Stiko-Mitglied zu Impfstoff für Kinder: Kein Druck bei Zulassung

Die Impfung von Kindern ist das zentrale Thema auf dem Impfgipfel von Bund und Ländern am Donnerstag. Foto: Gorilla - fotolia.de
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Die Stiko lässt sich bei der Zulassung des Corona-Impfstoffes für Kinder nicht unter Druck setzen. Für ein offenes Impfangebot bis zum Sommer muss sie aber erst grünes Licht geben.

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BERLIN. Stiko-Mitglied Martin Terhardt hat in der Debatte über Corona-Impfungen für Kinder die Unabhängigkeit der Ständischen Impfkommission unterstrichen. "Wir sind ein unabhängiges wissenschaftliches Gremium, wir haben eine Satzung und eine Geschäftsordnung, die uns einer bestimmten Methodik verpflichten", sagte Terhardt am Freitag im Bayerischen Rundfunk (Bayern 2). Er fügte hinzu: "Und das werden wir so machen, wie wir das sonst auch machen: Eben nach wissenschaftlichen Kriterien entscheiden und nicht nach politischen - oder uns auch nicht auf irgendeinen Druck beeinflussen lassen."

Besondere Risiken unbekannt

Terhardt verwies darauf, dass die Kommission die besonderen Risiken der Impfung von Kindern und Jugendlichen noch nicht genau kenne. Deshalb neige man zur Zurückhaltung. Die Stiko sei mit ihrer Bewertung noch nicht fertig und noch mitten dabei. "Da müssen wir noch auf Daten aus den USA warten, wo der Impfstoff (von Biontech) ja schon angewendet wird. Die werden aber sicherlich erst in einigen Monaten vorliegen."

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Ob in der Europäischen Union eine Corona-Impfung bereits für Kinder möglich wird, will an diesem Freitag die EU-Arzneimittelbehörde EMA entscheiden. Der zuständige Experten-Ausschuss kommt zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, um über die Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder ab 12 Jahren zu beraten. Bisher ist er in der EU ab 16 Jahren freigegeben.

Termin für Kinder zwischen zwölf und 16

Am Donnerstag hatten Bund und Länder festgelegt, dass sich Kinder ab 12 Jahren in Deutschland vom 7. Juni an gegen Corona impfen lassen dürfen, sofern die EU-Behörde grünes Licht gibt. Am 7. Juni soll die Priorisierung hierzulande generell aufgehoben werden, damit sollen sich dann auch Kinder von zwölf bis 16 Jahren um einen Termin bemühen können, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte.

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Braun: Impfangebot bis Mitte September gilt auch für Kinder ab 12

Alle Kinder, die 12 Jahre und älter sind, sollen laut Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) bis zum Ende des Sommers ein Impfangebot erhalten. "Da haben wir jetzt gesagt, da nehmen wir die 12-plus-Jährigen mit rein, das gilt auch für die", sagte der Politiker im ARD-"Morgenmagazin" zu den Beschlüssen des Impfgipfels am Donnerstag. Bis Mitte September wolle man mit den Impfungen durch sein, "das halten wir auch weiter für realistisch", sagte Braun.

Den Ländern steht jedoch für die Impfung von Kindern kein zusätzlicher Impfstoff zur Verfügung. Außerdem hatten sowohl Biontech/Pfizer, als auch Johnson&Johnson zuletzt Lieferverzögerungen angekündigt.

Braun wies darauf hin, dass es den Ländern offen steht, spezielle Impfangebote für Schulen aufzulegen, "das haben wir nicht ausgeschlossen". Es gehe aber zu weit zu sagen, Kinder müssten sich für einen sicheren Schulbetrieb impfen lassen. "Das ist eine individuelle Entscheidung und deshalb fände ich es gut wenn Eltern und Ärzte da frei sind und dass wir sie weder bedrängen, dafür oder dagegen", stellte Braun fest.

Von dpa