Leistungsträger über Umwege: Die Leihgeschäfte der Eintracht

aus Eintracht Frankfurt

Thema folgen
Daichi Kamada (Mitte) im Dress von Eintracht Frankfurt. Foto: dpa
© dpa

Das Konzept des Verleihens und Zurückholens hat sich bei der Frankfurter Eintracht etabliert. Gleich mehrere Spieler wollen wie Daichi Kamada so den Sprung ins Team schaffen.

Anzeige

FRANKFURT. Seit Daichi Kamada 2018 als verspieltes Talent nach Belgien verliehen und ein Jahr später als erwachsener Profi zurückgekehrt ist, ist die Frankfurter Eintracht auf den Geschmack gekommen. Junge Spieler, die zwar talentiert, aber noch nicht reif genug für die Bundesliga sind, werden auf Umwege geschickt. Das ist nicht neu in der Branche, aber bei der Eintracht ist es doch eine noch junge Geschäftsidee. Und sie scheint erfolgreich zu sein. Der Brasilianer Tuta (21) und vor allem Eigengewächs Aymen Barkok (22) haben von Profijahren fernab der sportlichen Heimat Frankfurt ganz offensichtlich profitiert. Und mit Rodrigo Zalazar (21), der für den FC St. Pauli in der Zweiten Liga Praxis sammelt, und Dejan Joveljic (21), der seinem Beruf als Torjäger in der Österreich beim Wolfsberger AC nachkommt, sind zwei weitere hoffnungsvolle Spieler in der Pipeline.

Besonders groß ist die Freude in Frankfurt über Barkok. Der einstige deutsche U21-Nationalspieler, der inzwischen in der A-Nationalmannschaft Marokkos spielt, der Heimat seiner Eltern, ist ein echter “Frankfurter Bub“. Geboren in der Nordweststadt, sportlich aufgepäppelt am Riederwald, auch dort übrigens mit einem Umweg, ausgerechnet über den Nachbarn Kickers Offenbach. „Die Fans feiern ihn zurecht“, hat Präsident Peter Fischer dieser Tage erklärt. Auch für Fischer wäre Barkoks Durchbruch ein Meilenstein. Denn seit vielen Jahren hat es keines der Eintracht-Talente mehr dauerhaft in die Bundesliga geschafft. Der letzte war Marc Stendera, der inzwischen in der Dritten Liga beim FC Ingolstadt kickt. Die Kritik an der Jugendarbeit am Riederwald hat zu von Sportvorstand Fredi Bobic initiierten personellen Umwälzungen, aber noch nicht zu mehr Erfolgen geführt.

Anzeige

Barkok war an den letzten drei Toren beteiligt

Nun also Barkok. Der ist nicht das Ergebnis der in den vergangenen Jahren total umgekrempelten Nachwuchsarbeit, sondern einer, der noch unter dem ehemaligen Leiter des Nachwuchsleistungszentrums Armin Kraaz und Trainer Alexander Schur groß geworden ist. Den Niko Kovac 2016 in die Bundesliga geholt und als „Rohdiamanten“ bezeichnet hat. Der danach in der Versenkung verschwand und auch in den zwei Leihjahren bei Fortuna Düsseldorf (2018- 2020) nicht wirklich vorankam. Was freilich auch an einer schweren Verletzung (Schultereckgelenksprengung) lag. „Ich habe mich dort vor allem menschlich weiterentwickelt“, sagt er selbst. Seit zwei Spielen mischt Barkok die Gegner nach seinen Einwechslungen auf, war an den letzten drei Toren der Eintracht gegen Bremen und Stuttgart in der Vorbereitung direkt beteiligt.

Der Brasilianer Tuta ist noch nicht ganz so weit, hat aber inzwischen auch sein Bundesliga-Debüt gefeiert und soll als Nachfolger von Kapitän David Abraham aufgebaut werden. Tuta ist einen schweren Weg über das belgische Kortrijk gegangen, hatte sich dort nach anfänglichen Schwierigkeiten zum Stammspieler entwickelt. Und gehört nun regelmäßig zum Aufgebot der Frankfurter.

Auch der Marktwert steigt

Der Weg des Ausleihens und Zurückholens ist sportlich vernünftig und wirtschaftlich lukrativ. Rodrigo Zalazar hatte die Eintracht im Juli 2019 für 50.000 Euro von der B-Mannschaft des spanischen FC Malaga geholt. Die erste Leihe des uruguayischen U20-Nationalspielers ins polnische Kielce ging noch schief. In Polen hatte sich der Mittelfeldspieler nicht wirklich wohlgefühlt, zudem wurde die Saison dort wegen Corona früh abgebrochen. Bei St. Pauli aber startet Zalazar gerade durch. Er hat sich zur Stammkraft gemausert, schießt Tore und begeistert die Fans. Sein Marktwert ist deutlich gestiegen, die sportliche Aufmerksamkeit hat zugenommen.

Ganz ähnlich die Entwicklung bei Dejan Joveljic. Aus Belgrad für vier Millionen Euro im Sommer 2019 geholt, hatte er nach gutem Start den Anschluss verloren. Die erste Leihe zum RSC Anderlecht verlief nicht wirklich erfolgreich, der junge Serbe saß bis zum Corona-Abbruch meist auf der Bank. Jetzt ist er in Wolfsberg Stammspieler und schießt in der österreichischen Liga (2) und der Europa-League (1) Tore. Beide, Zalazar wie Joveljic, könnten zur neuen Saison gestärkt zurückkehren. Das wäre dann der Idealfall wie bei Kamada.

Anzeige

Von Peppi Schmitt