Ob Eintracht Frankfurt gegen Union Berlin auf Martin Hinteregger setzen kann, will Adi Hütter noch nicht verraten. Spielt er, erübrigen sich andere Personalumstellungen.
FRANKFURT. Trainingseinheiten bei der Frankfurter Eintracht finden wie bei den meisten Profiklubs in aller Regel hinter verschlossenen Türen statt. In Corona-Zeiten sowieso. Das Abschlusstraining war schon immer geheim. Der Gegner soll auch nicht den geringsten Hinweis darauf erhalten, was taktisch wie personell geplant wird. Vor dem Spiel gegen den 1.FC Union Berlin am Samstag (15.30 Uhr) war die letzte Übungseinheit noch ein bisschen geheimer als sonst. Keine Info drang nach außen.
Rätselraten um Einsatz von Martin Hinteregger
Grund: Die Personalie Martin Hinteregger. Kann der österreichische Abwehrchef spielen oder nicht? Am Tag zuvor hatte Trainer Adi Hütter von einem „Wettlauf mit der Zeit“ gesprochen. Hinteregger plagt sich mit einer leichten Oberschenkelzerrung und wurde seit Tagen intensiv behandelt. Am Donnerstag hat er erstmals wieder auf dem Platz gestanden, für sich alleine trainiert, auch schon mit Ball. Am Freitag soll er im Kreis der Mannschaft mitgemacht haben. Adi Hütter will seinen Kollegen Urs Fischer solange wie möglich im Ungewissen lassen. Nur eines stehe fest: „Wenn Martin nicht hundertprozentig fit ist, lasse ich ihn nicht spielen.“
An Hintereggers Einsatz oder eben an seinem Fehlen hängen so einige andere Personalentscheidungen. Spielt er, kann Makoto Hasebe im Mittelfeld bleiben und dort die Fäden ziehen. Spielt er nicht, muss der Japaner in die Abwehrkette zurück und zwischen Stefan Ilsanker und Evan Ndicka verteidigen. Es gibt weitere Fragen, die der Trainer beantworten muss. Wer soll die rechte Seite beackern, nachdem sowohl Erik Drum als auch Almamy Touré ausfallen. „Wir haben eine offensive und eine defensive Variante“, sagt Hütter. Die offensive ist Ayman Barkok, die Defensive Timothy Chandler. Da könnten die Unterschiede wirklich kaum größer sein. Barkok ist gelernter Mittelfeldspieler, offensiv ausgerichtet, ein kreativer Kopf. Chandler ist eher Verteidiger, gradliniger, ein großer Kämpfer.
Luka Jovic winkt Startelfeinsatz gegen Union
In der angreifenden Abteilung muss Amin Younes, der gerade von Bundestrainer Joachim Löw für die Nationalmannschat nominiert wurde, wegen einer Gelbsperre ersetzt werden. Da ist die Entscheidung ziemlich klar. Luka Jovic wird neben André Silva stürmen, Daichi Kamada dahinter den Spielmacher geben. Gerade Madrid-Rückkehrer Jovic soll nun im Endspurt zum Trumpf der Eintracht werden. „Es wäre schön, wenn es sich bewahrheitet, was ich am Anfang nach seiner Rückkehr gesagt habe“, hofft der Trainer, „dass er hinten raus ganz wichtig wird.“ Im Training unter der Woche habe der Torjäger gezeigt, dass er auf dem besten Weg sei, seine „kleine Durststrecke“ zu überwinden.
Ein paar Jovic-Tore würden der Eintracht in den nächsten Wochen sicher guttun, denn es winkt reichlich Lohn. „Wir können etwas Außergewöhnliches erreichen“, sagt Adi Hütter, „unser Traumziel ist es, in Europa dabei zu sein.“
Ersatzbank wird mit Nachwuchsspielern aufgefüllt
Im Gegensatz zu Hertha BSC (zwei Siege in dieser Saison) gehört der zweite Berliner Klub nicht gerade zu den „Lieblingsgegnern“ der Eintracht. Das letzte Heimspiel wurde mit 1:2 verloren, im Hinspiel hatte es nur zu einem 3:3 gereicht. „Wir kriegen es mit einem unangenehmen Gegner zu tun, der taktisch sehr diszipliniert spielt und zudem die laufstärkste Mannschaft der Bundesliga ist“, mahnt Trainer Hütter, „dass wir letzte Saison hier verloren haben, liegt uns noch immer im Magen.“ Ein bisschen Revanche ist also auch angesagt.
Eine besondere Herausforderung für die Eintracht wird wie immer in den letzten Jahren, egal in welchen Trikot er auch aufgelaufen ist, Max Kruse sein. Der Berliner Spielmacher, Torvorbereiter und Torschütze hat gegen die Eintracht meist sehr gute Leistungen gezeigt. Die Defensivspezialisten im Frankfurter Mittelfeld, entweder Hasebe und Sow oder Rode und Sow, werden ein wachsames Auge auf den ehemaligen Nationalspieler haben müssen.
Ausgesprochen dünn besetzt sein wird die Bank der Eintracht. Jetro Willems wird dort einen Platz haben, obwohl er nur für einen Kurzeinsatz in Frage kommt. „Jetro trainiert mittlerweile wieder mit der Mannschaft und ist fußballerisch eine Augenweide, wie immer“, sagt der Trainer, „aber wir dürfen nicht vergessen, dass er aus einer schweren Verletzung kommt.“ Und so werden Chandler, Hrustic, Zuber und Ache die ersten Optionen für Einwechslungen sein. Aufgefüllt werden könnte der 20-Mann-Kader diesmal mit dem einen oder anderen Nachwuchsspieler. Yannick Brugger und Lukas Fahrnberger sind die Kandidaten.
Eintracht: Trapp – Ilsanker, Hinteregger (Hasebe), Ndicka – Barkok, Hasebe (Rode), Sow, Kostic – Kamada – Jovic, Silva.- Bank: Schubert, Chandler, Willems, Rode, Hrustic, Zuber, Ache.
Von Peppi Schmitt