Eintracht „nur“ Unentschieden: „Das ist doch kein Drama“

aus Eintracht Frankfurt

Thema folgen
Luka Jovic konnte bei der Partie zeigen, dass der eine große Hilfe für das Team werden könnte. Foto: Jan Hübner

Eintracht-Trainer Adi Hütter ist "zufrieden" mit dem 1:1 gegen Stuttgart. Vor allem Luka Jovic konnte in der Partie seine Qualitäten zeigen.

Anzeige

FRANKFURT. So richtig etwas anzufangen mit dem 1:1 (0:0) gegen den VfB Stuttgart wussten sie bei der Frankfurter Eintracht nicht. War das nach dem 1:2 von Bremen ein weiterer Rückschlag? Oder war es doch ein größerer Schritt nach vorne, als es zunächst den Anschein hatte? Die Zahlen lassen sich so und so interpretieren. Einerseits: Der Rückstand auf den Tabellendritten VfL Wolfsburg wurde auf zwei Punkte verkürzt.

Der Vorsprung vor Bayer Leverkusen liegt bei drei Punkten, vor Borussia Dortmund bei vier. Und Borussia Mönchengladbach ist gar um zehn Punkte distanziert. Andererseits: In Anbetracht der nächsten Spiele in Leipzig und bald nach der Länderspielpause in Dortmund und Leverkusen, haben die Frankfurter eine gute Gelegenheit verpasst, sich noch etwas mehr Speck anzufuttern. Dementsprechend unterschiedlich waren auch die Einschätzungen. „Nach der Niederlage gegen Bremen habe ich die erwünschte Reaktion meiner Mannschaft gesehen“, lobte Trainer Adi Hütter, „am Ende bin ich mit dem Punkt zufrieden.“ Sportvorstand Fredi Bobic konnte mit dem Ergebnis „gut leben“.

Anzeige

Verteidiger Erik Durm war da zwiegespalten. „Ich weiß nicht, ob wir einen Punkt gewonnen oder zwei verloren haben“, sagte er. Abwehrchef Martin Hinteregger urteilte deutlich wie immer: „Wenn wir mal zwei Spiele nicht gewinnen, ist das kein Drama. Natürlich haben wir ein Ziel und wir stehen auf Platz vier.“ Und das schon seit vier Spieltagen.

Eintracht fehlt in ersten Hälfte die Leichtigkeit

Die Frankfurter schnuppern also weiter am ganz großen Traum, an der Teilnahme an der Champions-League. Sie wollen sich ihre Chancen auch nicht kleinreden lassen. „Die ganze Stadt fiebert mit, alle wissen, dass dieses Ziel zum Greifen nah ist“, sagt Hinteregger, „man spürt das, auch wenn keine Fans da sind.“ Doch die Chancen wären natürlich noch ein bisschen besser, wenn sie den möglichen Sieg gegen den VfB geschafft hätten. Doch dazu hatte in der ersten Halbzeit jene Leichtigkeit gefehlt, die die Mannschaft in den Wochen der Siegesserie ausgezeichnet hatte. Das Spiel war holprig wie der Rasen, der Gegner war sperrig und kampfstark und flink. Die Eintracht hat sich schwergetan, Chancen herauszuspielen. Immerhin: Sie erlaubten den Stuttgartern keinen einzigen Schuss aufs Tor. „Wir hatten einfach zu viel Ballverluste“, begründete der Trainer den mangelnden Spielfluss.

Das wurde nach dem Wechsel besser. Und dann hatten die Frankfurter ein wenig Pech. Das vermeintliche Führungstor von Filip Kostic wurde aberkannt, weil vier Pässe zuvor Luka Jovic hauchdünn im Abseits gestanden hatte. Der VAR hatte da ganz genau hingeschaut. Was er bei einem Handspiel im Strafraum dann übrigens nicht getan hatte. Statt in Führung zu gehen lag die Eintracht kurz darauf plötzlich im Rückstand. Sascha Kalajdzic schoss Hinteregger den Ball an den Arm, von dort prallte er ins Tor. Und dann hatten die Frankfurter auch mal Glück. Denn fast im Gegenzug war Kostic der Ausgleich gelungen und damit der erste große Frust vertrieben. Am Ende war die Eintracht dem Sieg näher, aber die Stuttgarter hielten dicht.

Anzeige

Verletzter Kamada macht Weg für Jovic frei

Die zweite Halbzeit hatte durchaus das Zeug, den Frankfurtern Mut für die nächsten schweren Wochen zu machen. Das Team ist in der Lage, Rückschläge zu verkraften. Schon zum neunten Mal in dieser Saison ist die Eintracht nach einem Rückstand erfolgreich zurückgekommen. Die Heimserie hat gehalten, seit vierzehn Spielen ist die Eintracht in der eigenen Arena ungeschlagen. Die Nachrücker haben ihre Aufgaben gut erfüllt. Stefan Ilsanker, der den verletzten Tuta vertrat, sogar sehr gut. Positiv auch, dass Luka Jovic nach einer langen Anlaufzeit zeigen konnte, dass er zu einer großen Hilfe werden könnte.

In der ersten Halbzeit hatte der prominente Rückkehrer bei seinem ersten Einsatz gemeinsam mit Silva in der Anfangself noch wie ein Fremdkörper gewirkt, in der zweiten Halbzeit wurde er von Minute zu Minute sichtbar stärker. „Ich hatte schon gegen die Bayern den Plan, Luka und André gemeinsam zu bringen“, sagte der Trainer, „jetzt war es der richtige Zeitpunkt.“ Durch den Ausfall von Daichi Kamada (Hexenschuss) war ein Platz in der Offensive frei geworden. „Mit zunehmender Spieldauer sind André und Luka immer besser geworden“, freute sich Hütter. Bei Jovic wurde deutlich, dass er mit mehr Spielpraxis weiterhelfen wird.

Der Blick richtete sich bei den Frankfurter dann schnell aufs nächste Spiel. In Leipzig steht am nächsten Sonntag auf dem Prüfstand, ob die Eintracht tatsächlich mit den Großen mithalten kann. Für Noch-Boss Bobic ein „super Gradmesser“. Es werde Zeit, nicht nur zu Hause (Zuletzt zwei Siege und ein Unentschieden), sondern auch auswärts gegen Leipzig zu punkten. Der Trainer sieht dem Hammerspiel zuversichtlich entgegen. „Jetzt fahren wir nach Leipzig“, sagte Hütter, „wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, ist vieles möglich.“

Von Peppi Schmitt