Weil die Bundesliga pausiert, haben Fans von Eintracht Frankfurt nun ungültige Tickets. Diese können sie umtauschen - und das Geld dabei spenden. Auch der Klub beteiligt sich.
FRANKFURT. „Auf jetzt!“. So hieß eine Kampagne der Frankfurter Eintracht, als der Klub vor vier Jahren in sportlichen Nöten steckte. Sie lebt nun wieder auf, aber vor einem ganz anderen Hintergrund. „Auf jetzt! 2020“ soll sozialen Einrichtungen in der Stadt helfen, die Corona-Krise ein wenig besser meistern zu können. „Jetzt ist es wichtig, wieder eine Einheit zu formen. Dieses Mal um einer noch größeren Herausforderung zu trotzen und sich für all jene einzusetzen in dieser Gesellschaft, die der starken Unterstützung unserer Eintracht bedürfen", heißt es von der Eintracht. Fünf Heimspiele hätten die Frankfurter ja noch in dieser Saison, sie werden aber, wenn überhaupt, nur ohne Zuschauer durchgeführt werden können. Die Kartenbesitzer haben demnach Anspruch auf Rückerstattung.
Da setzt die Eintracht an und bietet mehrere Rückgabe-Möglichkeiten an: Rückerstattung, Gutschein, Verzicht oder Spende an eine Organisation. Vorstand Axel Hellmann, der gemeinsam mit Marketing-Chef Arnfried Lemmle, Justitiar Philipp Reschke und Medienchef Jan Strasheim in erster Linie verantwortlich zeichnet, erläuterte am Dienstag die Hilfsaktion des Klubs, die sich nicht nur auf finanzielle Aspekte beschränken, sondern auch persönlichen Einsatz vieler beinhalten soll. „Wir haben so viel bekommen in den letzten Jahren von unseren Fans, wir wurden getragen, wir haben sehr profitiert“, sagte er, „es ist unsere innere Überzeugung, jetzt nicht den schnellen Start der Liga herbeizureden, sondern unsere Kraft auf jene zu konzentrieren, die die Gesellschaft zusammenhalten.“
Was ist die Idee? So viele Eintracht-Zuschauer wie möglich sollen das ihnen zustehende Rückgeld auf freiwilliger Basis an soziale Einrichtungen spenden. „Wir setzen dabei auf die positive Wucht, die dieser Verein in den letzten Jahren aufgebaut hat“, sagt Hellmann. Die Gruppe ist groß, es geht um 80 000 Tageskarteninhaber, 30 000 Dauerkartenbesitzer und 1000 Kunden im Business- und Logenbereich. Und es geht in der Summe um Millionen-Euro-Beträge, die für den guten Zweck gespendet werden können. Wie bei den kürzlich beschlossenen Gehaltskürzungen habe die Eintracht auch in diesem Fall nichts von “symbolischen Schnellschüssen“ gehalten, betont Hellmann, „manchmal liegt das Gute nicht in der Schnelligkeit, sondern in der Gründlichkeit.“ Zunächst einmal sei es darauf angekommen, die wirtschaftlichen Zahlen für den Verein zu prüfen und zu bewerten. Hellmann: „Nur wenn das auf sicherem Fundament steht, können wir für andere tätig sein.“ Das gehe man nun konsequent an.
Spenden an Arche, DRK, Diakonie, Tafel und Uni-Kinik
Wer profitiert? Unterstützt werden sollen die „Arche Frankfurt“, das „Deutsche Rote Kreuz Frankfurt“, die „Diakonie Hessen“, die „Frankfurter Tafel“ und die „Uni-Klinik Frankfurt“. „Wir stehen mit allen Organisationen persönlich in Kontakt, wir wissen, was da gemacht wird und wie es gemacht wird“, sagt Hellmann, „wir wissen von allen, wo es brennt und das vieles gebraucht wird.“
Welche Aktionen sind geplant? Neben der finanziellen Unterstützung durch jene Karteninhaber, die ihr Geld nicht zurückfordern, sondern den sozialen Einrichtungen spenden, wird sich der gesamte Klub beteiligen. „Die gesamte Eintracht ist involviert, nicht nur die Profifußballer“, sagt Hellmann. Vereinspräsident Peter Fischer wird in den nächsten Tagen über Aktionen der anderen Sportarten und Sportler des Klubs informieren. Die Mobilisierung der Eintracht soll „möglichst breit“ ausfallen. Die Fußballprofis werden mit gutem Beispiel vorangehen, Gespräche darüber haben stattgefunden. Dabei war es um eine „innere Motivation“ gegangen, darum den Gemeinsinn zu entdecken und den Dienst an der Sache. „Die Welt ist jetzt anders“, sagt Hellmann, der sich vorstellen kann, „dass Kevin Trapp einer der ersten im aktiven Einsatz sein wird.“ Andere Spieler, die vielleicht Berührungsängste haben, sollen mitgenommen werden. Konkret geht es um Lebensmittelversorgung von Senioren, Verteilung von Essen bei den Tafeln, um Blutspenden oder Bereitstellung von Lernmaterialien. Hellmann: „Wir wollen möglichst viel auf die Beine stellen.“
Von Peppi Schmitt