Eintracht: Viel Kritik an Trainer Adi Hütter

aus Eintracht Frankfurt

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Eintracht-Trainer Adi Hütter. Foto: Jan Huebner
© Jan Huebner

Nach dem Abrutschen der Eintracht auf den elften Platz gibt es Kritik am Trainer. Welche Vorwürfe sind berechtigt und welche nicht?

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FRANKFURT. Eines vorweg: Trainer Adi Hütter sitzt bei der Frankfurter Eintracht fest im Sattel. Er genießt das Vertrauen des Klubs und das zu Recht. Sein Vertrag wurde vor ein paar Wochen bis ins Jahr 2023 verlängert. Und doch sind es auch für den 50 Jahre alten österreichischen Fußball-Lehrer harte Zeiten. Nach dem 2:2 beim VfB Stuttgart, dem dritten Unentschieden im vierten Spiel und dem Abrutschen auf dem elften Platz der Bundesliga-Tabelle, hat die Kritik zugenommen. Moderat und sachlich in den Medien, heftig und undifferenziert in den sozialen Netzwerken. Kritisiert werden die vermeintlich zu defensiven Aufstellungen, das Festhalten an bestimmten Spielern und die häufig zu späten Auswechslungen. Was ist dran an den Vorwürfen?

Es mangelt an spielstarkem „Sechser“

In Stuttgart hatte Hütter vor Torwart Trapp und die Dreier-Abwehr mit David Abraham, Makoto Hasebe und Martin Hinteregger mit Dominik Kohr und Stefan Ilsanker zwei weitere Defensivkräfte aufgestellt. Das ist nicht ungewöhnlich und entspricht der Spielart, die Hütter schon seit seinem Amtsantritt vorgibt. Für den kurzfristigen Ausfall von Sebastian Rode konnte der Trainer nichts. Und da Rode der kreativste und aktivste der defensiven Mittelfeldspieler ist, war das Offensivspiel schon durch diese eine Personalie eingeschränkt. Einmal mehr wurde deutlich, dass es der Eintracht an einem spielstarken „Sechser“ mangelt. Dieses Manko wurde in den letzten Transferperioden nicht behoben und ist auch jetzt nicht zu beheben und nicht dem Trainer alleine anzukreiden.

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Dass Hütter auf Außen mit Almamy Touré und Steven Zuber spielen ließ schon eher. Touré wird nach zwei guten Leistungen gegen Hoffenheim und in Berlin permanent überschätzt. Ihm fehlt es konstant an der notwendigen Ersthaftigkeit und am taktischen Verständnis. Das konnte Hütter in München feststellen, auch gegen Bremen und musste es jetzt wieder feststellen. Bei Zuber hat sich herausgestellt, dass er höchstens ein Ergänzungsspieler aber sicher keine Verstärkung ist. Vieles, was dem aus Hoffenheim geholten Schweizer nachgesagt wurde, Dribbelstärke zum Beispiel, hat er in Frankfurt jedenfalls noch nicht gezeigt. Zum zweiten Mal in Folge wurde das Frankfurter Spiel mit den Auswechslungen von Touré und Zuber und den Einwechslungen von Aymen Barkok und Amin Younes besser, schneller, ansehnlicher, erfolgreicher.

Hütter hat Zugang zu seinen Spielern

Hätte die Eintracht also mit Younes und Barkok in der Anfangself das Spiel gewonnen? Diese Rechnung ist zu einfach und zu billig und tut dem Trainer unrecht. Denn zum einen kann Hütter ja am besten von allen beurteilen, ob ein Spieler wie Younes überhaupt schon bereit ist für 90 Minuten wäre. Oder ob Barkok nicht gerade wegen seiner Unbekümmertheit genau der richtige „Einwechsler“ ist. Zum anderen waren Younes und Barkok zwar die Personifizierungen des veränderten Spiels in den zweiten Halbzeiten gegen Stuttgart und Bremen, doch profitierten sie auch von einem komplett anderen Auftreten der ganzen Mannschaft. „Wenn man 0:2 zurückliegt, gibt es nichts anderes mehr als Vollgas“, sagte Martin Hinteregger. Das ist auch ziemlich einfach. Aber es trifft zu.

Gerade da freilich kann die Kritik am Trainer ansetzen. Denn er ist verantwortlich, dass seine Mannschaft von Beginn an das Spiel richtig aufnimmt. Das ist zuletzt einige Male nicht gelungen. Und bleibt auch ihm ein Rätsel. Denn Hütter hat den absoluten Zugang zu seinen Spielern, was er ja nicht nur mit der Arbeit in der Vergangenheit, sondern unter anderem auch mit den Korrekturen in der Pause und bei Rückständen, personell wie taktisch, immer wieder unter Beweis stellt. Manchmal freilich könnte er etwas früher reagieren, grundsätzlich auch etwas mutiger aufstellen. „Ich bin keiner, der gerne vor der Pause wechselt“, hat er gerade wieder eingeräumt. Aber warum muss, um ein Beispiel zu nennen, Touré bis zur Halbzeit auf dem Platz bleiben, wenn schon früh erkennbar ist, dass er ein Sicherheitsrisiko fürs Team darstellt? Bei fünf Auswechslungen wäre eine solche Formschwäche doch viel schneller zu korrigieren.

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„Nibelungentreue“ des Trainers

Dass sich viel Kritiker zuletzt auf Touré und Ilsanker eingeschossen haben, liegt zum einen an deren Leistungen, zum anderen aber auch an einer Art „Nibelungentreue“ des Trainers. Dass Hütter keinen Spieler schnell fallen lässt, gehört zu den Grundpfeilern seiner Mannschaftsführung. „Spieler müssen auch Vertrauen spüren, wenn sie mal schlecht spielen“, sagt er. Doch Vertrauen ist endlich. Und es muss für alle gelten, was beim großen Kader der Eintracht gar nicht so leicht umzusetzen ist. Danny da Costa, in Stuttgart nicht einmal mehr im Aufgebot, und Timmy Chandler können seit Wochen ein Lied davon singen. In Normalform sind sie beide sicher auf einem ähnlichen Niveau wie Touré. Bei Ilsanker liegt die Sache nochmal anders. Der Österreicher sei der „einzige echte Sechser“ in seinem Aufgebot, sagt Hütter. Dementsprechend ist meistens Platz für seinen österreichischen Landsmann.

Was direkt zur Frage führt, warum die Eintracht nur einen „echten Sechser“ im so großen Aufgebot hat. Da scheint wieder einiges nicht so wirklich harmonisch zusammengestellt, was dann zwar auch auf den Trainer, aber eben auch auf den Sportdirektor, der Kaderplaner und vor allem den Sportvorstand zurückfällt. Ein ähnlicher Engpass könnte auch im Angriff drohen, wenn einer der beiden Stammkräfte ausfällt.

Hütter lebt also in einigen Mannschaftsteilen von der Hand in den Mund. Es ist seine Aufgabe, das Beste aus diesem Aufgebot rauszuholen. Das ist ihm zuletzt nicht gelungen. Aber die Saison ist ja erst am Anfang.

Von Peppi Schmitt