Die Energiepreise steigen, Gaslieferungen aus Russland sind gedrosselt. Und Energiesparen könnte bald per Gesetz zur Pflicht werden. Tipps, wie Sie auch im Sommer Strom sparen.
MAINZ. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck schließt als Konsequenz auf gesenkte Gaslieferungen durch Russland auch gesetzliche Maßnahmen zu Energie-Einsparungen nicht aus. "Wenn die Speichermengen nicht zunehmen, dann werden wir weitere Maßnahmen zur Einsparung, zur Not auch gesetzlich, vornehmen müssen", sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag in den ARD-"Tagesthemen".
Auf die Frage, ob das auch die Herabsetzung der vorgeschrieben Mindesttemperatur in Wohnungen sein könne, antwortete der Minister, "damit haben wir uns noch nicht intensiv auseinandergesetzt. Wir werden uns alle Gesetze, die dort einen Beitrag leisten, anschauen". Der russische Energieriese Gazprom hatte wie angekündigt in der Nacht zum Donnerstag seine Gaslieferungen nach Deutschland durch die Ostseepipeline Nord Stream weiter reduziert.
Verbraucher können reagieren und Energie sparen. Einige dieser Tipps sind gerade im Sommer lohnenswert:
Tipp 1: Warmwasser-Grundeinstellung verändern
Der nahe liegende Energiespartipp lautet: Gerade an heißen Sommertagen einfach mal nicht ganz so heiß duschen. Auch wenn das kühle Nass am Morgen nicht jedem liegt, können Sie sparen: Wer die Grundtemperatur seines Warmwassers, die über einen elektronischen Durchlauferhitzer oder Untertischspeicher gesteuert wird, auf 60 Grad herunterregelt, gibt rund zehn Prozent Energiekosten im Jahr weniger aus.
Das hat die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online berechnet - basierend auf den jährlichen Durchschnittswerten des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) für 2021. Das waren 32,16 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Bei den aktuell steigenden Preisen dürfte die Einsparsumme also noch höher liegen.
Was erst mal nach einem Komfortverlust klingt, ist es meist gar nicht. Denn die 60 Grad beziehen sich auf die voreingestellte Maximaltemperatur. Weniger sollten es nicht sein, denn bei diesen Temperaturen sterben gesundheitsgefährdende Bakterien, die Legionellen, ab. Das tatsächliche Bade- und Duschwasser, das wir als angenehm warm bis heiß empfinden, hat Körpertemperatur bis maximal 40 Grad.
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Übrigens, wer dann doch mal aufs Aufdrehen verzichten kann: 35 Euro können Hausbesitzer mit einer Gasheizung und 85 Euro bei elektrischer Erwärmung allein schon weniger für Energie ausgeben, wenn sie ihre Hände mit kaltem Wasser waschen (in einem Drei-Personen-Haushalt bei fünfmal am Tag Händewaschen mit jeweils zwei Litern Wasser).
Tipp 2: Kürzer Wasser laufen lassen
Apropos duschen: Es lohnt sich, die Zeit, in denen die Wasserhähne auf sind, reduzieren. Etwa das Wasser beim Einseifen abstellen und sowieso sich einfach mal schneller waschen. Auch während des Zähneputzens den Wasserhahn zumachen und nur zum Ausspülen anstellen.
Und noch so ein Sommertipp: Öfter mal duschen statt baden. Das allein lässt Mieter rund 70 Euro im Jahr, Hausbesitzer 110 Euro weniger ausgeben.
Tipp 3: Heizung auf Sommerbetrieb stellen
Um Energie zu sparen, sollte man die Heizung nicht das ganze Jahr über durchlaufen lassen, sondern auf Sommerbetrieb umstellen. Damit werden die Heizkreisläufe abgeschaltet und nur noch warmes Wasser bereitgestellt. "Ältere Kessel müssen manuell umgestellt werden, neuere erledigen das automatisch", sagt Martin Brandis vom Energieteam des Verbraucherzentrale Bundesverbands.
Tipp 4: Wärmequellen im Wohnraum abschalten
Mit diesem Tipp schlagen sie an heißen Sommertagen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie sparen Energie ein und verhindern, dass sich die Wohnräume zusätzlich durch die Wärme der Elektrogeräte aufheizen.
Daher lautet ein grundsätzlicher Hitzetipp: Alle Geräte wie Fernseher, Computer und auch jede Lampe, die man gerade nicht nutzt, ausschalten. Und zwar richtig, also auch den Stand-by-Modus beendet. Belässt man Geräte hingegen das ganze Jahr über in diesem Ruhemodus nach ihrer Nutzung, kann das laut co2online bis zu 115 Euro pro Jahr Mehrkosten verursachen.
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Eine weitere Idee: Die Nutzung von Restwärme beim Kochen und Backen. Denn Gerichte werden auch fertig, wenn man den Herd und Ofen früher abschaltet und deren Restwärme nutzt. So spart man besonders bei älteren und trägen Elektrokochplatten Geld, laut co2online Strom für bis zu 20 Euro im Jahr. Und: Liegt ein passender Deckel auf dem Kochtopf, kann aus ihm nicht Wärme ungenutzt verfliegen. Noch mehr sparen lässt sich, wenn man Kochgeschirr nutzt, das zur Größe der Herdplatte passt.
Beim Backofen kann man noch weitergehen: Die wenigsten Gerichte brauchen einen bereits vorgewärmten Ofen. Auflauf, Pizza und Kuchen können direkt reinkommen, es verlängern sich nur Gar- und Backzeiten ein wenig.
Tipp5: Wäsche draußen trocken
Dieser Tipp kann was: Wer die Möglichkeit hat, seine Wäsche auf Ständer oder Leine zu trocken und so auf einen Wäschetrockner verzichtet, kann bis zu 175 Euro pro Jahr sparen. Alle anderen sollten an der Waschmaschine immerhin die Schleuderzahl so hoch wie möglich einschalten - was die Wäsche etwas vortrocknet.
Wer seine Schmutzwäsche sammelt und die Maschine nur laufen lässt, wenn die Trommel voll wird, kann bei zweimaligem Waschen pro Woche 25 Euro pro Jahr sparen. Ausgenommen sind hier die neuesten Premiumgeräte: Sie haben eine automatische Beladungserkennung.