Umsatzhoch für Fahrradhändler im Corona-Sommer

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Trotz geschlossener Läden im Frühjahr verzeichnet der Fahrradhandel einen steigenden Umsatz. Welche Modelle besonders oft gekauft wurden und ob der Boom anhält.

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. Der Urlaub an die Costa Brava ist gecancelt, der Sommerausflug an die kroatische Küste ins nächste Jahr verschoben und der Städtetrip nach Rom fürs Erste gestrichen. Das liegen gebliebene Urlaubsgeld haben die Deutschen anderweitig ausgegeben. Die Fahrradlobbys gehen davon aus, dass der Fahrradhandel vom Corona-Sommer profitiert hat. Der Handel boomt.

Allein im ersten Halbjahr 2020 hätten die Fahrradhändler 30 Prozent mehr Umsatz gemacht als im Vorjahreshalbjahr, rechnet der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV). David Eisenberger, Pressesprecher des ZIV, schätzt: „Viele haben ihre Käufe vorgezogen oder das Geld für den abgesagten Urlaub jetzt in ein Fahrrad investiert.“ Die Menschen rüsten ihr Fahrrad nach oder legen sich gar ein neues zu. Der Lockdown, die Maskenpflicht in Bus und Bahn und die Sehnsucht nach frischer Luft scheinen eine neue Käuferschicht mobilisiert zu haben. Seit April wurden vor allem Einsteigermodelle von rund 1000 Euro verkauft. Genauso würden auch die Fahrradwerkstätten einen erhöhten Ansturm verspüren. Doch ob der Fahrradboom anhält, hänge davon ab, wie schnell es den Kommunen gelinge, ihre Fahrradinfrastruktur nachzurüsten, erklärt Stephanie Krone, Pressesprecherin des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Gerade für Fahrradneulinge sei es wichtig, dass es komfortable und sichere Radwege gebe. „Die Radwege waren schon vor der Krise schlecht und dramatisch unterdimensioniert – jetzt gibt es viele zusätzliche Neuaufsteiger“, sagt Krone.

Der Fahrradbestand ist nach ZIV-Schätzungen im vergangenen Jahr auf knapp 76 Millionen Stück angewachsen. Allein der Anteil an E-Bikes wird zurzeit auf rund 5,4 Millionen geschätzt. Mit sogenannten Pedelecs erreichen die Radfahrer ohne große Mühe Geschwindigkeiten von bis zu 25 Stundenkilometern (km/h). Mit den schnelleren Speed-Pedelecs, bei denen der Fahrer einen Führerschein und ein amtliches Kennzeichen braucht, kommen die Langstrecken-Radler ohne Probleme auf 45 km/h. Leicht werden die Fahrradfahrer dabei von Autofahrern unterschätzt. Doch Eisenberger betont: „E-Bikes sind nicht prinzipiell gefährlicher als normale Fahrräder.“ Ein E-Bike wird häufiger genutzt und vor allem auf längeren Strecken, damit steigt auch das Unfallrisiko. Dabei sind die meisten Unfälle mit Radfahrern auf Fremdverschulden zurückzuführen. Die Unfallstatistiken etwa des rheinland-pfälzischen Innenministeriums zeigen, dass es 2019 zwar weniger Fahrradunfälle gab, dafür aber deutlich mehr Todesopfer. Welchen Einfluss die steigenden Verkaufszahlen im Corona-Jahr auf die Unfallstatistik haben, wird sich noch zeigen.

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Von Denise Kopyciok