Nach Regens-Tod: Bistum Limburg will Stellungnahme abgeben

Christof May. Archivfoto: Bistum Limburg
© Archivfoto: Bistum Limburg

Nach dem Tod des Domkapitulars Christof May wird sich das Bistum an diesem Freitag äußern. Das bestätigte eine Sprecherin. Es stehen Vorwürfe zu „sexuellen Übergriffen“ im Raum.

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LIMBURG. Das Bistum Limburg will sich an diesem Freitag zum Tod seines Regens Christof May äußern. Das bestätigte am Vormittag eine Sprecherin des Bistums dieser Zeitung. Demnach beraten die Verantwortlichen derzeit darüber, in welcher Form die Stellungnahme im Laufe des Tages erfolgen soll. Der für die Priesterausbildung verantwortliche Domkapitular May (49) war am Donnerstagvormittag leblos in seiner Wohnung aufgefunden worden. Das rund 600.000 Mitglieder zählende Bistum hatte anschließend seine Mitarbeiter in einem Schreiben darüber informiert. „Wir sind erschüttert und voller Trauer“ hieß es in der E-Mail, die mehreren Medien vorliegt. Zur genauen Todesursache wollte das Bistum zunächst nichts sagen.

Wie aus dem Schreiben hervorgeht, habe der Limburger Bischof May zuvor „in einem persönlichen Gespräch zu Vorwürfen übergriffigen Verhaltens angehört“. Im Anschluss habe Bischof Bätzing den 49-jährigen Westerwälder „von allen Ämtern freigestellt, um die Vorwürfe prüfen und aufklären zu können.“ Diese Verfahrensweise sieht die Deutsche Bischofskonferenz in entsprechenden Fällen vor. Die FAZ berichtet von „Hinweisen auf tatsächliche Anhaltspunkte für den Verdacht eines sexuellen Missbrauchs“, die beim Bistum Limburg eingegangen seien.

Zuvor Pfarrer im Lahn-Dill-Kreis

May wurde im September 2018 zum Limburger Regens ernannt. Zuvor war er Pfarrer der Pfarrei St. Anna Braunfels (Lahn-Dill) sowie Bezirksdekan in den katholischen Bezirken Wetzlar und Lahn-Dill-Eder. Als Kaplan war er auch unter anderem in Wiesbaden tätig.

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May hatte im Oktober 2020 für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. In einem Gottesdienst übte er massive Kritik an der katholischen Kirche und sprach sich für mehr für Gleichberechtigung aus – für Frauen, Geschiedene und LGBTQ. Er hatte auch für ein gemeinsames Abendmahl und für die Frauenordination plädiert. „Statt das Feld für alle zu öffnen, verstehen wir uns viel zu oft als Türsteher“, sagte May damals. „Ich möchte das wiederverheiratete Geschiedene, das gleichgeschlechtliche Paar nicht im Wohnzimmer segnen müssen. Ich möchte sie in der Mitte sehen. Ich möchte die Frau nicht in einer Machtposition dulden, sondern sie dazu ermutigt wissen.“

Limburger Dekan kürzlich zurückgetreten

Die katholische Kirche leidet nach wie vor unter Missbrauchsvorwürfen und -fällen. Die Kirche verzeichnet die höchste Austrittswelle seit Gründung der Bundesrepublik. Erst vor wenigen Tagen war im Bistum Limburg Winfried Roth (64), Dekan des katholischen Bezirks Westerwald, zurückgetreten. Hintergrund des Rücktritts waren Vorwürfe sexueller Belästigung gegen Roth aus den Jahren 2000 und 2007, so das Bistum. Roth war dennoch 2020 zum Bezirksdekan ernannt worden. „Ich nehme wahr, dass meine Entscheidung für die Betroffenen nur schwer zu ertragen ist und darüber hinaus Irritation und Ärgernis auslöst. Dies hatte ich bei meiner Entscheidung vor zwei Jahren so nicht gesehen. Diese Entscheidung war falsch. Ich bitte die Betroffenen um Verzeihung“, teilte Bätzing mit.