Der Riesling gilt als wichtigste Rebe in Deutschland, wird aber vom Klimawandel bedroht. Am 13. März 1435 wurde er erstmals urkundlich erwähnt – und zwar in Rüsselsheim.
Von Peter Zschunke
Eine Traube mit Charakter: Riesling bei der Lese.
(Foto: dpa)
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HOCHHEIM - Geburtstagsfeier für den Riesling: Die Rebsorte, die wie keine andere als Inbegriff für deutschen Weißwein steht, wurde am 13. März 1435 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, also an diesem Freitag vor 585 Jahren. Die erste bekannte Erwähnung befindet sich in einer Kellereiabrechnung, die sich heute im Hessischen Staatsarchiv in Marburg befindet. Darin hielt der Rüsselsheimer Amtmann Klaus Kleinfisch in der Grafschaft Katzenelnbogen die Ausgabe von 22 Schillingen für „seczreben riißlingen“, also Riesling-Setzreben, fest. Im 15. Jahrhundert gab es tatsächlich Weinberge in dieser Gemarkung. Historiker weisen darauf hin, dass Rüsselsheim mit Hochheim und Flörsheim einst eng verbunden war – zumal der Main damals einen weiter südlich gelegenen Verlauf hatte.
Der Hochheimer Winzer Franz Michel vermutet, dass die damals gekauften Reben für eine historische Lage mit der Bezeichnung „Im Rüsselsheimer“ gedacht waren. Heute befindet sich diese im Gebiet der Einzellage Hochheimer Hölle.
In den 13 deutschen Anbaugebieten hat der Riesling einen Anteil von fast einem Viertel, auf einer Anbaufläche von 23 800 Hektar. Das entspricht 45 Prozent der weltweiten Riesling-Anbaufläche. Außerhalb von Deutschland wird Riesling etwa im Elsass und in Österreich sowie in den USA, Südafrika, Australien und Neuseeland angebaut.
Wie keine andere Rebsorte bestimme der Riesling das weltweite Image des deutschen Weins, erklärt das Deutsche Weininstitut. Die frühe Verbreitung des Rieslings, der Wuchs, die Größe der Beeren, die lange Reifezeit und Frostfestigkeit zeigten, dass der Riesling noch recht nah verwandt mit Wildreben sei. Neben dem Rheingau gibt es auch an der Mosel Belege für den Riesling-Anbau im 15. Jahrhundert. Die frühesten Hinweise für die Verbreitung im heutigen Rheinhessen und der Pfalz stammen aus dem späten 15. und dem frühen 16. Jahrhundert.
Allerdings könnten die Riesling-Reben Probleme bekommen, wenn der Klimawandel weiter voranschreitet. „Das Besondere am Riesling ist, dass er sich im Unterschied zu mediterranen Rebsorten schon bei eher niedrigen Temperaturen gut entwickelt“, erklärt der Winzer Martin Tesch aus Langenlonsheim. In früheren Generationen habe es beim Lesezeitpunkt kein „zu spät“ gegeben. Heute schon: Bleiben die Trauben zu lange hängen, entstehen leicht Weine mit etwa 14 Prozent Volumenalkohol – „das darf nicht passieren, dann ist der Wein zu mächtig und verliert seinen Riesling-Charakter“.
Bei der Anlage der Weinberge hat sich Tesch an die höheren Temperaturen angepasst. Er gestaltet gerade einen Südosthang neu, in dem die Rebzeilen bisher auf die maximale Reife ausgerichtet waren und schon die Morgensonne voll mitnehmen konnten. „Wir gehen jetzt in die andere Richtung.“ Außerdem ermöglicht eine gezielte Gestaltung der Laubwände eine bessere Beschattung, um die Trauben in heißen Sommern vor zu knalliger Sonne zu schützen.
Über reichlich Regen in diesen Tagen freut sich der 87-jährige Winzer Michel vom Hochheimer Weingut Domdechant Werner. Er sieht zumindest mittelfristig keine Probleme für den Riesling und ist überzeugt: „Der Riesling ist der König der Rebsorten, seine geschmacklichen stilistischen Eigenschaften sind nicht kopierbar.“