhler. Foto: dpa
Ex-Landrat des rheinland-pfälzischen Landkreises Ahrweiler Jürgen Pföhler.
© dpa

Freitag, 11. März 2022

Donnerstag, 7. April 2022:

Die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser tritt zurück. Zuvor war bekannt geworden, dass sich die CDU-Politikerin wenige Tage nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 mit weiteren Regierungsmitgliedern auf Mallorca getroffen hatte, um den Geburtstag ihres Mannes zu feiern.

Freitag, 8. April 2022:

Freitag, 6. Mai 2022:

Hatte das Land in der Flutnacht doch die Einsatzleitung inne? Zu diesem Schluss kommt ein Rechtsgutachten des Heidelberger Juristen Bernd Grzeszick. Das Gutachten erhöht den Druck auf Innenministerium und Aufsichtsdirektion ADD.

Freitag, 8. Juli 2022:

Der ehemalige Ahr-Landrat Jürgen Pföhler (CDU) schreitet mit langsamen Schritten in den Zeugenstand des Untersuchungsausschusses. Seit Monaten sieht er sich mit dem Verdacht konfrontiert, als Landrat des Kreises Ahrweiler während der verheerenden Ahr-Flut seine Bürger und ehrenamtlichen Katastrophenschützer im Stich gelassen zu haben. Vor dem Untersuchungsausschuss macht er von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Nach den Worten eines ermittelnden Polizeibeamten vor dem Ausschuss hat Pföhler in der Flutnacht fast keine eigenen Bemühungen unternommen, die Katastrophe abzuwenden. „Er hat sich in Sicherheit gebracht und wenige Nachbarn in seinem unmittelbaren Umfeld gewarnt“, sagt der Beamte des Landeskriminalamts. Die Einsatzleitung in der Kreisverwaltung sei personell völlig unterbesetzt und ab einem gewissen Zeitpunkt auch völlig überfordert gewesen.

Donnerstag, 14. Juli 2022:

Das Ahrtal nach der großen Flutkatastrophe im Juli 2021 und ein Jahr später Fotos: Lukas Görlach
Das Ahrtal nach der großen Flutkatastrophe im Juli 2021 und ein Jahr später
© Fotos: Lukas Görlach

Zum ersten Jahrestag der Flutkatastrophe will Bundespräsident Steinmeier von 11 Uhr an mit Betroffenen, Helfern und Kommunalpolitikern in den Gemeinden Altenahr und Dernau sprechen. Dabei begleitet ihn die rheinland-pfälzische Regierungschefin Dreyer. Später nimmt Steinmeier in Euskirchen (NRW) an einem Gedenkgottesdienst für die dortigen Flutopfer teil. Bei der zentralen Ahr-Gedenkveranstaltung am Donnerstagabend in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit rund 2000 Teilnehmern wird Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als Gast ohne Redebeitrag erwartet.

Von unseren Reportern und dpa