Viele Geschichten ranken sich um Schloss Johannisberg, und alle haben sie mit Wein zu tun. Das kommt nicht von ungefähr: Hinter den dicken Steinmauern befindet sich das gleichnamige VDP-Weingut.
Schloss Johannisberg thront über seinen ausgezeichneten Weinlagen.
Foto: Luidger
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Geisenheim - Ein Besuch auf Schloss Johannisberg ist einer der besonderen Sorte: Hier befindet sich das gleichnamige VDP-Weingut, das alleiniger Besitzer der 35 Hektar großen Lage ist, die zu den besten des Rheingaus zählt und auf der ausschließlich Riesling angebaut wird. Schloss Johannisberg ist administrativ ein eigener Ortsteil von Geisenheim, was dem Wein mit dem Weingesetz von 1971 das Recht verlieh, den Lagennamen ohne Ortsbezeichnung auf dem Etikett zu führen. Im Jahr 2000 wurde Schloss Johannisberg schließlich als eine einzige Lage in das Lagenkataster des hessischen Weinbauamtes eingetragen.
Rund 1200 Jahre Weinbaugeschichte sind mit dem Johannisberg verbunden: Als Benediktinerkloster gegründet, wird die Johannisberger Abtei schnell zum Mittelpunkt und Initiator des Rheingauer Weinbaus. Im Herzen der unterirdischen Keller-Anlage befindet sich bis heute die „Bibliotheca subterranea“, die berühmte Schatzkammer des Schlosses mit ihren kostbaren Wein-Raritäten aus mehreren Jahrhunderten.
Die Entdeckung der Spätlese
Ab dem Jahre 1716 gehört Schloss Johannisberg dem Fürstbischof in Fulda, der eine großzügige, dreiflügelige Schlossanlage nach dem Geschmack der Zeit errichten lässt. Diesen Besitzverhältnissen ist auch die Entdeckung der Spätlese auf Schloss Johannisberg zu verdanken, der folgende Geschichte zugrunde liegt: Im Jahre 1775 verspätete sich der Kurier, der in Fulda die Erlaubnis zum offiziellen Beginn der Weinlese einholen musste, um einige Wochen. Als er wieder in Johannisberg eintrifft, sind die Trauben bereits an den Rebstöcken verfault. Dem beherzten Kellermeister ist es zu verdanken, dass sie trotzdem geerntet werden und als Spätlese einen neuen Weinstil kreieren, der ab diesem Zeitpunkt auf dem Johannisberg zur Regel wird. Zwar berichten Chronisten schon 1730, dass manche Winzer „gern eine kleine Fäulnis abwarten, um zur größeren Süßigkeit der Trauben zugelangen“, dennoch bleibt 1775 das Datum, das den Beginn einer planmäßig späten Lese von edelfaulen Trauben markiert. Ein Denkmal im Hof des Johannisberger Schlosses hat den „Spätlesereiter“ verewigt.
Die Vinothek
Das Wein-Cabinet befindet sich im ehemaligen Kelterhaus der Domäne inmitten der Schlossanlage. Hier können Gäste nach vorheriger Terminabsprache die Weine verkosten und die Kelter besichtigen, auf der die ersten edelsüßen Weine Deutschlands gekeltert wurden.
Nach der Säkularisierung durch Kaiser Napoleon und der anschließenden gemeinsamen Verwaltung durch Preußen, Russland und Österreich, gelangt das Schloss 1816 in die Hände des Staatskanzlers des österreichi-schen Kaisers, Clemens Wenzel Lothar Fürst von Metternich, der damit für seine Verdienste im Wiener Kongress belohnt wurde. Bis heute muss der Weinzehnt an das österreichische Kaiserhaus beziehungsweise dessen Rechtsnachfolger entrichtet werden. Der einflussreiche Metternich gesteht „hier eine Ruhe zu genießen, welche ich als Wohltat zu fühlen weiß, und zu diesem Genuss trägt der Charakter, welcher der Gegend angehört, das Seinige bei.“
Im Zweiten Weltkrieg von Fliegerbomben getroffen und ausgebrannt, ist es Fürstin Tatiana und ihrem Mann Paul Alfons Fürst von Metternich zu verdanken, dass die beeindruckende Schlossanlage sowie die dazugehörige romanische Kirche heute wieder in neuem Glanz erstrahlen. Die Fürstin, die sich vor allem im kulturellen Bereich im Rheingau und weit darüber hinaus verdient gemacht hat, lebte bis zu ihrem Tod 2006 auf Schloss Johannisberg. Es ist bis heute nicht zu besichtigen, sondern nur im Rahmen von Veranstaltungen zugänglich.
Für Tagungen, Konferenzen, Events und Feierlichkeiten hält das Weingut Schloss Johannisberg verschiedene Räumlichkeiten bereit, die Gutsschänke Schloss Johannisberg mit ihrer Sonnenterrasse und dem Weingarten hat täglich ab 11.30 Uhr geöffnet und bietet durchgehend warme Küche an.