Fans der Frankfurter Eintracht haben die fehlende Rotation bei den Aufstellungen kritisiert. Nun hat sich Trainer Adi Hütter geäußert - und macht den Reservisten wenig Hoffnung.
FRANKFURT. Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic sieht den kommenden Wochen zuversichtlich entgegen. Gerade weil die Eintracht in den Heimspielen gegen Leipzig und Borussia Dortmund auf Topteams trifft und zwischendurch beim „Höhenflieger“ Union Berlin antreten muss.
„Leipzig und Dortmund sind echte Hochkaräter, aber wir müssen uns nicht verstecken“, sagte der Eintracht-Boss, „sie sind uns aufgrund ihrer Spielweise ähnlich, weil es Mannschaften sind, die immer aktiv von sich aus Fußball spielen wollen.“ Auch gegen Union sehe er die Möglichkeit, drei Punkte zu holen. „Ich bin sicher, dass wir in den nächsten Wochen wieder gewinnen“, sagt Bobic.
„Mannschaft ist konkurrenzfähig für die Bundesliga“
Mit dem Transfersommer ist er in Anbetracht der besonderen Umstände zufrieden. Gerade Amin Younes und Aymen Barkok würden die Eintracht verstärken. „Natürlich gab es auch Dinge, die wir gerne noch realisiert hätten“, sagt Bobic. Die Umsatzeinbrüche wegen der Corona-Pandemie hätten dies aber verhindert. Grundsätzlich aber gelte: „Die Mannschaft hat die nötige Stabilität und ist konkurrenzfähig für die Bundesliga.“
Besonders froh ist er mit dem gegenseitigen Umgang von Spielern und Klub. „Es macht mich stolz, dass die Mannschaft freiwillig auf Teile ihres Gehalts verzichtet hat und das immer noch tut, um der Eintracht zu helfen“, sagt er. Alle haben erkannt, dass sich auch die Eintracht in einer schwierigen Lage befinde. „Es tut weh, dass vieles was wir in den vergangenen vier Jahren aufgebaut haben, ein Stück weit verloren geht“, sagt der Eintracht-Boss, „aber wir tun alles, dass wir gut durch diese Pandemie kommen und danach auch noch handlungsfähig sind.“
Hütter macht Reservisten wenig Hoffnung
Trainer Adi Hütter hat derweil im vereinseigenen Eintracht-TV unter dem Titel „Meinungsbild“ ein Fan-Beruhigungs-Interview gegeben. Mit der Beantwortung von kritischen Fan-Fragen hat er sich öffentlich für die Aufstellungen im Allgemeinen und einzelner Spieler im Speziellen gerechtfertigt. Was ungewöhnlich und in dieser Form durchaus auch umstritten ist. „Wir spielen diese Saison nur ein Mal pro Woche, deshalb rotieren wir weniger“, begründet er das Festhalten an Spielern nach schwächeren Leistungen. Profis wie Danny da Costa, Timothy Chandler und Erik Durm, die seit Wochen außen vor sind, wird das wenig trösten. „Sie müssen auf ihre Stärken vertrauen und sich zurückkämpfen“, sagt Hütter, „die Saison ist lang und wir werden früher oder später auch wieder rotieren.“
Derzeit hält er aber von Rotation wenig, seit Wochen spielt mit verletzungsbedingten Ausnahmen immer die gleiche Startelf. Hütter macht den Reservisten wenig Hoffnung auf schnelle Besserung ihrer Lage. „Ich bin ein Trainer, der seinen Jungs Vertrauen schenkt, sie nicht gleich fallen lässt, sondern ihnen auch durch Phasen hilft, in denen der eine oder andere mal nicht so gut spielt“, beschreibt der 50 Jahre alte österreichische Fußball-Lehrer die Prinzipien seiner Mannschaftsführung. Dabei sei er auch zu keinen Kompromissen bereit. „Dieser Weg hat mich ja bis hier zur Eintracht gebracht“, sagt er.
Hütter weist Kritik an Ilsanker zurück
Offenbar hofft der Klub, dass mit den öffentlichen Ausführungen des Trainers die Kritik in den sozialen Netzwerken abebbt. „Ich denke, diese Erklärung macht es nachvollziehbarer, warum ein Spieler beim nächsten Mal nochmal startet oder eben nicht mehr von Anfang an spielt“, sagt Hütter, „aber natürlich kann ich die Fans verstehen, die auch andere Spieler auf dem Platz sehen wollen.“ Sogar auf einzelne Spieler geht der Frankfurter Coach öffentlich ein.
Die Kritik an Stefan Ilsanker, in den Medien moderat formuliert, in den Internet-Foren, auch direkt bei der Eintracht, deutlich heftiger, weist er zurück. Ilsanker sei der einzige „klare Sechser“ im Aufgebot, hat der Trainer schon mehrfach betont. Sein österreichischer Landsmann sei „ein unheimlich positiver Typ“ und könne eine Mannschaft „mit seiner emotionalen Art mitreißen“. Hütter ist überzeugt, dass Ilsanker diese Rolle „aktuell am besten ausfüllen kann“.
Ob die Fans das genauso sehen, wird erst an den Reaktionen in den sozialen Netzwerken nach dem nächsten Spiel abzulesen sein und sicher vom Resultat abhängig sein. Der nächste Schritt wäre dann, das „Meinungsbild“ schon vor den Spielen einzuholen…
Von Peppi Schmitt