Zurückgehende Corona-Zahlen, Grippewelle vorbei: Ab diesem Donnerstag gilt im Verkehr keine Maskenpflicht mehr, beim Arzt aber weiterhin. Wie lange noch?
Wiesbaden/Mainz. Knapp zwei Monate früher als vorgesehen endet die Corona-Maskenpflicht in Bahnen und Bussen. Ab diesem Donnerstag können Fahrgäste in Fernzügen selbst entscheiden, ob sie eine Maske tragen oder nicht. Auch in den Bussen und Bahnen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gilt von da an überall Eigenverantwortung statt Pflicht. Damit schafft Deutschland knapp drei Jahre nach Beginn der Pandemie als eines der letzten Länder in Europa die Maskenpflicht im Verkehr ab.
Auch am Arbeitsplatz werden die gesetzlichen Regeln ab 2. Februar gelockert, die Corona-Arbeitsschutzverordnung läuft vorzeitig aus. Arbeitgeber und Beschäftigte können dann eigenverantwortlich festlegen, inwiefern noch Maßnahmen nötig sind. Bislang mussten die Arbeitgeber im Rahmen eines Hygienekonzepts Homeoffice- und Testangebote für die Mitarbeiter prüfen. Ausgenommen von den Maskenpflicht-Lockerungen sind Pflege- und medizinische Einrichtungen wie Arztpraxen und Kliniken - aber auch hier wird über ein Ende diskutiert.
Nach dem im Herbst geänderten Infektionsschutzgesetz sollte die Maskenpflicht im Fernverkehr eigentlich bis Karfreitag, 7. April, gelten („Von Oktober bis Ostern“). Angesichts der positiven Entwicklung der Coronalage sowie der Abschaffung der Maßnahme in den Nachbarländern waren die Rufe nach einem Ende der Pflicht immer lauter geworden. Am 13. Januar kündigte dann Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) das Auslaufen für Anfang Februar an. „Wir müssen die vulnerablen Gruppen weiter schützen, die Pandemie im Blick behalten, aber wir können im Alltag etwas mehr Eigenverantwortung wagen“, sagte er.
Bund beendet Corona-Maskenpflicht in Fernzügen, die Länder im ÖPNV
Im Nahverkehr können die Bundesländer selbst über die Regeln entscheiden. Schon vor der Ankündigung Lauterbachs hatten immer mehr Länder die Pflicht gekippt, als erstes Bayern bereits im Dezember, ohne dass sich die Coronazahlen dort anders entwickelten. Um bundesweit einheitliche Regeln zu haben, zogen mit dem Beschluss für das Aus im Fernverkehr auch die letzten verbliebenen Bundesländer nach, darunter Hessen und Rheinland-Pfalz. Im Flugverkehr endete die Maskenpflicht schon im Oktober.
Wir müssen die vulnerablen Gruppen weiter schützen, die Pandemie im Blick behalten, aber wir können im Alltag etwas mehr Eigenverantwortung wagen.
Die Coronalage hat sich in den vergangenen Wochen weiter entspannt. Eine bedrohliche Winterwelle ist ausgeblieben, vorerst wird auch keine mehr erwartet. Die Sieben-Tage-Inzidenz - die aber aufgrund der inzwischen viel selteneren Tests kaum vergleichbar ist - lag Montagmorgen bundesweit bei 77. Auf den Intensivstationen fiel die Zahl der Patienten mit einer Coronavirusinfektion jüngst zwischenzeitlich auf unter 600 (bei rund 18.500 Intensivpatienten insgesamt), der niedrigste Stand seit August 2021. Die Höchststände in diesem Herbst und Winter waren knapp 1800 (Mitte Oktober) und knapp 1400 (Ende Dezember). Das sind deutlich weniger als in früheren Wellen: Im Dezember 2021 waren es bis zu rund 4900, Ende 2020/Anfang 2021 bis zu 5700.
Darüber hinaus sieht das Robert Koch-Institut (RKI) die Grippewelle in Deutschland bereits als beendet an. Es gebe zwar weiter Ansteckungen, die Saison dauere an; aber nach einem außergewöhnlich frühen Beginn der Welle im Herbst 2022 sei nun die Phase erhöhter Aktivität erst einmal vorbei, erklärte das RKI vor wenigen Tagen.
RKI: Grippewelle ist außergewöhnlich früh gestartet und geendet
Die allermeisten Länder in Europa hatten die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen schon früher abgeschafft. In Spanien fällt sie erst ab 8. Februar - allerdings war die Maske schon seit Monaten in der Praxis eher freiwillig. Europaweit gilt die Maskenpflicht im Verkehr nun nur noch in Zypern sowie regional, etwa in städtischen Gebieten in Griechenland sowie in der österreichischen Hauptstadt Wien.
Bis 7. April bundesweit gültig ist noch die Maskenpflicht beim Zutritt zu Kliniken sowie für Besucher und Patienten in Arztpraxen. Doch auch hier könnte es ein früheres Ende geben. So haben inzwischen mehrere Ärzte- und Klinikverbände die Aufhebung gefordert. Es sei nicht mehr nötig, die Pflicht flächendeckend aufrechtzuerhalten, sagte etwa der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Bernd Salzberger. Das Coronavirus sei inzwischen „ein Gesundheitsrisiko unter vielen“. Ausgenommen seien einzelne Bereiche wie die Krebsmedizin, Transplantationszentren sowie besonders vulnerable Patientengruppen. Hier reichen aus seiner Sicht jedoch Einzelregelungen. Zudem trügen viele Menschen weiterhin freiwillig Masken.
Maskenpflicht in medizinischen Einrichtungen – Verbände fordern Ende
Ähnlich äußerten sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung, der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sowie die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Nicola Buhlinger-Göpfarth. Aus ihrer Sicht sollten die Praxen eigenständig über die Pflicht entscheiden. Der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, sagte, es sei „Zeit, wieder zur Normalität zurückzukehren“. Wie vor der Pandemie würden Masken im Krankenhaus weiter dort getragen, wo erhöhte Infektionsgefahr herrsche. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, sprach sich hingegen für die Beibehaltung der Maskenpflicht aus. Auch Gesundheitsminister Lauterbach lehnt ein rasches Ende bislang ab, er begründet dies wie Bentele mit dem Schutz besonders vulnerabler Menschen. Allerdings: Auch wenige Tage vor dem Aus für die Pflicht in den Zügen hatte er diesen Schritt öffentlich noch abgelehnt.
Es ist Zeit, wieder zur Normalität zurückzukehren.
In anderen europäischen Ländern wird unterschiedlich mit der Maskenpflicht im Gesundheitsbereich umgegangen. Beispiele: Laut Auswärtigem Amt gilt sie in Spanien, Italien und Österreich weiterhin, in Großbritannien nur in einzelnen Landesteilen (England, Wales). Die Niederlande und Dänemark haben sie aufgehoben, in Frankreich wird die Maske lediglich „nachdrücklich empfohlen“.